Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Verlobung mit Prasutagus. Sobald wir wieder in Camulodunum sind, soll unsere Hochzeit stattfinden.«
Macro setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. »Heiraten? Ihn? Wann ist diese Entscheidung gefallen? Unsere letzte Begegnung ist doch noch keinen Monat her. Damals konntest du ihn nicht ausstehen. So hast du dich zumindest verhalten. Was für ein Spiel spielst du eigentlich, Weib?«
»Spiel?« Boudica wiederholte das Wort mit einem müden Lächeln. Dann drehte sie sich um und sah ihn an. »Für mich ist es mit dem Spielen vorbei, Macro. Ich bin jetzt eine Frau, und man erwartet von mir, dass ich mich auch so verhalte. Das hat man mir gesagt.«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Meine Familie. Nachdem sie mich verprügelt hatten.« Sie blickte zu Boden. »Anscheinend habe ich ihnen mit dieser Nacht in der Schenke einige Verlegenheit bereitet. Als ich zu meinem Onkel nach Hause kam, wurde ich von allen erwartet. Irgendwie hatten sie es herausgefunden. Mein Onkel schleppte mich in den Stall und prügelte mich durch. Er brüllte ständig, ich sei eine Schande für ihn, eine Schande für meine Familie und eine Schande für meinen Stamm. Dabei schlug er pausenlos auf mich ein. Ich – ich habe nicht gewusst, dass ein Mensch so viel Schmerz empfinden kann … «
Macro war in jüngeren Jahren einige Male geschlagen worden – von einem Zenturio, der die Rute aus Rebenholz mit der ganzen Brutalität einsetzte, deren ein Offizier fähig war. Er hatte den schrecklichen Schmerz sehr gut in Erinnerung und verstand, was sie durchgemacht haben musste. Zorn und Mitleid stiegen in ihm auf. Er stand vom Bett auf und hockte sich neben sie.
»Ich dachte, er schlägt mich tot«, flüsterte Boudica.
Macro legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie tröstend. Er spürte, wie sie unter seiner Berührung wegzuckte.
»Nicht, Macro. Bitte fass mich nicht an. Ich ertrage es nicht.«
Bei dieser Abfuhr überkam ihn eiskalte Verzweiflung. Er runzelte die Stirn, wütend auf sich selbst, dass er diese Frau so tief in sein Herz gelassen hatte. Er konnte sich vorstellen, wie die anderen Zenturionen verächtlich in ihre Trinkbecher lachten, wenn sie je erfuhren, dass er sich in ein Eingeborenenmädchen vernarrt hatte. Sie für eine Nacht herumzukriegen war eine Sache, aber eine Liebesbeziehung etwas ganz anderes. Genau über diese Art von jämmerlicher Gefühlsduselei war er früher selbst hergezogen. Er erinnerte sich an den Spott, mit dem er Cato übergossen hatte, als er in das Sklavenmädchen Lavinia verliebt war. Doch das war eine harmlose Schwärmerei gewesen; genau das, was von so einem Jungen zu erwarten war, bevor das harte Erwachsenenleben solchen Experimenten ein Ende setzte. Macro dagegen war fünfunddreißig und damit beinahe zehn Jahre älter als Boudica. Gewiss, es gab Beziehungen, in denen der Altersunterschied noch größer war, doch diese wurden von den meisten Leuten zu Recht verlacht. Boudicas Jugendlichkeit, die ihn vor ein paar Monaten noch so ungemein gereizt hatte, war jetzt der blanke Hohn. Der Zenturio fühlte sich wie einer dieser jämmerlichen alten Grapscher, die sich im Circus Maximus herumtrieben und an junge Frauen heranmachten, die ihre Enkeltöchter sein könnten. Bei diesem Vergleich brannte er vor Scham und rutschte unbehaglich herum.
»Sie haben dich also zu dem Versprechen gezwungen, mich nie wiederzusehen? «
Boudica nickte.
»Und du hast dich gefügt?«
Sie wandte sich ihm mit erbitterter Miene zu. »Was hätte ich denn tun sollen? Sie drohten mir an, mich wieder zu verprügeln, wenn sie mich noch einmal mit einem Römer erwischten. Aber lieber sterbe ich.« Ihre Miene wurde weicher. »Tut mir Leid, Macro. Das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich muss an meine Zukunft denken.«
»Deine Zukunft«, fragte Macro verächtlich. »Du meinst die Ehe mit Prasutagus? Ich muss zugeben, dass das eine verdammt große Überraschung ist. Warum warst du einverstanden? Er ist wirklich nicht gerade eine Leuchte.«
»Nein. Das ist er nicht. Aber er ist in einer guten Position für die Zukunft. Ein Iceni-Prinz mit einem Haushalt in Camulodunum und wachsendem Ansehen im Stamm. Inzwischen entwickelt er sogar eine nützliche Beziehung zu eurem General. Mit diesem Auftrag wird er Plautius’ Dankbarkeit gewinnen.«
»Darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen«, murmelte Macro. Er hatte Erfahrung damit, wie kurzlebig die Dankbarkeit des Generals sein konnte.
Boudica warf ihm einen neugierigen
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