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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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hatten auf dem Exerzierplatz hufeisenförmig Aufstellung nehmen müssen, um die Bestrafung ihrer Kameraden zu verfolgen. Cato stand angespannt neben Macro und zwang sich mit zusammengebissenen Zähnen, nicht bei jedem der Schläge zusammenzuzucken, die zwei der Ausbilder abwechselnd auf Rücken und Gliedmaßen der sich am Boden Krümmenden niedersausen ließen. Macro zählte mit gleichmütiger Stimme die Zahl der Schläge ab und gebot jeweils bei zwanzig Einhalt. Danach trugen zwei Sanitäter die Opfer ins Lazarett.
    Als der dritte Mann zur Bestrafung vorgeführt wurde, beugte Tincommius sich zu Macro hinüber.
    »Ich verstehe das nicht, Herr«, flüsterte er. »Erst prügelt ihr sie und dann verarztet ihr sie. Welchen Sinn hat denn dann die Bestrafung?«
    »Welchen Sinn?« Macro hob die Augenbrauen. »Sie müssen bestraft werden. Aber die Armee kann nicht zulassen, dass sie dann ihre Pflicht nicht mehr erfüllen. Diese Männer sind immer noch Soldaten. Wir müssen sie so bald wie möglich wieder kampffähig haben.«
    »Herr?« Einer der Ausbilder deutete mit dem Kopf auf den Mann zu seinen Füßen.
    Macro straffte die Schultern und brüllte: »Bestrafung durchführen!«
    Die beiden Legionäre schlugen nun auf den am Boden Liegenden ein, und die krachenden Hiebe der Rebstöcke trieben ihm die Luft aus der Lunge, bis er mit zusammengebissenen Zähnen keuchend stöhnte. Das knotige Holz schnitt immer tiefer ins nackte Fleisch und hinterließ blutige Striemen. Macro zählte die Schläge mit so lauter Stimme ab, dass jeder der schweigenden Zuschauer es hören konnte.
    »Zwölf! … Dreizehn! … Vierzehn!«
    Cato fragte sich, warum Macro das Stöhnen und Schreien der Männer, die nackt, den Kopf mit den Armen schützend, auf dem blutverschmierten Boden lagen, so ungerührt ließ. Der junge Zenturio hatte sich schon oft über die harte Armeedisziplin gewundert, die selbst für kleine Übertretungen während der Dienststunden überaus schmerzhafte und demütigende Strafen bereithielt. Geld- und Arbeitsstrafen waren kaum vorgesehen, stattdessen aber viele brutale Züchtigungen. Cato hegte jedoch die Vermutung, dass die Männer williger auf ein System reagieren würden, das sie nicht nur als Lasttiere behandelte, die in den Krieg getrieben wurden. Schließlich konnte man mit Menschen vernünftig reden, und durch besonnenes Anführen ließ sich gewiss ebenso viel Leistung erreichen wie durch Grausamkeit.
    Er hatte Macro einmal bei einem Krug Wein mit dieser Überlegung konfrontiert, doch der Veteran hatte nur gelacht. Für Macro war die Sache einfach. Die Disziplin war hart, um die Männer hart zu machen und ihre Aussichten im Kampf gegen den Feind zu verbessern. Behandelte man die Jungs freundlich, wäre das am Ende ihr Tod. Sprang man dagegen grausam mit ihnen um, blieben sie hart und hatten eine annehmbare Chance, die vielen Jahre des Legionsdienstes zu überleben.
    Als Cato beobachtete, wie der dritte Mann von den Sanitätern weggetragen wurde, kamen ihm Macros Worte wieder lebhaft in den Sinn. Nun wurde der vierte Mann herangeschleift und Cato gefror das Blut in den Adern, als Bedriacus vor den beiden Legionären und ihren blutverschmierten Schlagstöcken auf dem Boden landete. Der Jäger hob den Kopf und lächelte, als er dem Blick seines Kommandanten begegnete. Einen Moment lang zuckte es um Catos Mundwinkel. Das geschah ganz automatisch, doch zu Catos Glück gelang es ihm sofort wieder, seinem Gesicht einen kalten, strengen Ausdruck zu verleihen. Bedriacus runzelte einen Moment lang die Stirn, doch da landete der erste Schlag auf seinen Schultern. Sofort verzerrten sich seine hässlichen, wettergegerbten Gesichtszüge vor Schmerz und er stieß einen schrillen Schrei aus. Cato zuckte zusammen.
    »Reiß dich zusammen«, ermahnte Macro ihn ruhig. »Du bist verdammt noch mal ein Offizier. Benimm dich also wie einer … Drei! … Vier!«
    Cato hielt die Arme an den Leib gepresst und zwang sich zum Hinsehen, während die Schläge in einem stetigen Rhythmus auf der nackten Haut landeten. Ein verholzter Knoten in einem der beiden Schlagstöcke ließ die Haut über dem einem Schulterblatt aufplatzen; aus der Wunde floss Blut. Cato spürte, wie es ihn würgte und tief in seinen Eingeweiden das Bedürfnis aufstieg, sich zu erbrechen. Beim zehnten Schlag starrte Bedriacus Cato mit weit aufgerissenen Augen an, den Mund halb offen, und stieß ein grässliches, schrilles Heulen aus. Dieses Geheul wurde jedesmal von einem kurzen

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