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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Keuchen unterbrochen, wenn der nächste Schlag die Luft aus seiner Lunge presste. Endlich war Macro bei zwanzig angelangt. Cato spürte einen Schmerz in den Handflächen und stellte fest, er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß waren. Er zwang sich zu Gelassenheit und sah zu, wie zwei Sanitäter sich über den malträtierten Briten beugten. Bedriacus lag vollkommen schlaff da; sie hoben ihn ungeschickt hoch und machten sich mit ihm auf den Weg zum Lazarettblock. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten wie die eines wilden Tieres, während das schreckliche, gepresste Gewimmer noch immer tief aus seiner Kehle aufstieg.
    Nun wurde der letzte Kandidat herangeführt. Tincommius fuhr hoch und wandte sich eilig an Macro.
    »Nicht ihn. Du kannst ihn nicht durchprügeln lassen!«
    »Halt den Mund!«
    »Herr, ich flehe dich an! Er ist ein Blutsverwandter des Königs.«
    »Halt den Mund! Zurück an deinen Platz.«
    »Du kannst nicht …«
    »An deinen Platz oder du bist auch dran.«
    Tincommius spürte, wie ernst dem Zenturio die Drohung war, und trat zurück. Artax wurde ohne viel Federlesen auf den Boden geworfen. Er blickte auf, mit Augen, die vor bitterem Trotz glühten. Bevor Macro den Befehl zum ersten Schlag geben konnte, spuckte Artax vor den beiden Zenturionen aus. Macro blickte gelassen auf den feuchten, dunklen Fleck im Staub.
    »Für diesen Mann dreißig Schläge. Bestrafung beginnen!«
    Im Gegensatz zu Bedriacus nahm Artax die Prügel ohne einen Laut hin. Er presste die Lippen zusammen, und vor Anstrengung, den Wogen von Schmerz zu widerstehen, traten ihm fast die Augen aus den Höhlen. Er sah Macro unverwandt an und atmete mit geweiteten Nasenflügeln und kurzen, lauten Schnauflauten. Als es vorbei war, stand er steifbeinig auf und wehrte die Hilfe der beiden Sanitäter unwirsch ab. Ein wütender Blick traf Cato und dann starrte er wieder Macro an. Der Veteran erwiderte seinen Blick mit kalten, ausdruckslosen Augen. Artax wandte sich ab und ging taumelnd zum Lazarettblock hinüber.
    »Bestrafung beendet!«, brüllte Macro. »Zurück zum Übungsplatz!«
    Die beiden Kohorten wurden Zenturie für Zenturie entlassen und von ihren römischen Ausbildern wieder zum endlosen Drill aus Exerzieren und Waffenübungen zurückgeführt. Cato beobachtete die Männer genau und spürte mit seiner besonderen Empfindsamkeit eine ganz unterschwellige Stimmungsänderung, als bewegten sie sich jetzt da, wo zuvor ein gebändigter Energiestrom geflossen war, nur noch marionettenhaft.
    Macro sah Artax einen Moment lang nach und murmelte: »Der ist ein zäher Brocken. Der Bursche ist nicht kleinzukriegen. «
    »Mag sein«, antwortete Cato ruhig, »aber ich bin mir nicht sicher, wie weit man ihm trauen kann. Insbesondere nach dieser Tracht Prügel.«
    »Richtig!« Tincommius nickte.
    Der kritische Tonfall entging Macro nicht und er fuhr die beiden mit einem dünnlippigen Lächeln an: »Ihr beiden Experten denkt also, ich hätte ihn nicht bestrafen sollen?«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Experten?«
    »Verzeihung. Einen Moment lang dachte ich, ihr müsstet Experten in der Kunst des Führens und Disziplinierens sein. Ich meine, ich diene ja erst seit schlappen sechzehn Jahren unter dem Adler. Das zählt natürlich nichts neben eurer enormen Erfahrung …«
    Macro hielt inne, um Cato seine Verlegenheit richtig auskosten zu lassen. Der junge Zenturio musste einmal wieder aufs rechte Maß zurückgestutzt werden. Macro war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass Cato ihm an Intelligenz weit überlegen war und Großes leisten würde, falls er lange genug überlebte. Doch es gab nun einmal Zeiten, in denen die Erfahrung mehr Gewicht hatte als Bildung und Erziehung, und ein weiser Mann sollte sich dessen zumindest bewusst sein.
    Macro lächelte. »Artax wird das nichts anhaben, glaub mir. Ich kenne den Typ: stark genug, dass man sie nicht brechen kann, und stolz genug, um einem beweisen zu wollen, dass man Unrecht hat.«
    »Er ist nicht irgendein Typ, Herr«, widersprach Tincommius. »Artax ist ein königlicher Prinz und nicht irgendein gemeiner Soldat.«
    »Solange er unter mir dient, ist er ein gemeiner Soldat. Er kassiert seine Hiebe genau wie alle anderen auch.«
    »Und was, wenn er beschließt, den Dienst zu quittieren? Wenn du Artax verlierst, verlierst du mit ihm ein Viertel oder sogar die Hälfte der Männer.«
    Jetzt lächelte Macro nicht mehr. »Falls er desertiert, gilt für ihn das Gleiche wie

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