Cato 03 - Der Zorn des Adlers
Gruppe mit leiser, ernster Stimme. Während Boudicas Übersetzung beobachtete er die beiden Römer genau, um sich zu vergewissern, dass sie seine Worte auch verstanden.
»Er sagt, sobald wir den Fluss überquert haben, dürfen wir uns nur noch möglichst selten sehen lassen. Dies ist vielleicht die letzte Nacht, in der wir ein Dach über dem Kopf haben. Wir werden nachts kein Feuer machen, wenn die Gefahr besteht, dass der Feind es entdecken könnte, und wir werden mit den Durotriges so wenig Kontakt wie möglich haben. Wir suchen noch zwanzig Tage, bis das Ultimatum der Druiden abgelaufen ist. Wenn wir bis dahin nichts gefunden haben, kehren wir um. Noch länger zu bleiben wäre zu gefährlich, da eure Legion in wenigen Tagen gegen die Durotriges loszieht. Sobald der erste Legionär seinen Fuß auf den Boden der Durotriges setzt, wird man jeden fremden Reisenden als Spion betrachten.«
»So war das nicht besprochen«, widersprach Macro ruhig. »Der Befehl lautet, die Familie des Generals zu finden, tot oder lebendig.«
»Nicht, wenn das Ultimatum verstrichen ist, sagt Prasutagus. «
»Er wird die Befehle befolgen wie wir anderen auch.«
»Sag ihm das selbst, Macro«, erwiderte Boudica. »Wenn Prasutagus geht, gehe ich auch und lasse euch beide allein zurück. Wir haben nicht versprochen, Selbstmord zu begehen. «
Macro starrte Boudica wütend an. »Wir? Wen meinst du eigentlich mit ›wir‹, Boudica? Bei unserer letzten Begegnung war dieser Kerl hier einfach ein riesenhafter Verwandter, der der Versuchung nicht widerstehen konnte, sich dir und deiner Freundin gegenüber als Vaterfigur aufzuspielen. Was hat sich seitdem geändert?«
»Alles«, antwortete Boudica knapp. »Was vorbei ist, ist vorbei, und die Zukunft soll durch die Vergangenheit nicht befleckt werden.«
»Befleckt?« Macro hob die Augenbrauen. »Eine Befleckung? Mehr war ich nicht für dich?«
»Mehr bist du jetzt nicht mehr für mich.«
Prasutagus zischte, nickte mit dem Kopf zu ihren Gastgebern hinüber und mahnte Macro mit erhobenem Zeigefinger, die Stimme zu senken. Dann sprach er wieder leise mit Boudica, die seine Worte weitergab.
»Prasutagus sagt, er plant, uns ins Herz des Durotrigesgebiets zu führen. Dort finden wir die größeren Dörfer und Siedlungen, wo die Familie deines Generals aller Wahrscheinlichkeit nach festgehalten wird.«
»Was, wenn man uns erwischt?«, fragte Cato.
»Wenn man uns erwischt und den Druiden übergibt, wird man euch beide und mich bei lebendigem Leib verbrennen. Prasutagus allerdings stünde ein schlimmerer Tod bevor.«
»Schlimmer«, meinte Macro überheblich. »Was könnte denn noch schlimmer sein?«
»Er sagt, man wird ihm die Haut abziehen und ihn dann bei lebendigem Leib nach und nach an die Jagdhunde verfüttern. Haut und Kopf werden sie vor ihrem heiligsten Hain an eine Eiche nageln, um die Druiden jeden Ranges vor dem Schicksal des Verräters zu warnen.«
»Oh …«
Ein kurzes Schweigen entstand. Dann forderte Prasutagus sie zum Schlafen auf. Morgen würden sie Feindesland betreten und wach und auf der Hut sein müssen.
»Ich habe nur noch eine Frage«, meinte Cato leise.
Prasutagus war schon im Aufstehen begriffen und wehrte den Optio mit einem Kopfschütteln ab. » Na ! Schlaf jetzt!«
»Noch nicht«, beharrte Cato, und mit einem verärgerten Zischlaut setzte Prasutagus sich wieder hin. »Woher wissen wir, dass man diesem Bauern trauen kann?«, flüsterte Cato.
Prasutagus antwortete unwirsch und forderte Boudica mit einem Nicken zum Übersetzen auf.
»Er sagt, er kennt Vellocatus schon von Kind an. Prasutagus vertraut ihm und steht zu seinem Vertrauen.«
»Wie ungemein beruhigend«, sagte Macro.
»Aber ich verstehe nicht, wie Vellocatus hier ohne Angst vor Überfällen unmittelbar an der Grenze zu den Durotriges leben kann«, beharrte Cato. »Ich meine, wenn die Durotriges mitten im Gebiet des Verica eine ganze Siedlung auslöschen, warum lassen sie dann diesen Hof hier unangetastet? «
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Boudica müde.
»Auf das hier.« Cato griff in den Weidenkorb beim Herd und holte behutsam den Silberteller zwischen dem Tongeschirr hervor. Er zeigte ihn Macro. »Ich bin mir beinahe sicher, dass ich diesen Teller schon einmal in der Beutegrube in Noviomagus gesehen habe. Wir mussten die Beute dort zurücklassen, wie du ja weißt, Herr, weil kein Platz in den Wagen war.«
»Ich erinnere mich.« Macro seufzte bedauernd. »Aber wenn dieser Teller von dort
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