Cato 03 - Der Zorn des Adlers
mussten sie warten, während der Iceni-Krieger sich vergewisserte, dass der Weg vor ihnen frei war. Kurz vor der Morgendämmerung führte er sie stets vom Weg ab und in den nächstgelegenen Wald, wo er erst Halt machte, wenn sie eine Senke im Waldboden gefunden hatten, in der die Gruppe für den Rest des Tages unbeobachtet Rast machen konnte.
Sie deckten sich mit ihren Mänteln und den Satteldecken zu und schliefen so gut, wie es unter diesen Umständen möglich war. Den ganzen Tag über hielt einer von ihnen Wache, immer reihum, und stand lautlos in einiger Entfernung vom Lager im Schatten der Bäume.
Cato als der jüngste und magerste von ihnen litt am meisten unter der Kälte und schlief nur unruhig, wenn überhaupt. Am zweiten Tag fiel die Temperatur unter den Gefrierpunkt, und vom Liegen auf dem eiskalten Erdboden wurden seine Hüftgelenke so steif, dass er beim Aufwachen kaum die Beine bewegen konnte.
Am fünften Tag senkte sich dichter Nebel über sie. Prasutagus ließ sie wie üblich zurück, um das nächste Dorf zu erkunden. Während Boudica und die beiden Römer hungrig darauf warteten, dass er mit der Mahlzeit des Tages zurückkam, machten sie schon einmal die Feuerstelle bereit. Ein leichter Wind wehte, und sie mussten sie mit einem Windschutz aus Erde umgeben. Cato sammelte unter den nächststehenden Bäumen Fallholz auf und rieb sich dabei immer wieder die steifen Hüftgelenke. Als er genug Brennholz beisammen hatte, um das Feuer für ein paar Stunden in Gang zu halten, ließ er sich zwischen Boudica und seinem Zenturio niedersinken, die einander an der Feuerstelle gegenübersaßen. Zunächst sagte keiner ein Wort. Der Wind wurde allmählich stärker, und sie hüllten sich dichter in ihre Umhänge. In einigen Schritten Entfernung standen die Pferde verdrossen da; ihre glatten Mähnen flatterten bei jedem Windstoß.
Bis zum Ultimatum der Druiden blieben nun nur noch fünfzehn Tage. Cato bezweifelte, dass sie die Familie des Generals rechtzeitig finden würden. Es war völlig sinnlos, dass sie hier durch die Gegend stapften. Sie konnten nichts tun, um die Druiden an der Ermordung ihrer Geiseln zu hindern. Nichts. Die fünf anstrengenden Nachtmärsche durch feindliches Gebiet hatten ihren Tribut gefordert, und Cato glaubte nicht, dass er noch viel länger durchhalten konnte. Klamm und verdreckt, körperlich und seelisch am Ende, war er nicht in der Verfassung, weiter nach den Geiseln zu suchen, geschweige denn sie zu retten. Sie waren völlig vergeblich unterwegs, und die feindseligen Blicke, die Macro ihm immer öfter zuwarf, brachten Cato zu der Überzeugung, dass der Zenturio ihm seine Dummheit niemals verzeihen würde – falls sie es überhaupt jemals zur Zweiten Legion zurückschafften.
Über dem dunklen Gewirr windgepeitschter Zweige senkte sich die Dämmerung nieder, und noch immer war nichts von Prasutagus zu sehen. Schließlich stand Boudica auf und reckte sich mit einem tiefen Seufzer.
»Ich gehe ihm nur ein kleines Stück entgegen«, erklärte sie. »Mal schauen, ob er auftaucht.«
»Nein«, erwiderte Macro fest. »Bleib sitzen. Das ist zu gefährlich.«
»Gefährlich? Wer wird denn an einem Tag wie diesem so verrückt sein und in den Wald gehen?«
»Außer uns?« Macro kicherte freudlos. »Das will ich mir lieber gar nicht ausmalen.«
»Also, ich gehe jedenfalls.«
»Nein, du bleibst hier. Setz dich.«
Boudica blieb stehen und antwortete ruhig: »Ich hatte dich wirklich für einen besseren Menschen gehalten, Macro. «
Cato verkroch sich tiefer unter seinen Umhang, starrte auf die kalte Feuerstelle und wünschte, er könnte einfach verschwinden.
»Ich bin nur vorsichtig«, erklärte Macro. »Ich gehe davon aus, dass dein Verlobter bald zurückkommt. Du brauchst dir keine Sorgen um ihn zu machen. Bleib also hier.«
»Tut mir Leid, ich muss mal. Ganz dringend. Wenn du mich also kein stilles Örtchen suchen lässt, muss ich es hier erledigen.«
Macro lief vor Verlegenheit und Zorn rot an, doch es wäre sinnlos gewesen, sie der Lüge zu bezichtigen. Entnervt ballte er die Hände zu Fäusten.
»Dann geh. Aber nicht so weit und komm gleich wieder zurück.«
»Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche«, fauchte sie ihn an und stapfte ins Dunkel des Waldes davon.
»Verdammte Weiber«, knurrte Macro. »Die machen einem nur das Leben schwer, alle miteinander. Willst du meinen Rat hören, Junge? Dann lass die Finger davon. Da hat man nichts als Ärger.«
»Ja, Herr. Soll ich das Feuer
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