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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ausschwärmen. Ich möchte, dass der Feind so schnell wie möglich gefunden wird.«
    »Ja, Herr. Und was ist mit diesem da? Sollen wir ihn verhören? «
    General Plautius blickte auf den Mann hinunter, und der Brite begegnete seinem Blick mit glasigen Augen und hob dann in spöttischem Tadel den Zeigefinger. Diese winzige Geste weckte in Plautius plötzlich das Gefühl einer ungeheuren Bloßstellung, und er spürte die erste Ahnung eines tiefen, mit Wut vermischten Selbsthasses. Caratacus hatte ihn hereingelegt; Plautius hatte vor seinen eigenen Legionen wie ein Narr gestanden, und sobald man in Rom davon erfuhr, würde man ihn auch dort auslachen.
    »Den da?«, erwiderte er kalt. »Aus diesem Abschaum werden wir nichts Brauchbares herausbekommen. Pfählt ihn.«
    Praxus gab einigen seiner Männer Anweisung, den Gefangenen wegzutragen, während Plautius wieder nach Süden spähte, diesmal aber über den Fluss hinweg zum grauen Schleier des Horizonts dahinter. Irgendwo dort in der Ferne befand sich Vespasian mit der Zweiten Legion. Sollte Caratacus sich nach Süden gewandt haben, würde Vespasian von dem unerwartet auf ihn niederstoßenden Feind vollkommen überrumpelt werden.

29

    »Öffnet das Tor!«, rief Cato.
    »Nein!« Macro packte ihn beim Arm, beugte sich über die Brustwehr und rief den Männern unten zu: »Lasst das Tor geschlossen!«
    Cato schüttelte den Arm seines Freundes ab. »Was soll das, Herr? Willst du, dass sie Tincommius umbringen?«
    »Nein! Da ist irgendwas faul, Cato, denk doch mal nach! Wie ist er denn durch die Reihen des Feindes gekommen?«
    »Ich hab es doch auch geschafft.«
    »Aber nur mit knapper Not. Schau ihn dir nur an! In voller Montur. Er kommt einfach so heran. Der Feind hat ihn durchgelassen.«
    »Durchgelassen?« Cato runzelte die Stirn. »Aber warum denn?«
    »Das werden wir gleich erfahren.« Macro spähte über die Palisade. »Ich hab diesem Drecksack noch nie richtig getraut …«
    Tincommius stand dreißig Schritte vom Tor entfernt, von den Hunderten von Durotriges, die rundum im Dunkeln lauerten, ganz offensichtlich nicht beunruhigt.
    »Macro!«, rief Tincommius auf Lateinisch. »Öffne das Tor. Wir müssen miteinander reden.«
    »Dann rede!«
    Der atrebatische Prinz lächelte. »Manche Dinge bespricht man besser im kleinen Kreis. Öffnet das Tor und kommt heraus.«
    »Hält der uns für verrückt?«, knurrte Macro. »Keine zehn Schritte, und wir sind tote Leute.«
    »Ich garantiere eure Sicherheit!«, rief Tincommius.
    »Unsinn!«, gab Macro zurück. »Komm zum Tor! Allein! «
    »Könnt ihr denn meine Sicherheit garantieren?«, gab Tincommius höhnisch zurück. »Das rate ich euch nämlich …«
    »Komm näher!« Cato zeigte unmittelbar vor das Tor. Nach kurzem Zögern trat Tincommius langsam auf sie zu. Die beiden Zenturionen eilten vom Wehrgang herunter, und während Macro den Befehl zum Öffnen des Tors erteilte, sammelte Cato zwei Unterabteilungen Legionäre um sich, um jeden Versuch der Durotriges zu vereiteln, das Stadttor zu stürmen. Als das Tor gerade so weit offen stand, dass ein Mann hindurchschlüpfen konnte, erkannte Cato den atrebatischen Prinzen, der auf der anderen Seite auf sie wartete. Er griff nach einer Fackel, die einer der Legionäre in der Hand hielt.
    »Lass das!«, fuhr Macro ihn an. »Willst du dich zur perfekten Zielscheibe machen?«
    Cato ließ die Hand sinken.
    »Dann mal los, Junge. Wollen doch mal sehen, was für ein Spiel Tincommius da spielt.«
    Macro ging voran und schob sich durch die schmale Öffnung, während er gleichzeitig den Mann, der sie erwartete, genau im Auge behielt. Seite an Seite mit Cato ging er dann langsam vorwärts, bis sie nur noch zwei Schwertlängen von Tincommius entfernt standen.
    »Was ist hier los?«, knurrte Macro.
    »Rate mal«, gab Tincommius mit einem verkniffenen Lächeln zurück.
    »Ich bin zu müde und zu sauer für irgendwelche Spielchen. Sag, um was es geht.«
    »Wir wollen, dass ihr euch ergebt.«
    »Wir?«
    »Meine Verbündeten da draußen.« Tincommius deutete mit dem Daumen hinter sich und nickte dann zu Callevas Stadttor hinüber: »Und da drinnen.«
    »Du hast uns aber verdammt schnell verraten und verkauft«, bemerkte Cato leise. »Wie lange haben sie denn gebraucht, um dich umzudrehen, du Feigling?«
    »Um mich umzudrehen?« Tincommius sah ihn spöttisch an. »Mich hat keiner umgedreht, Zenturio. Ich habe die Seiten nicht gewechselt. Ich stehe seit eh und je auf der Seite derer, die Rom und alles,

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