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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schien, ob er die Herausforderung des Häuptlings annehmen sollte. Macro schlug mit der Faust auf den Boden.
    »Jetzt mach mal dalli, du Dummkopf!«
    Im Trainingshof war der Durotrigeskrieger inzwischen beim Anbau angelangt. Er rief wieder etwas, diesmal mit wütend in die Hüften gestemmten Armen, den Mantel nach hinten zurückgeschoben. Dann fiel sein Blick zufällig nach unten. Gleich darauf kniete er am Boden und untersuchte dort etwas mit den Fingern. Er blickte auf, führte die Hand zum Schwert, stand auf und schlich vorsichtig um den Anbau herum. Als er die Leiche entdeckte, blieb er stehen.
    »Das war’s dann«, murmelte Cato.
    Am Dorftor gab Prasutagus unterdessen endlich nach und zog Kittel und Umhang an. Die Menge überschüttete ihn mit verächtlichen Rufen. Der Häuptling wandte sich seinen Leuten zu und stieß angesichts des weichenden Herausforderers triumphierend die Arme in die Luft. Auf dem Trainingshof entriegelte der Krieger die Tür des Anbaus und trat in den Raum hinein. Einen Moment später kam er wieder hervor und rannte aus Leibeskräften brüllend zum Tor des Trainingshofs.
    »Prasutagus, du Idiot, setz dich endlich in Bewegung«, knurrte Macro.
    Der Iceni schwang sich auf den Rücken des Pferdes, das Boudica ihm bereithielt. Dann durchritten die beiden, vom Hohn der Dorfleute überschüttet, das Tor, bemüht, nicht gehetzt zu wirken. Sie hatten schon fünfzig Schritte in Richtung Wald zurückgelegt, als der Durotrigeskrieger in die Menge stürmte und sich zum Häuptling durchdrängte. Gleich darauf brüllte der Häuptling Befehle. Die Menschenmenge verstummte. Die Männer eilten zum Trainingsgelände, und der Häuptling schritt hinter ihnen her, blieb dann aber stehen, wirbelte herum und deutete durch das Tor auf Prasutagus und Boudica. Was auch immer er schrie, die Iceni hörten es, stießen ihren Pferden die Fersen in die Weichen und galoppierten um ihr Leben in den Wald davon.

25

    »Jemand hat uns verdammt nochmal verraten!«, schimpfte Macro. »Also, eine so ausgeklügelte Falle stellt man doch nicht einfach so. Falls aber er der Verräter war, mach ich Mus aus ihm.« Er stieß den Zeigefinger in Richtung Prasutagus, der auf einem Baumstamm saß und an einem Streifen Trockenfleisch kaute.
    Macro starrte Boudica wütend an: »Sag’s ihm.«
    Sie hob müde und resigniert den Blick. »Sag’s ihm doch selbst. Willst du wirklich kämpfen? Mit ihm?«
    »Kämpfen?« Prasutagus hielt im Kauen inne, und seine rechte Hand glitt beiläufig zum Schwertgriff. »Du ich kämpfen, Römer?«
    »Allmählich kriegst du die Grundbegriffe der bedeutendsten Sprache der Welt in dein Spatzenhirn, nicht wahr, mein Schätzchen?«
    Prasutagus zuckte die Schultern: »Du ich kämpfen?«
    Macro dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann den Kopf. »Das hat Zeit.«
    »Es macht nicht den geringsten Sinn«, warf Cato ein. »Prasutagus befindet sich in derselben Gefahr wie wir alle. Jemand anders muss die Durotriges über uns in Kenntnis gesetzt haben. Dieser Bauer zum Beispiel. Vellocatus.«
    »Möglich«, räumte Macro ein. »Der war ein durchtriebenes kleines Arschloch. Und was jetzt? Der Feind weiß, was wir vorhaben. Er wird auf der Hut sein. Die Dumpfbacke hier kann sich nicht mehr zu den Eingeborenen wagen, um sich nach der Familie des Generals zu erkundigen. Ich würde sagen, dass unsere Chance, die Geiseln zu finden, inzwischen gegen null geht. Eine Rettungsaktion ist jetzt praktisch ausgeschlossen.«
    Cato musste ihm Recht geben. Vom Verstand her war ihm klar, dass sie ihren Auftrag aufgeben und zur Zweiten Legion zurückkehren sollten. Vespasian wäre gewiss klug genug, um zu begreifen, dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan hatten. Solange die Durotriges hinter ihnen her waren, wäre eine Fortsetzung der Suche mehr als tollkühn. Auch so war der Rückweg schon gefährlich genug. Doch mit dem Gedanken an die Gefahr drängte sich auch die Vorstellung ins Bewusstsein, in welcher weit größeren Gefahr die Familie des Generals schwebte. Da Cato mit einer lebhaften Phantasie geschlagen war, konnte er sich das Entsetzen von Plautius’ Frau und ihren Kindern vorstellen, die ständig befürchten mussten, in einer dieser riesigen Menschenfiguren aus Weidengeflecht festgebunden zu werden. Dort würde man sie bei lebendigem Leibe verbrennen, und plötzlich stand Cato das Bild ihrer schreienden Münder und verzerrten Gesichter so deutlich vor Augen, dass er zusammenzuckte. Der ihm unbekannte Sohn des

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