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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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niemals auf Verica verlassen oder diese beiden Kohorten aufstellen müssen.«
    »Entschuldigung, Herr«, antwortete Quintillus ruhig. »Das war eine Bemerkung und keine Kritik. Es tut mir Leid, wenn ich damit einen falschen Eindruck erweckt habe. Es handelt sich tatsächlich um eine komplizierte Angelegenheit. «
    »Gelinde ausgedrückt. Verstehst du jetzt, warum ich ein klares Bild der Vorgänge in Calleva brauche? Ich muss wissen, ob wir das Risiko eingehen können, die Kohorten bestehen zu lassen. Solltest du zu dem Urteil kommen, dass sie eine Gefahr für uns darstellen könnten, wirst du sie auflösen und darauf vertrauen müssen, dass wir mit den Folgen fertig werden. Außerdem muss ich wissen, ob die Atrebates auch unter einem neuen König zu ihrem Vertrag mit uns stehen würden. Sollte der Verdacht aufkeimen, dass der Stamm zu Caratacus überläuft, müssen wir sofort handeln. «
    »Das ist eine ziemliche Aufgabe für einen einzigen Mann«, bemerkte Quintillus nachdenklich.
    »Du wirst nicht ganz auf dich gestellt sein. Einer der einheimischen Adligen wird von mir bezahlt. Er steht Verica nahe und wird dir nach Kräften behilflich sein. Die Einzelheiten bekommst du später.«
    »In Ordnung, Herr.« Tribun Quintillus sah den General aufmerksam an. »Welche Machtbefugnis verleihst du mir für diesen Auftrag?«
    Plautius griff nach einer Schriftrolle, die neben seinem Stuhl lag, und reichte sie Quintillus. Die Schriftrolle war um einen hölzernen Amtsstab gewickelt, von Kaiser Claudius’ Hand berührt und mit dem Siegel des Generals versehen. »Zunächst einmal sollst du nur beobachten und mir das Beobachtete mitteilen. Wenn es dir nötig scheint, zu handeln, kannst du dich auf die Befugnisse eines Prokurators berufen. In diesem Falle wird das ganze atrebatische Gebiet von Rom übernommen und als Provinz verwaltet. Du bist dann bevollmächtigt, Vespasians Kräften die Annektierung von Vericas Königreich zu befehlen.«
    »Das ist eine beträchtliche Verantwortung«, erwiderte Quintillus nachdenklich. »Der Legat wird nicht begeistert sein, wenn er das erfährt.«
    »Wenn wir Glück haben, wird er es überhaupt nicht erfahren müssen.«

17

    Noch Tage nach dem Bankett herrschte im römischen Lager eine angespannte Stimmung. Die Ausbildung ging zwar diszipliniert weiter und selbst Cato registrierte erfreut, dass Bewegungsabläufe und Waffentechnik der Rekruten sich verbesserten. Gleichzeitig spürte er aber, dass sie abgelenkt waren und eine spannungsgeladene Atmosphäre wie eine dunkle Wolke über ihnen hing. Daher hielt Cato sie möglichst ununterbrochen auf Trab, um ihre Gedanken auf etwas anderes als das schreckliche Schauspiel zu lenken, das ihr König seinen Gästen beim Bankett geboten hatte. Zu allem Unglück hatte Verica die Köpfe seiner Opfer auch noch auf Pfähle gesteckt und stellte sie zu beiden Seiten des Haupttors zur Schau. Die verstümmelten Leichen waren einfach in den Verteidigungsgraben vor der Palisade geworfen worden, den wilden Tieren zum Fraß.
    Diese grausamen Mahnzeichen des Preises, den die Herausforderer des Königs bezahlt hatten, ließen jede offene Diskussion über das Bündnis zwischen den Atrebates und Rom verstummen. Stattdessen wechselten nun jene, die einander noch vertrauten, hier und da ein paar kurze Bemerkungen und verstummten sofort in einer Mischung aus Misstrauen und Schuldgefühl, sobald jemand sich näherte. Wenn Cato nun durch die schlammigen Gassen Callevas ging, bemerkte er dieses Phänomen immer wieder, und wo vorher nur eine Andeutung von Groll zu spüren gewesen war, konnte man nun in vielen Gesichtern eine sorgfältig kontrollierte Feindseligkeit erkennen.
    Diese blieb auch nicht auf die Einwohner der Stadt beschränkt. Die Männer der beiden Kohorten waren ebenfalls gespalten in diejenigen, die das elende Ende der Verräter als gerecht empfanden, und eine greifbare Minderheit, die den Mund hielt und dadurch wortlos Kritik an Verica übte. Auch stumm erregten sie noch die Aufmerksamkeit einiger ihrer Kameraden. Wie die Ausbilder berichteten, war es bereits einige Male zu Handgreiflichkeiten gekommen. Zum Glück war das meistens außerhalb der Dienstzeit geschehen und konnte als kleinere Disziplinlosigkeit übergangen werden. Doch einmal war auch während einer Waffenübung unter Macros Aufsicht eine kleine Schlägerei ausgebrochen. Die fünf Beteiligten waren im Lager vor versammelter Mannschaft bestraft worden.
    Die Männer der Wolfs- und der Keilerkohorte

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