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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Hügels nach unten gleiten und zog sich die Kleider vom Leib. Er warf Cato einen Blick zu. »Komm schon, Junge! Los.«
    Cato folgte ihm mit einem ergebenen Seufzer und zog sich ebenfalls aus. Er legte Umhang, Harnisch, Kettenhemd und schließlich auch seine Untertunika ab. Als er die letzte Schicht nassen Stoffs von seinem Körper schälte, bekam er in der kalten Luft eine kräftige Gänsehaut und zitterte schrecklich. Macro schaute die magere Gestalt missbilligend an.
    »Wenn wir wieder bei der Legion sind, solltest du anständig essen und ein bisschen trainieren. Du siehst schrecklich aus.«
    »D-danke, Herr.«
    »Komm schon, Stiefel aus. Außer deinem Schwert und deinem Schwimmsack brauchst du gar nichts.«
    Catos Schwimmkünste waren allenfalls kümmerlich zu nennen, da es ihm an Übung fehlte und er Wasser aus tiefster Seele fürchtete und hasste. Macro reichte ihm einen aufgeblasenen Weinschlauch. »Das hat mich den letzten Tropfen von diesem guten Gesöff gekostet.«
    »Du hast es doch nicht weggeschüttet?«
    »Natürlich nicht. Es war massischer Wein. Den kann man nicht einfach wegschütten, also hab ich ihn ausgetrunken. Das hält einem die Kälte vom Leib. Jedenfalls, da ist der Schlauch. Nimm ihn und geh mir ja nicht unter.«
    »Jawohl, Herr.«
    Cato schnallte sich den Ledergurt seiner Schwertscheide eng um die Taille und folgte Macro über den kleinen Hügel, sorgfältig darauf bedacht, möglichst wenig Bewegung im Röhricht zu verursachen. Er warf einen letzten Blick zum Dorfeingang, wo Prasutagus und einer der Bewohner sich schon für den ersten Kampf gegenüberstanden. Die beiden stürmten aufeinander los, und der Dörfler stieß dabei ein erregtes Kampfgeschrei aus.
    »Setz dich verdammt nochmal in Bewegung!«, zischte Macro Cato zu.
    Das stehende Wasser zwischen den Schilfhalmen war bitterkalt, und Cato schnaufte erschreckt, als er sich neben Macro niederhockte. Das eisige Wasser stach ihn wie mit Nadeln, fast so, als würde er verbrüht. Die beiden Römer drangen durch das raschelnde Schilf zum Rand des Flusses vor. Als das gegenüberliegende Ufer in Sicht kam, tauchten sie ins Wasser ein, bis nur noch die Köpfe zu sehen waren. Cato hielt den aufgeblasenen Weinschlauch unter Wasser fest an die Brust gedrückt.
    »Los geht’s«, flüsterte Macro. »Verhalte dich so ruhig wie möglich. Kein einziger Platscher, oder wir sind tot.«
    Der Zenturio schob sich in die träge Strömung und bewegte sich mit ruhigen Schwimmzügen voran. Mit einem tiefen Atemzug stieß Cato sich vom Ufer ab und schwamm Macro mit langsamen Beinbewegungen hinterher. An dieser Stelle war der Fluss vielleicht fünfzig Schritt breit, doch Cato kam die Entfernung unüberwindlich vor. Gewiss würde die Luft aus dem Weinschlauch entweichen, sodass er ertrank, und andernfalls erfror er mit Sicherheit in dieser Eiseskälte. Die Gefahr, dass ihn ein Feind entdecken und mit einem Speerwurf töten könnte, war die geringste seiner Sorgen. Wenigstens würde er dann nicht mehr wie ein Häufchen Elend bis zum Hals in dieser eisigen Strömung stecken.
    Sie schwammen auf die Rückseite der großen Hütte zu, quälend langsam und vorsichtig, doch das war nötig, wenn sie nicht entdeckt werden wollten. Als sie aus dem Wasser stiegen, waren Catos Finger und Zehen beinahe gefühllos. Auch Macro litt unter der Kälte und zitterte unkontrollierbar, als er Cato ans Flussufer half und dem Optio Arme und Beine rubbelte, damit er wieder Gefühl hineinbekam. Dann mussten sie zum Ufer hinauf und um die Hütte herum zu dem Anbau. Macro nickte Cato zu, sich bereitzumachen, doch Cato zitterte immer noch und hatte kaum genug Gefühl in den Händen, um sein Schwert zu ziehen und fest in der Hand zu halten.
    »Bereit?«
    Cato nickte.
    »Dann los.«
    Das anfeuernde Geschrei und Gebrüll vom Kampfplatz erreichte einen Höhepunkt, gefolgt von einem einstimmigen Stöhnen. Prasutagus hatte den ersten Favoriten des Dorfes zu Boden gebracht. In der plötzlichen Stille hielt Macro Cato mit ausgestreckter Hand zurück. Der Iceni-Krieger brüllte eine weitere Herausforderung. Jemand antwortete, und das Geschrei begann von neuem.
    »Los.« Die freie Hand Halt suchend ausgestreckt, schlich Macro tief geduckt vorwärts. Sie kletterten zu einem schmalen Erdstreifen auf der Uferbank hoch und pressten sich dann gegen die hintere Wand der Haupthütte. Macro, dessen Lunge nach dem Schwimmen noch immer brannte und der vor Kälte zitterte, schob sich vorsichtig die Wand entlang.

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