Cato 03 - Der Zorn des Adlers
schnellstmöglich von hier verschwinden. «
»Ach ja, tatsächlich? Na, das kannst du vergessen. Lass unser Gepäck in Ruhe.«
»Herr?«
»Ich sagte, lass die Finger davon. Wir kehren nicht um. Zumindest noch nicht. Erst suchen wir noch ein bisschen. «
»Aber du sagtest doch …«
»Halt’s Maul! Ich habe meine Entscheidung getroffen. Wir suchen weiter. Hat sonst noch irgendjemand Einwände? « Macro wandte sich dem Iceni zu, das Kinn herausfordernd vorgereckt. Boudica unterdrückte mit Mühe ein Lächeln. Prasutagus verstand die Situation wie üblich falsch und nickte nachdrücklich.
»Wir jetzt kämpfen, Römer?«
»Nein. Jetzt nicht!«, fuhr Macro ihn an. »Wenn wir ein bisschen mehr Zeit haben und auch dann nur, wenn du bis dahin brav bist. Kapiert? Sag ihm das mal klipp und klar, Boudica.«
Prasutagus wirkte enttäuscht, doch seine übliche gute Laune siegte rasch. Er versetzte dem Zenturio mit seiner riesigen Pranke einen herzlichen Schlag auf die Schulter.
»Ha! Du gut Mann, Römer. Wir Freunde vielleicht.«
»Rechne nicht zu sehr damit.« Macro lächelte so freundlich, wie sein zernarbtes Veteranengesicht es zuließ. »Jetzt müssen wir erst einmal entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.«
Cato hüstelte. »Herr, mir kommt der Gedanke, dass die Druiden einen heiligen Ort haben könnten, der nur ihnen selbst bekannt ist.«
»Ja und?«
»Vielleicht könnten wir ja einmal bei Prasutagus nachhaken. Schließlich war er ihr Schüler. Vielleicht würdest du ihn gerne fragen, ob die Druiden einen solchen Ort besitzen, an dem sie die Familie des Generals gefahrlos festhalten könnten.«
»Das stimmt.« Macro betrachtete den Iceni-Krieger nachdenklich. »Vielleicht hat er uns da tatsächlich etwas verschwiegen. Stell ihm diese Frage, Boudica.«
Sie wandte sich ihrem Vetter zu und übersetzte. Die Miene des Kriegers verdüsterte sich, und er schüttelte eilig den Kopf.
» Na !«
»Da ist aber jemand gar nicht glücklich. Was ist los?«
»Er sagt, es gibt keinen solchen Ort.«
»Er lügt. Und er ist ein schlechter Lügner. Sag ihm das. Und sag ihm, dass ich die Wahrheit wissen möchte, und zwar sofort.«
Prasutagus schüttelte wieder den Kopf und rutschte unbehaglich von Macro weg, doch dieser ließ die Hand vorschnellen und packte den Iceni-Krieger beim Handgelenk.
»Schluss mit dem Getue! Ich will die Wahrheit hören.«
Eine Zeit lang starrten die beiden Männer sich mit unnachgiebiger Miene an. Dann fügte Prasutagus sich mit einem Nicken und erzählte furchtsam und stockend:
»Es gibt einen heiligen Hain«, übersetzte Boudica. »Prasutagus wurde dort eine Zeit lang ausgebildet … An diesem Ort scheiterte seine Aufnahme in den zweiten Kreis. Die Druiden nennen diesen Ort den Hain des zunehmenden Mondes. Dort wird Cruach sich eines Tages erheben und die Welt für sich einfordern. Es kann jeden Tag so weit sein. Bis dahin liegt sein Geist wie ein schwarzer Schatten über jedem einzelnen Stein, Blatt oder Grashalm im Hain. In den Ästen hört man seinen kalten, heiseren Atem. Prasutagus warnt euch, dass Cruach eure Anwesenheit sofort spüren und mit den Feinden seiner Diener kein Erbarmen haben wird. Kein Erbarmen.«
»Ich habe genug von der Welt gesehen, um zu wissen, dass ein Mensch nur eines fürchten muss, nämlich die anderen Menschen«, entgegnete Macro. »Sag deinem Vetter, falls er Angst hat, halte ich ihm das Händchen.«
Boudica überging diese Bemerkung und führte Prasutagus’ Warnung weiter aus. »Er sagt, der Hain liegt auf einer Insel mitten in einem großen Sumpfgebiet, zwei Tagesritte entfernt. Ein schmaler Dammweg führt zum Haupteingang, aber dieser Zugang ist immer bewacht. Dort würden wir niemals durchkommen.«
»Aber es gibt noch einen anderen Zugang«, erriet Cato scharfsinnig. »Einen Zugang, den Prasutagus entdeckt hat?«
»Ja.« Boudica warf ihrem Vetter einen kurzen Blick zu und wurde mit einem Nicken zum Weitersprechen ermutigt. »So hat er immer die Tochter des Kommandanten der Druidenleibwache besucht. Sie wurde schwanger, und als die Druiden entdeckten, dass er sein Keuschheitsgelübde gebrochen hatte, wurde er aus dem Orden verstoßen.«
Macro brüllte vor Lachen, was die anderen veranlasste, sich unruhig umzusehen.
»Mann o Mann!« Macro wischte sich die Augen und grinste Prasutagus an. »Du kannst wirklich keiner Herausforderung widerstehen, was? Du wurdest wegen einer Weibergeschichte rausgeschmissen – wie unglaublich dämlich. Weißt du,
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