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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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wofür es steht, verabscheuen. Auf diese Gelegenheit hier habe ich lange gewartet. Und hart dafür gearbeitet. Jetzt werdet ihr euch ergeben und mir meinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron einräumen.«
    Macro starrte den jungen Edelmann an und wandte sich dann mit einem rauen Lachen an Cato: »Das soll wohl ein Scherz sein!«
    »Nein. Keineswegs.« Cato fühlte sich durch und durch elend; es war der an jedem Sinn verzweifelnde Schmerz eines Mannes, der gerade gemerkt hat, dass er gründlich hintergangen wurde. Im Licht der Fackeln auf der Palisade blickte er Tincommius in die Augen. »Die ganze Zeit, die wir zusammen gedient haben?«
    »Länger. Viel länger, Römer.«
    »Aber warum?«
    »Warum?«, schnaubte Macro. »Was denkst du wohl? Der kleine Bursche hier möchte König werden. Das Problem ist nur, deine Leute haben schon einen König, du Verräter! «
    Tincommius zuckte mit den Schultern. »Im Moment vielleicht noch. Aber in ein paar Tagen wird Verica tot sein, so oder so. Dann bin ich König. Ich werde mein Volk an Caratacus’ Seite gegen die Römer führen.«
    »Du bist verrückt!« Macro schüttelte den Kopf. »Wenn der General das erfährt, werdet ihr Atrebates zerquetscht wie ein rohes Ei.«
    »Mir scheint, dass du den Ernst der Lage gründlich unterschätzst, Macro. Die Nachschublinien des Generals führen mitten durch unser Gebiet. Wir können euch vollständig lahmlegen, und zwar innerhalb weniger Tage. Ihr werdet von Glück sagen können, wenn ihr lebendig aus Britannien rauskommt. Was meinst du, Cato?«
    Cato antwortete nicht. Die strategische Lage stand ihm deutlich vor Augen und er wusste, dass der atrebatische Prinz Recht hatte. Hier in Calleva hatte sich die Stimmung zunehmend gegen Verica und das mit ihm verbündete Rom gekehrt. Es war sehr gut möglich, dass Tincommius in seinem Volk genug Unterstützung fand, um einen Aufstand gegen Rom anzuzetteln, und die Auswirkungen einer solchen Revolte wären so verheerend, wie Tincommius es beschrieben hatte. Erfolg oder Misserfolg des römischen Unterfangens, die britischen Gebiete dem Imperium zuzuschlagen, standen auf Messers Schneide.
    Plötzlich kam ihm ein weiterer grässlicher Gedanke.
    »Verica … Du selbst hast ihn angegriffen?«
    »Natürlich«, erwiderte Tincommius so leise, dass nur die beiden Zenturionen ihn hören konnten. »Er musste aus dem Weg geschafft werden. Das ist mir nicht leicht gefallen. Schließlich ist er mit mir verwandt.«
    »Spar dir das Selbstmitleid.«
    »Nun ja. Er musste zum Besten aller Stämme dieser Insel sterben. Was ist das Blut eines alten Mannes gegen die Freiheit eines ganzen Volkes?«
    »Dann war es also gar nicht so schwierig?«, fragte Cato wie gelähmt vor Entsetzen, als ihm klar wurde, wie falsch er Artax eingeschätzt hatte. »Und du hättest ihn vielleicht wirklich ermordet … wäre dir Artax nicht in den Weg getreten? «
    »Ja. Der arme Artax – und vergessen wir den guten Bedriacus nicht … mehr Prinzipien als Verstand – ein üblicher Fehler meines Volkes. Ich habe versucht, Artax begreiflich zu machen, wo seine wahren Interessen liegen, aber er wollte nichts davon hören. Er überrumpelte mich, als ich gerade mit dem alten Mann Schluss machen wollte. Schlug mich nieder. Ich hatte keine Chance. Er schaffte den König in Sicherheit, aber dann tauchtest du auf.« Tincommius lächelte. »Ich konnte mein Glück kaum fassen, als du Artax’ Verfolgung aufnahmst. Natürlich musste ich dafür sorgen, dass er getötet wurde, bevor er irgendeine Beschuldigung gegen mich vorbringen konnte.« Der atrebatische Prinz lachte Macro leise ins Gesicht. »Ohne dein unglückseliges Auftauchen hätte ich vielleicht sowohl den König als auch Cato hier erledigt.«
    »Du beschissener, kleiner Mistkerl …« Macros Hand umklammerte den Schwertgriff, doch Cato packte seinen Freund am Arm, bevor dieser die Waffe ziehen konnte.
    »Das genügt, Macro!«, erklärte Cato grob und sah dem Zenturio fest in die Augen. »Beherrsch dich! Wir müssen hören, was er zu sagen hat. Seine Bedingungen erfahren.«
    »Genau, Zenturio.« Ein Lächeln zuckte über Tincommius’ Gesicht. »Du solltest deinen Jähzorn zügeln, Macro, wenn du am Leben bleiben willst. Du und deine Männer.«
    Einen Moment lang befürchtete Cato, dass Macro explodieren und sich erst wieder beruhigen würde, wenn er dem atrebatischen Prinz mit bloßen Händen den Kopf abgerissen hatte. Doch dann holte Macro mit bebenden Nasenflügeln tief Atem und

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