Cato 05 - Beute des Adlers
sich jeder Gefahr aus den Sümpfen zu stellen.
Centurio Maximius starrte auf die im Tal verborgene Siedlung. Er hob den Arm und deutete darauf. »Siehst du den kleinen Hügel vor dem Wald, neben dem Fluss?«
Macro folgte seinem Finger und nickte.
»Diese Stelle ist wohl am besten für ein befestigtes Lager geeignet. Sie ist nach allen Seiten offen, und Frischwasser ist auch in der Nähe. Sieht doch gut aus, findest du nicht?«
»Ja, Herr.« Macro hatte Maximius ’ Versuche, Konversation zu machen, langsam satt. Wenn er sich unterhalten wollte, sollte er vielleicht mit der Gesellschaft des kriecherischen Centurio Felix vorliebnehmen. Außerdem wollte Macro so wenige Worte wie möglich mit Maximius wechseln. Immerhin hatte er Cato und den anderen die Flucht ermöglicht und schwebte immer in der Gefahr, sich zu verplappern. Maximius suchte nach wie vor nach dem Schuldigen. Macro war ständig auf der Hut, um nicht in eine Falle zu tappen und auch nur den kleinsten Hinweis auf seine Mittäterschaft fallen zu lassen.
Der Kohortenkommandant starrte seinen Untergeben einen Augenblick lang durchdringend an. Macro war Maximius ’ Blick sichtlich unangenehm, aber er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Also hielt er einfach den Mund und blickte geradeaus, als würde er sich die Landschaft einprägen, die die Kohorte am nächsten Morgen durchqueren würde.
»Du kannst mich nicht besonders gut leiden, oder?«
Nun musste Macro dem Mann wohl oder übel ins Gesicht sehen. Er täuschte eine überraschte Miene vor. »Herr?«
»Jetzt tu nicht so.« Der Kohortenkommandant lächelte. »Seit deiner Berufung zur Dritten Kohorte ist deine Abneigung gegen mich doch ein offenes Geheimnis!«
Macro fiel aus allen Wolken. War er wirklich so leicht zu durchschauen? Das besorgte ihn zutiefst. Was hatte Maximius wohl noch über ihn herausgefunden? Macro lief es kalt den Rücken herunter. Offenbar wollte ihn Maximius hinters Licht führen, ihn einer Prüfung unterziehen oder gar in die Falle locken. Macro schwirrte der Kopf, und er geriet in Panik.
»Herr, das sollte nicht respektlos wirken! So bin ich eben. Ich … ich kann nicht besonders gut mit Menschen umgehen.«
»Blödsinn. Du bist der geborene Anführer. Das sieht man auf den ersten Blick.« Maximius kniff die Augen zusammen. »Das könnte der Grund sein. Vielleicht glaubst du, dass du besser bist als ich.«
Macro schüttelte den Kopf.
»Was ist? Hast du vor Angst deine Zunge verschluckt?«
Macro wurde wütend. »Ich habe keine Angst, Herr!«, blaffte er zurück. »Worauf willst du hinaus? Was willst du von mir hören?«
»Immer mit der Ruhe, Centurio! Ruhig Blut … « Maximius lachte leise. »Ich wollte nur wissen, was du von mir hältst. Nichts für ungut.«
Nichts für ungut … Macro spürte tiefe Verachtung für seinen Vorgesetzten. Solche Spielchen waren nichts für echte Soldaten. Nur für Verrückte und Politiker, die sich in Macros Augen sowieso nicht groß unterschieden.
»Egal. Ich wollte mit dir über Cato reden. Du kennst ihn doch schon länger, oder?«
»Seit er zur Zweiten gestoßen ist, Herr.«
»Ich weiß. Ich habe mir die Berichte angesehen. Da liegt es natürlich nahe, dich nach seinen Plänen zu fragen.«
»Davon weiß ich nichts, Herr.«
Maximius nickte bedächtig. »Aber du bist doch mit ihm vertraut. Ich würde es sehr schätzen, wenn du mir erzählst, was du von der ganzen Sache hältst. Was hat er vor? Natürlich könnte er schon lange tot sein, aber angenommen, er lebt noch – was wird er als Nächstes tun? Sprich!«
»Ich … ich habe wirklich keine Ahnung, Herr.«
»Denk nach, Macro! Gib dir Mühe. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich glatt annehmen, dass du ihn in Schutz nimmst.«
Macro hätte fast aufgelacht. Doch das Lachen hätte so hohl und gekünstelt geklungen, dass sein nervöser Kommandant bestimmt nicht darauf reingefallen wäre. »Herr, du hast die Berichte über mich gelesen. Du weißt, dass ich mich an die Vorschriften halte und kein Mitleid mit denen habe, die sie brechen. Und schon gar nicht mit jemandem, der mich und meine Kameraden so tief in die Scheiße reitet. Meiner Meinung nach war es nur eine Frage der Zeit, bis es Cato erwischt. Und wo er jetzt ist, darüber kann ich nur spekulieren. Ich kenne ihn nicht gut genug, um seine Handlungen vorauszusehen.« Das zumindest entsprach weitestgehend der Wahrheit. Macro musste ein Lächeln unterdrücken. »Cato ist zu allem fähig. Vielleicht versucht er ja,
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