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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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waren die unbehaglichsten seines Lebens gewesen. Abgesehen von allen körperlichen Unannehmlichkeiten hatte die stete Angst vor Entdeckung und deren entsetzlichen Folgen jeden Augenblick zu einer Nervenqual gemacht. Als er jetzt mit leerem Magen und völlig durchgefroren auf dem feuchtkalten Flussufer lag, die Beine von stinkendem Morast überzogen, gab er sich Phantasien über eine ehrenhafte Entlassung aus der Legion hin. Die Idee, aus der Armee auszuscheiden, kam ihm nicht zum ersten Mal. Keineswegs. Der Gedankengang war wohlvertraut und vor allem darauf gerichtet, ein Mittel zu ersinnen, wie er es dazu bringen könnte, als nicht verkrüppelter, junger Legionär mit einer Pension entlassen zu werden. Unglückseligerweise hatten aber Heerscharen scharfsinniger Verwaltungsbeamter schon vor Catos Geburt über die Regelungen nachgedacht und praktisch jedes Hintertürchen geschlossen. Trotzdem müsste es doch irgendwie irgendwo ein Mittel geben, mit dem er dem System ein Schnippchen schlagen könnte.
    Macro knurrte plötzlich: »Da kommen sie. Er hat sich wohl mit einer schnellen Nummer zufrieden gegeben.«
    »Entschuldigung?«
    »Nichts, Junge. Da sind sie, dort auf dem Weg zum Tor.«
    Cato ließ die Augen zur Rückseite des Dorfs wandern und sah, wie zwei winzige Reitergestalten sich aus dem Wald lösten. Als sie kühn auf das Dorf zutrabten, drehte der Wachmann am Tor sich um und rief etwas zu einer kleinen Gruppe von Männern hinunter, die sich um ein glimmendes Feuer geschart hatte. Sie reagierten sofort auf seinen Anruf und stiegen auf die primitive hölzerne Trittleiste an der Innenseite der Palisade. Als Prasutagus und Boudica sich dem Tor näherten, verschwanden sie aus dem Blickfeld. Angesichts der Wachleute, die mit gezogenen Waffen die Palisade bemannten, überkam Cato ein Moment der Sorge. Doch gleich darauf öffneten sich die Torflügel nach innen, und die beiden Iceni ritten ein.
    Sofort wurden sie von Männern umringt, die nach den Zügeln ihrer Pferde griffen. Das empörte Gebrüll, mit dem Prasutagus sich dagegen verwahrte, und sein herausforderndes Geschrei, mit dem er in seiner Rolle als wandernder Ringkämpfer die Dorfleute zum Kampf herausforderte, drang bis zu Macros und Catos Beobachtungspunkt hinter dem Fluss. Einer der Dorfbewohner rannte davon, verschwand zwischen den Hütten und stürmte dann auf das Gelände hinaus, das die große Hütte umgab. Er eilte in die Hütte hinein und kam bald darauf in Begleitung eines großen, hoch aufgerichteten Mannes hervor, dessen schwarzer Umhang mit einer großen Goldbrosche an der Schulter festgehalten wurde. Ohne jede Eile folgte er dem Wachmann zum Haupttor. Unterdessen rief Prasutagus mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme den Dorfbewohnern weiterhin seine Herausforderung entgegen, und als der Anführer eintraf, hatte sich am Fuß des Befestigungswalls bereits eine große Menschenmenge versammelt. Der Häuptling schob sich hindurch und trat zu den Besuchern, die noch immer im Sattel saßen. Prasutagus zeigte das genau angemessene Maß an Überheblichkeit, indem er die Arme vor der Brust verschränkte und einen Moment lang ungerührt sitzen blieb. Dann schwang er gelassen ein Bein übers Pferd und ließ sich zu Boden gleiten. Auch so überragte er den Häuptling noch und hob das Kinn, um seinen verächtlichen Blick zu betonen.
    Noch einmal wiederholte Prasutagus seine Herausforderung. Diesmal öffnete er die Schließe seines Umhangs und warf ihn Boudica zu, die ebenfalls abgestiegen war und die Pferde hielt. Der Iceni-Krieger zog seinen Kittel aus und stand nun mit entblößter Brust da, hob die geballten Fäuste über den Kopf und ließ zur Ergötzung der Menschenmenge die Muskeln spielen.
    »Verdammter Angeber!«, knurrte Macro. »Spielt sich auf wie so ein Gladiator, der sich als Weiberheld von einer reichen alten Nutte aushalten lässt! Noch so eine Pose, und ich muss kotzen.«
    »Nur ruhig, Herr. Das gehört alles zum Plan. Schau mal auf das Gelände bei der Haupthütte.«
    Die Männer hatten ihr Training an den Schwertpflöcken unterbrochen, steckten eilig die Schwerter in die Scheiden und legten ihre schwarzen Umhänge an. Als die Gruppe den Trainingshof verließ, trat der Wächter des fensterlosen Anbaus ein paar Schritte vor und schrie ihnen etwas zu. Die Antwort war ein barscher Ruf, und mit verdrossener Miene kehrte der Wächter auf seinen Posten vor der Holztür zurück.
    »Das ist unsere Gelegenheit!« Macro ließ sich auf der Rückseite des

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