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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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am Rand des Lichtkreises undeutlich schimmernd ab und verharrte einen Moment lang.
    »Cato! Macro!«, rief der Hervorgetretene erneut.
    »Tritt ins Licht, wo wir dich sehen können«, blaffte Macro ihn an. »Und zwar langsam. Irgendeine Finte, und du bist tot, bevor du dich auch nur umdrehen kannst.«
    »Schon gut! Ich spiele ehrlich!«, rief der Mann zurück. »Ich komme näher.«
    Er umging das brennende Reisigbündel und näherte sich langsam dem Tor, den einen Arm erhoben, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. In der anderen Hand trug er einen Söldnerschild, einen jener Schilde, die an die Wölfe und Keiler ausgegeben worden waren. Dreißig Schritte vor dem Tor blieb er stehen.
    »Macro … ich bin es, Tincommius.«
    »Verdammt!«, flüsterte Macro. »Tatsächlich!«

28

    General Plautius wurde des Spiels, das Caratacus mit ihm trieb, allmählich müde. Seit einigen Wochen rückte die Legion nun schon am Nordufer der Tamesis vor und versuchte, die Briten zum Gefecht zu zwingen. Doch sobald die römische Armee sich in Bewegung setzte, zog Caratacus sich einfach zurück, gab eine Verteidigungsstellung nach der anderen auf und ließ den Römern nichts als die warme Asche der Lagerfeuer zurück. Dabei wurde der Abstand zwischen Plautius’ Armee und der von Vespasian befehligten zweiten Einheit gefährlich groß und lud den Feind geradezu zu einem plötzlichen Vorstoß ein, sollte er jemals erraten, wie die Lage in Wirklichkeit stand. Plautius hatte versucht, Caratacus in die Schlacht zu zwingen, indem er seinen Truppen befahl, jeden Bauernhof und jede Siedlung, auf die sie stießen, niederzubrennen. Auch alles Vieh war zu schlachten. Nur einige wenige Menschen sollten verschont werden, damit sie ihre Anführer mit Klagen überrannten, die wiederum Caratacus anflehen sollten, gegen die Legionen loszuschlagen, um den Plünderungen der Römer ein Ende zu setzen.
    Schließlich schien Plautius’ Plan aufzugehen.
    Er spähte über das flache Tal zu den Befestigungsanlagen, die Caratacus auf dem gegenüberliegenden Hügelkamm angelegt hatte: ein flacher Verteidigungsgraben und dahinter ein niedriger Erdwall mit einer einfachen Holzpalisade. Kaum ein ernst zu nehmendes Hindernis für die erste Welle von Angriffstruppen, die sich gerade am Hang unterhalb des römischen Lagers aufstellten. Hinter ihnen warteten mehrere kleinere Katapultbatterien darauf, mit einem verheerenden Sperrfeuer schwerer Eisenbolzen die kümmerliche Palisade niederzulegen und alle unmittelbar dahinter stehenden Feinde in den Tod zu reißen.
    »Das sollten wir vor Ende des Tages mühelos schaffen!«, bemerkte der altgediente Präfekt der Vierzehnten Legion, die von Plautius für die erste Angriffswelle ausgewählt worden war.
    »Das hoffe, ich, Praxus. Geh tüchtig ran. Ich möchte, dass sie ein für allemal erledigt sind.«
    »Mach dir keine Sorgen um meine Leute, Herr. Die wissen, worauf es ankommt. Aber viele Gefangene wird es nicht geben …«
    Die Missbilligung war nicht zu überhören, und Plautius musste seine Verärgerung herunterschlucken. Es stand viel mehr auf den Spiel als die Aufbesserung des Pensionsgehalts des Präfekten einer Legion.
    Nach der Heimkehr des Kaisers von seinem sechzehntägigen Britannienbesuch am Ende der letzten Feldzugssaison hatte dieser verdammte Narcissus allen und jedem in Rom verkündet, dass die Insel so gut wie erobert sei. Das war mit einem Triumphzug gefeiert worden, und Claudius hatte Beutestücke seiner Siege im Friedenstempel geopfert.
    Doch hier stand nun die Armee beinahe ein Jahr später und sah sich noch immer demselben Feind gegenüber. Einem Feind, der sich nicht im Geringsten darum scherte, dass er nach offizieller Lesart schon längst besiegt war. Doch nun wurde der kaiserliche Generalstab allmählich ein wenig nervös angesichts des Widerspruchs, der sich zwischen der offiziellen Darstellung und den tatsächlichen Bedingungen auftat. Überall in Rom reagierten die Familien der jungen, in Plautius’ Legionen dienenden Offiziere mit zunehmender Verblüffung auf die Briefe, die von endlosen Überfällen des Feindes berichteten, vom täglichen Verschleiß der römischen Kräfte und vom Scheitern des Versuchs, Caratacus zum offenen Kampf zu zwingen. Veteranen und Invaliden, die von der Front zurückkehrten, bliesen ins selbe Horn, und das Gerede auf den Straßen Roms wurde allmählich unangenehm. Die Botschaften, die General Plautius aus Rom erhielt, klangen immer ungehaltener. Schließlich hatte

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