Cato 04 - Die Brüder des Adlers
für jeden anderen Fahnenflüchtigen, und dafür kennst selbst du die Strafe, Cato.«
»Steinigung …«
Macro nickte. »Bei einem Römer würde ich da keinen Moment zögern und bei irgend so einem Kelten, der sich selbst zu wichtig nimmt, erst recht nicht.«
Bei der Aussicht auf einen solch unehrenhaften Tod für seinen Verwandten blickte Tincommius entsetzt drein. »Du kannst einen königlichen Prinzen nicht wie einen Kleinkriminellen behandeln!«
»Ich habe dir gerade gesagt, solange Artax in meiner verdammten Armee dient, ist er ein Soldat. Nicht mehr und nicht weniger.«
»In deiner Armee?« Tincommius hob eine Augenbraue. »Komisch, ich dachte, die Kohorten dienen Verica.«
»Und Verica dient Rom!«, blaffte Macro ihn an. »Damit seid ihr, du und deine Leute, meinem Kommando unterworfen, und nenn mich gefälligst Herr, wenn du mit mir sprichst.«
Tincommius öffnete den Mund, verblüfft, dass man so mit ihm sprach. Cato bemerkte, dass der junge Edelmann die Hand an den Griff seines Dolches legte, und griff rasch ein.
»Der Zenturio will damit sagen, dass alle Verbündeten Roms am besten damit fahren, wenn sie sich an die erprobten Traditionen der römischen Armee halten. Dadurch sind die Regeln einfach, und die Zusammenarbeit zwischen den Legionen und ihren verbündeten Kameraden klappt reibungsloser. «
Nun starrten sowohl Tincommius als auch Macro ihn stirnrunzelnd an.
»Ich weiß, was ich sagen will«, erklärte Macro kühl, »aber verdammt noch mal, bei dir weiß ich’s nicht. Was willst du jetzt eigentlich sagen, Cato?«
»Ich versuche Tincommius dahin gehend zu beruhigen, dass wir dieselben Interessen haben. Und dass wir stolz sind, so gute Krieger anzuführen, im Dienst König Vericas – und Roms. Das ist alles.«
»So klang es aber nicht – Herr«, wandte Tincommius ein. »Es klang eher so, als wären wir eure Diener oder sogar Sklaven.«
»Sklaven!« Macro lachte frustriert auf. »Was hat das denn verdammt noch mal mit Sklaven zu tun? Ich rede von Disziplin, das ist alles. Ich mache euren Burschen das Leben nicht extra schwer. Ich behandele sie nicht anders, als ich auch unsere eigenen Leute behandeln würde. Oder etwa nicht, Cato?«
»Das ist richtig.«
»Na also! Siehst du?«
Tincommius zuckte die Schultern. »Ich sehe es nicht gerne, dass man mit meinen Leuten wie mit Tieren umspringt, Herr.«
»Sie kämpfen nur wie Tiere«, sagte Macro lachend. »Und das machen sie verdammt gut!«
»Du klingst, als wärest du stolz auf uns, Zenturio.«
»Stolz? Natürlich bin ich verdammt stolz. Sie haben diesen Durotriges ordentlich heimgeleuchtet. Es fehlt ihnen lediglich der letzte Schliff, glaub’s mir. Aber wenn Cato und ich mit der Ausbildung fertig sind, hast du den gefährlichsten Haufen Kelten im ganzen Land.«
Tincommius nickte zustimmend.
»Jetzt zufrieden?«
»Ja, Herr. Entschuldige die Kritik.«
»Ich lasse es diesmal durchgehen. Und jetzt geh am besten den Ausbildern helfen. Ihr Briten mögt ja die geborenen Kämpfer sein, aber in den Fremdsprachen echte Nieten. Also los, verzieh dich.«
Nachdem Tincommius gegangen war, stach Macro Cato wütend den Finger in die Brust. »Widersprich mir nie wieder in seiner Gegenwart!«
»Nein, Herr.«
»Nenn mich nicht Herr.«
»Entschuldigung.«
»Und entschuldige dich nicht andauernd, verdammt noch mal!«
Cato machte den Mund auf, schloss ihn wieder und nickte.
»Und jetzt, Cato, was sollte das eigentlich? Dieser Stuss von wegen Kameraden, den du eben abgelassen hast?«
»Ich dachte nur, wir sollten angesichts der gespannten Stimmung in Calleva betonen, dass die Keiler und die Wölfe als Vericas Kohorten aufgestellt wurden.«
»So sagen wir ihnen das natürlich«, stimmte Macro zu. »Aber jeder Idiot sieht doch, dass es einfach zwei ganz normale Hilfskohorten im Dienste Roms sind.«
»Pass auf, wem du so was sagst. Vor jemandem wie Artax würde ich das niemals in den Mund nehmen.«
»Oder vor diesem Tincommius!«, blaffte Macro ihn an. »Wobei ich natürlich sehe, dass er dich … Schau mal, ich bin doch kein Volltrottel, Cato. Aber letztendlich bilden wir sie aus, bewaffnen sie und geben ihnen zu essen. Darum gehören sie uns.«
»Die meisten von ihnen dürften das wohl anders sehen.«
»Dann sind sie Dummköpfe. Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Und wenn jemand wie Artax sich dagegen wehrt, seine Befehle von einem Römer entgegenzunehmen?«
»Nun, damit befassen wir uns, wenn es so weit ist«, schloss Macro
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