Cato 03 - Der Zorn des Adlers
anmachen?«
»Was? Oh, ja. Gute Idee.«
Während Cato in seiner Zunderpfanne mit den Feuersteinen Funken schlug, hielt Macro weiter nach Boudicas und Prasutagus’ Rückkehr Ausschau. Ein kleines, orangerotes Flämmchen erfasste das trockene Moos in der Pfanne, und Cato schob die brennenden Fasern vorsichtig unters Anzündholz, das rasch Feuer fing. Bald wärmte er seine Hände an den knisternden Flammen, während das Feuer sich langsam an die größeren Holzstücke heranfraß, die er aufgelegt hatte. Ein schwacher, orangefarbener Schein huschte flackernd über die Bäume, während die Nacht sich über sie niedersenkte.
Boudica tauchte nicht wieder auf, und allmählich fragte Cato sich, ob den beiden Briten etwas zugestoßen war. Doch würde Boudica, selbst wenn ihr nichts geschehen war, im Dunkeln überhaupt den Weg zurückfinden? Was, wenn die beiden von den Durotriges gefangen genommen worden waren? Würde man sie unter Folter nach Komplizen aushorchen? Suchten die Durotriges etwa schon nach ihm und seinem Zenturio?
»Herr?«
Macro, der in den dunklen Wald gestarrt hatte, drehte sich um. »Was denn?«
»Glaubst du, dass ihnen etwas zugestoßen ist?«
»Woher soll ich das wissen?«, blaffte Macro ihn an. »Vielleicht verhandeln sie ja auch gerade mit den Einheimischen über den Preis für uns.«
Das war eine dumme Bemerkung, und Macro bereute sie beinahe sofort. Er machte sich Sorgen um Boudica und fragte sich, was mit ihnen geschehen würde, falls Prasutagus nicht zurückkehrte. Für zwei mitten in feindlichem Gebiet gestrandete Römer waren die Aussichten nicht gerade rosig.
»Mir kam er vertrauenswürdig vor«, widersprach Cato beunruhigt. »Vertraust du ihm etwa nicht, Herr?«
»Er ist Brite. Diese Durotriges kommen zwar von einem anderen Stamm, aber dennoch hat er mit ihnen viel mehr gemeinsam als mit uns.« Macro hielt inne. »Praktisch an jeder Grenze, an der ich diente, sah ich, wie Menschen ihre Landsleute an Rom verkauften. Und dieser Haufen hier ist auch nicht besser. Schau doch, wie viele entmachtete adlige Briten sich mit Rom verbündet haben, damit wir sie wieder als Könige einsetzen. Für ein bisschen Macht und Einfluss würden sie sich an jeden verkaufen. Prasutagus und Boudica sind da nicht anders. Sie werden Rom nur so lange die Treue halten, wie es ihren Interessen dient. Andernfalls wirst du ihren wahren Wert als Freunde und Verbündete kennen lernen. Das kannst du mir glauben.«
Cato runzelte die Stirn. »Denkst du das wirklich?«
»Vielleicht.« Plötzlich leuchtete in Macros wettergegerbtem Gesicht ein Lächeln auf. »Aber ich wäre überglücklich, wenn ich mich irrte!«
In der Nähe knackte ein Zweig. Die Römer sprangen sofort auf und zogen die Schwerter.
»Wer da?«, rief Macro. »Boudica?«
Unter Laubgeraschel und Zweigeknacken traten zwei Gestalten aus der Dunkelheit ins gedämpfte Flackerlicht des Feuers. Macro entspannte sich und senkte das Schwert.
»Wo wart ihr denn, verdammt nochmal?«
Prasutagus grinste, trat aufgeregt redend ans Feuer und klopfte Macro auf die Schulter. Wie üblich brachte er Fleisch mit – ein Ferkel hing an seinem Gürtel. Prasutagus warf das tote Tier beim Feuer nieder und sprach weiter. Boudica übersetzte so schnell sie konnte.
»Er sagt, er hat sie gefunden – die Familie des Generals!«
»Was? Ist er sich sicher?«
Sie nickte. »Er hat sich mit dem Dorfhäuptling unterhalten. Sie werden in einem anderen Dorf nur ein paar Meilen von hier festgehalten. Der Häuptling jenes Dorfes ist einer der treuesten Gefolgsleute der Druiden und bildet ihre persönlichen Leibwächter aus. Er rekrutiert die vielversprechendsten Burschen aus den umliegenden Dörfern und erzieht sie dann zu fanatischer Loyalität gegenüber ihren neuen Herren. Wenn er mit ihnen fertig ist, würden sie eher sterben, als ihren Anführer zu enttäuschen. Vor ein paar Tagen war er in dem Dorf, das Prasutagus gerade besucht hat, denn er wollte sein Kontingent an neuen Rekruten abholen. Er trank mit den hiesigen Kriegern und ließ dabei die Bemerkung fallen, dass er wichtige Geiseln bewache. «
Prasutagus nickte mit flammenden Augen, ganz erregt, weil sie jetzt endlich handeln konnten. Er legte seine breite Hand auf Macros Schulter.
»Ist gut, Römer! Ja?«
Einen Moment lang sah Macro in das strahlende Gesicht des Iceni-Kriegers, und alles Unbehagen der letzten Tage wich einer enormen Erleichterung, dass die erste Etappe ihres Auftrags erreicht war. Der nächste Schritt
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