Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Unsicherheit erfüllt, die Macro nicht verstand. Genauso unverständlich waren ihm die gelegentlichen tiefen Verstimmungen des jungen Mannes, der sich dann völlig in sich selbst zurückzuziehen und in ein undurchdringliches Gedankengespinst einzuhüllen schien.
Macro zuckte die Schultern. Wenn der Junge nur mit der ewigen Grübelei aufhörte, würde ihm das Leben viel leichter vorkommen. Macro hatte keine Zeit für solche Selbstbetrachtungen, die ohnehin nur für Verwirrung sorgten und einen Mann vom Handeln abhielten. Das überließ man lieber diesen müßigen Intellektuellen in Rom. Je früher Cato das begriff, desto besser für ihn.
Figulus mokierte sich noch immer über Diomedes’ schamlos zur Schau getragene Gefühle. »Diese verdammten Griechen! Die machen aber auch aus allem ein Drama. Sie sehen zu viele Tragödien und zu wenige Komödien in ihren Theatern, das ist das Problem.«
»Der Mann hat seine Familie verloren«, erklärte Macro ruhig. »Tu ihm also den Gefallen und halt das Maul, verdammt nochmal, bevor er dich hört.«
»Ja, Herr.« Figulus verharrte noch einen Moment und schlenderte dann lässig davon, wie auf der Suche nach einer anderen Ablenkung, während die Zenturie auf Befehle wartete.
Zenturio Hortensius hatte genug gesehen und kam in schnellem Schritt auf Macro zu.
»Verdammte Sauerei, das da.«
»Ja, Herr.«
»Am besten lässt du den Schacht von deinen Jungs auffüllen. Wir haben nicht die Zeit für eine ordentliche Bestattung. Und die hiesigen Gebräuche kenne ich ohnehin nicht.«
»Du könntest Diomedes fragen«, schlug Macro vor. »Der weiß bestimmt, wie es läuft.«
Beide wandten sich ihrem griechischen Führer zu. Diomedes hatte den Kopf gehoben, starrte zum Brunnen hinüber und kämpfte mit bebender, verzerrter Miene gegen seinen Kummer an.
»Besser nicht«, entschied Zenturio Hortensius. »Zumindest vorläufig nicht. Ich schaue nach ihm, während du dich um den Brunnen kümmerst.«
Macro nickte, doch dann kam ihm noch ein anderer Gedanke. »Was ist mit dem Beutehaufen, den mein Optio entdeckt hat?«
»Was soll damit sein?«
Angesichts der Unfähigkeit des Oberzenturios, die Bedeutung seines Fundes zu erfassen, sah Cato gereizt herüber. Doch bevor er Gelegenheit zu irgendeiner aufsässigen Erklärung hatte, griff Macro ein.
»Der Optio vermutet, dass die Plünderer zurückkommen werden, um ihre Beute abzuholen.«
»Ach, tatsächlich?« Mit einem verärgerten Blick betrachtete Hortensius den anmaßenden jungen Mann, der trotz seiner Unerfahrenheit zu meinen schien, die Absichten des Feindes zu verstehen.
»Warum hätte man die Sachen denn sonst zusammengetragen, Herr?«
»Wer weiß? Vielleicht als Opfer für ihre Götter?«
»Das glaube ich kaum«, antwortete Cato ruhig.
Hortensius runzelte die Stirn. »Wenn du etwas zu sagen hast, sag es ordnungsgemäß, Optio«, fuhr er Cato an.
»Ja, Herr.« Cato nahm Haltung an. »Ich wollte nur zu bedenken geben, dass die Plünderer die Beute zusammengetragen haben könnten, um sie beim Rückzug ins Gebiet der Durotriges mitzunehmen. Das ist alles, Herr. Bis auf die Tatsache, dass sie auf dem Rückweg vielleicht schon bald hier vorbeikommen könnten.«
»Bald, hm?«, äffte Hortensius ihn nach. »Das bezweifle ich. Wenn sie auch nur ein bisschen Verstand besitzen, haben sie sich längst wieder dorthin verkrochen, wo sie herkamen. «
»Dennoch hat der Junge vielleicht nicht ganz Unrecht«, sprang Macro seinem Optio bei. »Wir sollten Wachposten an einem erhöhten Punkt aufstellen.«
»Macro, ich bin nicht von gestern. Das ist erledigt. Die Kavalleriekundschafter bewachen die Zugänge des Ortes. Sollte irgendjemand sich nähern, wird er rechtzeitig entdeckt. Wobei ich nicht glaube, dass das Überfallkommando noch in der Nähe ist.«
Er hatte kaum geendet, da war der Hufschlag eines Pferdes zu hören. Die drei Offiziere wandten sich um, und gleich darauf traf ein Kundschafter im Galopp auf dem Dorfplatz ein. Er zügelte das Tier und glitt an seiner Flanke herunter. »Wo ist Zenturio Hortensius?«
»Hier. Berichte!«
Der Mann eilte herbei, salutierte und holte tief Atem. »Eine Kolonne von Männern nähert sich, Herr! In zwei Meilen Entfernung.«
»Aus welcher Richtung?«
Der Kundschafter drehte sich um und zeigte nach Osten; dort schlängelte sich ein Weg zwischen zwei Hügeln die Küste entlang.
»Wie viele?«
»Zweihundert, vielleicht mehr.«
»Gut. Was macht euer Dekurio?«
»Er hat sich mit der Schwadron
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