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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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und noch immer lösten sich weitere Krieger aus dem Dunkel. Das Schnauben und Stampfen der Pferde vermischte sich mit den fröhlichen Stimmen der Briten und wirkte nach dem langen, erzwungenen Schweigen unnatürlich laut. Cato fürchtete, dass seine Leute bei diesem Krach das Trompetensignal überhören würden. Sie standen zwar vollkommen bewegungslos da, doch er spürte ihre wachsende Unruhe. Wenn das Signal nicht bald kam, war die Sechste Zenturie zahlenmäßig schwächer als die Schar, die sie überrumpeln sollte.
    Plötzlich ertönte mitten aus dem Gewimmel heraus ein scharfer Ruf. Ein Berittener drängte sich durchs Gewühl und erteilte Befehle. Die Briten verstummten, und sofort verwandelte sich der wilde Haufen in einen Trupp gehorsamer Soldaten. Eine Hand voll Männer wurde zum Halten der Pferde abkommandiert, und die anderen stellten sich vor dem Berittenen auf. Zu Catos Ärger war der beste Moment für einen Angriff so gut wie vorüber. Wenn Hortensius nicht jetzt sofort zum Angriff blies, war der Feind vielleicht bald so weit organisiert, dass er wirkungsvoll Widerstand leisten konnte.
    Noch während er diese Verzögerung innerlich verfluchte, bemerkte Cato einen Mann, der direkt auf ihn zukam. Der Optio duckte sich lautlos hinter die Mauer und starrte erschrocken nach oben, während der Brite näher kam, stehen blieb und sich an seinem Umhang zu schaffen machte. Es entstand eine Pause, und dann drang ein dumpfes Plätschern an das Ohr des Optios. Nachdem der Brite sich an der Steinmauer erleichtert hatte, stieß er einen langen, zufriedenen Seufzer aus. Jemand rief nach ihm, und Cato hörte, wie der Mann sich lachend zu einer Antwort umdrehte und dabei ungeschickt gegen die losen Steine stieß, die die Mauer oben abschlossen. Ein großer Steinbrocken kippte und polterte auf Catos Kopf zu. Der duckte sich instinktiv, und der Stein prallte mit einem dumpf metallenen Schlag von seiner Helmseite ab. Der Kopf des Plünderers tauchte über der Mauer auf, um die Ursache des unerwarteten Geräuschs zu ergründen. Cato hielt den Atem an und hoffte, mit seinen Männern unentdeckt zu bleiben. Der Krieger der Durotriges sog plötzlich die Luft ein und schrie seinen Kameraden eine Warnung zu, die die Dunkelheit durchschnitt und mit erschreckender Deutlichkeit alle anderen Geräusche übertönte.
    »Los!«, brüllte Cato. »Schnappt sie euch!«
    Er sprang auf, stieß sein Schwert in den dunklen Umriss des gegnerischen Gesichts und spürte die Wucht seines Treffers im Arm, während der schrille Schrei des Gegners ihm in den Ohren klang.
    »Benutzt die Speere!«, ertönte Macros Stimme aus der Nähe. »Zuerst die Speere!«
    Rundum erhoben sich die dunklen Gestalten der Legionäre aus den Ruinen.
    »Speere! Feuer frei!«, brüllte Macro. Mit aller Kraft schleuderten die Männer ihre Speere im flachen Bogen los, und die langen, todbringenden Schäfte flogen mitten ins dichte Gedränge der Feinde. Das Geklapper der mit einem dumpfen Laut aufprallenden Wurfgeschosse wurde sofort vom Geschrei der Verwundeten und dem schrillen Wiehern der getroffenen Pferde abgelöst.
    Cato und seine Männer kletterten über den Wall, die Kurzschwerter stoßbereit in der Hand.
    »Bleibt dicht bei mir!«, schrie Cato, der seine Männer nicht im Kampfgewühl aus den Augen verlieren wollte. Hortensius hatte seinen Unterzenturionen eingebläut, ihre Männer bei einem Angriff stets unter Kontrolle zu behalten. Die römische Armee hegte eine gesunde Abneigung gegen nächtliche Aktionen und Kämpfe, doch diese Gelegenheit, den Feind in eine tödliche Falle zu locken, kam so schicksalhaft, dass selbst ein Regelfetischist wie Hortensius ihr nicht widerstehen konnte.
    »Reihen dicht!«, schrie Macro ganz in der Nähe, und der Befehl wurde von allen Unterabteilungsführern wiederholt, während sie mit ihren Legionären in geschlossenen Gruppen gegen die Briten angingen. Von ihren großen, rechteckigen Schilden gedeckt, suchten die Römer mit flinken Blicken nach ungeschützten Körperpartien, in die sie ihre Schwerter stoßen konnten. Cato musste blinzeln, als ein Windstoß ihm dicke Schneeflocken ins Gesicht trieb, die ihn einen Moment lang am Sehen hinderten. Ein Schatten wuchs vor ihm in den Himmel. Finger schlossen sich um seinen Schildrand, nur wenige Zoll von seinem Gesicht entfernt, und rissen daran. Instinktiv stieß Cato den Arm mit seinem ganzen Gewicht nach vorn. Der Brite hielt noch immer oben fest, doch der untere Schildrand schwang vor und

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