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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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stammt, wie ist er dann hierher gekommen?«
    Cato zuckte die Schultern und zögerte, seinen Verdacht offen auszusprechen. Falls er Vellocatus beschuldigte, für den Feind zu arbeiten, würde Prasutagus möglicherweise sehr ungehalten reagieren. »Vielleicht hat Vellocatus ihn ja von Diomedes eingetauscht. Sollte es sich aber wirklich um denselben Teller handeln, kann Vellocatus ihn nur direkt von einem der Plünderer erhalten haben. Nach unserem Abzug sind die überlebenden Durotriges gewiss zurückgekehrt und haben die Beute geholt.«
    »Oder vielleicht war Vellocatus bei der Plünderung auch selbst dabei«, fügte Macro hinzu.
    Als Boudica übersetzte, sah Prasutagus den Teller scharf an, stand dann plötzlich auf, drehte sich zu Vellocatus um und griff nach seinem Schwert.
    »Nein!« Cato sprang auf und hielt Prasutagus’ Hand fest. »Wir haben keinen Beweis. Vielleicht irre ich mich ja. Es führt zu nichts, wenn wir ihn umbringen. Es würde die Durotriges nur auf uns aufmerksam machen, wenn sie die Leiche finden.«
    Boudica übersetzte, und Prasutagus fluchte mit finsterer Miene leise vor sich hin. Er ließ den Schwertgriff los und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Aber wenn du mit deiner Vermutung Recht hast«, erklärte Macro, »können wir nicht zulassen, dass Vellocatus irgendwelchen Besuchern von unserem Aufenthalt hier erzählt. Dann müssen wir ihn und die anderen Bewohner des Hofs vor Tagesanbruch töten.«
    Cato war entsetzt. »Herr, das ist nicht nötig.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Unter den kühlen Blicken der anderen dachte der junge Optio eilig nach.
    »Sollte Vellocatus mit den Durotriges zusammenarbeiten, könnten wir das ausnutzen, indem wir dafür sorgen, dass alles, was er anderen erzählt, unseren eigenen Zwecken dient.«

22

    Sie brachen im Dunkeln auf und ließen sich von Vellocatus den Weg zur Furt zeigen. Die Reisenden hatten zum Frühstück den Rest der Brühe kalt gelöffelt, was im klammen Nebel, der über dem eiskalten Wasser hing und die Weidenbäume am Flussrand einhüllte, kein tröstliches Gefühl im Magen war. Bei der Furt angekommen, blieb Vellocatus stehen und sah ihnen beim Aufsitzen zu. Prasutagus beugte sich im Sattel vor und dankte ihrem Gastgeber wortlos mit einem Händedruck. Als der Bauer in die tiefen Schatten der Weiden zurücktrat, stieß Prasutagus seinem Pferd die Fersen in die Weichen, und die Stille wurde vom Geplatsche und Gespritze der Tiere gestört. Mit protestierendem Wiehern reagierten sie auf die eisige Kälte. Das Wasser stieg ihre Flanken empor und umspülte Catos Stiefel, was sein Elend noch vergrößerte. Er versuchte, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass die Strömung wenigstens einen Teil des getrockneten Schlamms abwaschen würde, der sein Schuhwerk seit Tagen verkrustete. Nicht zum ersten Mal wünschte Cato, er wäre wieder ein Sklave im Dienste des kaiserlichen Palastes in Rom. Dann wäre er zwar kein freier Bürger, aber wenigstens frei von den endlosen Strapazen, die einem Legionär im Feldzug widerfuhren. In diesem Moment hätte er für ein paar Stunden Schwitzen in einem der öffentlichen Badehäuser Roms seine Seele verkauft. Stattdessen zitterte er unkontrollierbar, seine Füße waren vor Kälte taub, und in unmittelbarer Zukunft erwartete ihn nur die Aussicht auf einen schrecklichen Tod.
    »Alles klar?«, fragte Macro, der neben ihm ritt, grinsend.
    »Alles im Arsch!«, vervollständigte Cato den Legionärsspruch.
    »Das hier war deine Idee, erinnerst du dich? Ich hätte dich verdammt nochmal allein gehen lassen sollen.«
    »Ja, Herr.«
    Das Flussbett stieg zum anderen Ufer hin langsam an, und die Pferde beeilten sich, dem eiskalten Wasser zu entkommen. Als die Reiter zurückblickten, um einen letzten Blick auf Freundesland zu werfen, war das gegenüberliegende Ufer fast nicht mehr zu erkennen. Für den Fall, dass Catos Verdacht gegen Vellocatus berechtigt war, ritten sie zunächst flussaufwärts, weg von den Festungen der Durotriges, und trieben ihre Pferde auf dem festgetretenen Pfad zu einem schnellen Trab an, damit der Hufschlag übers Wasser bis zu dem Bauern hinüberdrang, falls er noch unter den Weiden stand und lauschte.
    Nachdem sie eine Meile so geritten waren, wandten sie sich nach Südwesten und führten die Tiere leise durch die sumpfige Flussniederung, bis sie wieder auf den Weg stießen, der von der Furt landeinwärts führte. Als das erste Tageslicht durch die Dunkelheit sickerte, beschleunigte Prasutagus das

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