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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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…«, murmelte Plautius bei sich. Doch die Reaktion der Verteidiger blieb aus. Keine Pfeilsalve, keine niederprasselnden Schleudergeschosse. Die Disziplin des Gegners musste sich enorm verbessert haben, wunderte sich der General. In den bisherigen Schlachten hatten die Briten ihre Munition verschleudert, sobald sie die Römer in Reichweite glaubten, was nicht nur Verschwendung war, sondern auch die Wirkung einer auf kurze Entfernung gezielten, gut koordinierten Salve verfehlte.
    Die vordersten Reihen der ersten Angriffswelle entschwanden dem Blick und tauchten in den Verteidigungsgraben ein. Auf der gegenüberliegenden Seite des Grabens blickten die Briten auf dem Verteidigungswall den Römern gelassen entgegen, und Plautius erwartete angespannt den Moment, wenn beide Seiten zum tödlichen Gefecht aufeinander stoßen würden. Nun tauchte die vorderste Kampflinie der Legionäre aus dem Graben auf, kletterte den Erdwall hinauf und stürzte sich durch die Lücken in der zertrümmerten Palisade auf den Feind. So heftig war dieser Angriff, dass die ersten fünf Kohorten ohne irgendwelchen Verzug durch die Verteidigungsanlagen ins feindliche Lager hereinbrachen.
    Dann herrschte Stille. Kein Schlachtgebrüll. Keine feindlichen Kriegshörner. Kein Kampflärm. Nichts.
    »Mein Pferd!«, rief Plautius, dem nun die ersten schrecklichen Zweifel kamen. Was, wenn Caratacus von der Falle wusste, die die Römer ihm gestellt hatten, und sich der Gefangennahme entzog? Was, wenn er seine Leute überzeugt hatte, dass Rom keine Gnade kennen würde? Schließlich hatte Rom gegenüber den Menschen und ihrem Land den ganzen Sommer über keine Gnade gezeigt. Plautius fühlte sich elend. War er zu weit gegangen? Hatte er Caratacus zu der Überzeugung gebracht, dass die einzige Möglichkeit, sich Rom entgegenzustellen, im Selbstmord bestand?
    »Wo ist denn verdammt noch mal mein Pferd?«
    Ein Sklave eilte herbei, einen wunderbar gepflegten Rapphengst am Zügel. Der General packte die Zügel und ließ sich von dem Sklaven hinaufhelfen. Mit einem Ruck schwang er das Bein über den Rücken des Tiers und ließ sich in den Sattel fallen. Plautius riss das Pferd zur Befestigungsanlage des Feindes herum und jagte den Hang hinunter. Einige Männer in den hinteren Reihen der Neunten sahen ihn kommen und riefen ihren Kameraden eine Warnung zu. In der dicht gedrängten Menge der Legionäre öffnete sich rasch eine Schneise und der General galoppierte von immer größerem Entsetzen getrieben hindurch. Er trieb sein Pferd den gegenüberliegenden Hügel hinauf und durch die hinteren Kohorten der Vierzehnten hindurch. Beim Verteidigungsgraben angelangt, zügelte Plautius sein Pferd und sprang auf den zerstampften Boden hinunter. Er durchquerte eilig den Verteidigungsgraben und bestieg den Wall.
    »Aus dem Weg!«, schrie er einer Gruppe seiner Männer an, die ruhig in einer Lücke der Palisade standen. »Los!«
    Sie traten eilig beiseite und gaben den Blick auf das Lager der Briten frei. Auf der freien Fläche hinter der Befestigung glommen Dutzende von fast erloschenen Lagerfeuern. Von einem Feind war jedoch nichts zu sehen. Plautius blickte die zerstörte Palisade entlang und sah Hunderte grob zusammengeschnürter Strohpuppen, die vom Sperrfeuer der Artillerie oder von der ersten Angriffswelle zu Boden geworfen worden waren.
    »Wo ist der Feind?«, schrie er. Doch keiner seiner Männer sah ihm in die Augen. Sie wussten die Antwort nicht besser als ihr General.
    Plötzlich entstand Bewegung und Praxus erschien auf dem Befestigungswall, einen Briten hinter sich herzerrend. Der Mann war offensichtlich stockbesoffen und sackte zu Füßen des Generals ins Gras.
    »Sonst konnte ich niemanden finden, Herr. Als wir ins Lager kamen, sah ich eine kleine Reitergruppe, die zum Fluss davonritt, in diese Richtung dort.« Praxus nickte zu einer Schlangenstandarte hinüber, die an der Palisade lehnte. »Diese Leute müssen wohl die Kriegshörner geblasen und die Standarten geschwenkt haben.«
    »Ja«, antwortete Plautius leise. »Das klingt plausibel … Ganz logisch. Die Frage ist, wo sind sie jetzt? Wo ist Caratacus, wo seine Armee?«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und Plautius starrte in südlicher Richtung zum Fluss. Dann begann der betrunkene Brite zu singen, und der Bann war gebrochen.
    »Soll ich die Kundschafter losschicken, Herr?«, fragte Praxus.
    »Ja. Kehr zum Hauptquartier zurück und lass sie sofort aufbrechen. Sie sollen in alle Richtungen

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