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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Pferden, nimmst dir eines und reitest wie der Wind. Berichte alles Vespasian.«
    »Und was ist mit euch?«, fragte Boudica.
    »Falls du einen von uns rufen hörst, ist das mit ziemlicher Sicherheit das Letzte, was du von uns hörst.« Macro legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Hast du alles verstanden? «
    »Ja.«
    »Gut, dann kannst du ebenso gut hier warten wie anderswo. Bleib da. Sobald es ausreichend dunkel ist, ziehen wir uns bis auf Tunika und Schwert aus und folgen Prasutagus zur Insel hinüber.«

    »Und nur zur Abwechslung«, flüsterte Macro, »stehen wir wieder einmal bis zum Arsch in eiskaltem Wasser.«
    Der Fäulnisgeruch, der um sie herum aus dem aufgewühlten Wasser aufstieg, war so durchdringend, dass Cato fast schlecht wurde. Das hier war schlimmer als so ziemlich alles, was er je gerochen hatte. Schlimmer sogar noch als die Gerberei vor den Toren Roms, die er einmal mit seinem Vater besucht hatte. Die abgehärteten Gerber, denen der Geruch schon lange nichts mehr ausmachte, hatten sich schief gelacht beim Anblick des kleinen Jungen in der feinen Livree des kaiserlichen Palasts, der in ein Fass mit Schafsinnereien hineinwürgte.
    Hier im Sumpf verband sich der durchdringende Modergeruch toter Pflanzen mit dem Gestank menschlicher Ausscheidungen und süßlichem Verwesungshauch. Cato hielt sich die Nase zu und würgte die aufsteigende Galle runter. Wenigstens verbarg die Dunkelheit die halb zersetzten Teile, die um sein Knie herumschwappten. Vor Macros breitem Rücken konnte er gerade noch Prasutagus’ Riesengestalt erkennen, der ihnen durch das Schilf vorausging. Zwischen den raschelnden Schilfhalmen watete der Brite langsam von einem Zweigbüschel zum nächsten. Die meisten staken noch an Ort und Stelle, und bisher hatte Prasutagus nur ein einziges Mal den Weg verloren und war mit einem lauten Aufschrei in tieferes Wasser geraten. Alle drei hatten wie erstarrt gelauscht, ob von der dunklen Silhouette der Druideninsel irgendein Hinweis auf Alarm über das stinkende Wasser herüberklang. Als das aufgewühlte Wasser wieder zur Ruhe kam, schob Prasutagus sich vorsichtig auf festeren Grund zurück und lächelte dem Zenturio im Dunkeln zu.
    »Lang Zeit her, dass ich hier«, flüsterte er.
    »Schon gut«, antwortete Macro leise. »Jetzt halt einfach den Mund und konzentriere dich auf die Aufgabe.«
    »Hä?«
    »Vorwärts, verdammt nochmal.«
    »Oh. Sa !«
    Schließlich ließen sie das Schilf hinter sich, und Prasutagus hielt an. Die Insel schien noch immer ein ganzes Stück entfernt zu liegen, doch Cato fiel auf, dass der schilffreie Wasserstreifen hier am schmalsten war, was erklärte, warum Prasutagus für seine nächtlichen Abenteuer diesen Weg gewählt hatte. Auf der offenen Wasserfläche, die vor ihnen lag, wiesen nun keine Zweigbündel mehr den Weg. Prasutagus trat ein wenig zur Seite und starrte angestrengt zur Insel hinüber. Als Cato seinem Blick folgte, erkannte er zwei abgestorbene Kiefernstämme, die über den restlichen Wald hinausragten. Sie standen so dicht beieinander, dass sie aus einem bestimmten Blickwinkel wie ein einziger Stamm wirkten, und Cato begriff, dass Prasutagus sich beim Überqueren der freien Wasserfläche daran orientierte, dass der eine Stamm den anderen verdeckte. Der Iceni glitt ein wenig nach links und machte den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Das Wasser kräuselte sich um ihre Knie, während die kleine Gruppe sich langsam dem dunklen, beängstigenden Schatten der Druideninsel näherte.
    Der Gestank wurde erträglicher, als sie das Schilf allmählich hinter sich ließen. Cato gestattete sich ein paar tiefe Atemzüge und achtete darauf, genau in der Spur der anderen zu bleiben. Unter seinen Füßen fühlte sich der Grund sonderbar weich und nachgiebig an, und nur hin und wieder bot ein Ast eine gewisse Festigkeit. Einen Moment lang fragte Cato sich, wie Prasutagus nur diesen unter Wasser verborgenen Zugang hatte anlegen können. Dann kam er zu dem Schluss, dass es sich um eine Ansammlung toter, zu Boden gesunkener Pflanzenteile handeln musste, die der Brite zufällig gefunden und für seine Zwecke genutzt hatte. Cato lächelte über den kurzsichtigen Iceni. Am Ende war Prasutagus wegen seiner Verfehlung aus dem Orden des Dunklen Mondes ausgeschlossen worden.
    Der Gedanke an die Druiden riss ihn mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. Vor dem Nachthimmel ragte die dunkle Silhouette der Insel schon wieder ein Stück näher vor ihnen auf und schien dabei nicht

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