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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Schlamm. Nach einem weiteren Schritt war es stecken geblieben. Proculus wollte die Gelegenheit nutzen und hechtete dem Tier hinterher. Auch er landete im Schlamm, durchbrach die Oberfläche und versank bis zu den Knien im Morast. Grunzend zog er einen Fuß heraus, machte einen Schritt und wollte das andere Bein nachziehen. Doch er kam nicht gegen den Sog an. Vor ihm zappelte das Reh in einem ständig größer werdenden Radius aus fauligem Schlick. Der Speerschaft pendelte kurz zurück und geriet in Proculus ’ Reichweite. Der packte sofort zu, hielt ihn fest und riss die Waffe in dem Moment heraus, in dem Cato und die anderen auf die Grasfläche gestürmt kamen.
    »Scheiße!«, rief Metellus. »Wir haben es!«
    Der Legionär wollte losrennen, doch Cato hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück. »Warte!«
    Metellus wollte gerade den Arm seines Centurio beiseiteschieben, als Cato die andere Hand nach Proculus ausstreckte, der versuchte, im Schlamm so festen Halt zu gewinnen, damit er mit dem Speer zustoßen konnte.
    »Seht doch!«, rief Cato. »Das ist nicht sicher. Wartet!«
    Proculus, der bis zu den Knien im klebrigen Schlamm steckte, stürzte vor und rammte den Speer in den Hals des Rehs, riss die Spitze wieder heraus und stach erneut zu. Mit einem letzten Angstschrei ließ das Tier den Kopf in den Schlamm sinken und streckte die Zunge heraus. Die braune Brust hob und senkte sich noch einige Male, dann war es vorbei. Leuchtendes Blut spritzte aus den Wunden auf den dunklen Morast.
    Proculus hob den Speer über den Kopf und stieß einen Schrei der Freude und des Triumphs aus. Er drehte sich grinsend zu seinen Kameraden um und runzelte die Stirn, als er ihre ernsten Mienen bemerkte.
    »Er versinkt«, sagte Metellus leise.
    Proculus sah an sich herab. Der schwarze Schlamm reichte ihm nun über die Oberschenkel. Dunkles Wasser leckte am Saum seiner zerlumpten Tunika. Als er sich wieder seinen Kameraden zuwandte, war das erste Anzeichen von Furcht auf seinem Gesicht zu erkennen.
    »Helft mir.«
    »Dein Speer!« Cato deutete darauf. »Halt ihn uns hin.«
    Proculus packte den Schaft direkt hinter der Eisenspitze und hielt das stumpfe Ende seinen Kameraden entgegen. Cato streckte den Arm so weit wie möglich aus. Seine Finger verfehlten den Schaft um Haaresbreite.
    Er wandte sich zu Metellus um. »Halt meinen Arm gut fest.«
    Derart abgesichert, wagte Cato einen vorsichtigen Schritt auf die rissige Oberfläche. Sofort sank sein Fuß tief ein. Er beugte sich erneut vor und konnte das zitternde Speerende mit den Fingern erreichen. Seine Finger schlossen sich um das harte Holz. Er zog. Proculus ’ Fingerknöchel hatten sich vor Anstrengung weiß verfärbt. Mit aller Kraft hielt er sich an diesem letzten Rettungsanker fest. Seine vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrten den Centurio an.
    »Nicht loslassen!«, grunzte Cato durch seine zusammengebissenen Zähne. »Festhalten, Mann!«
    Einen Augenblick lang spürte er, wie sich der Speer auf ihn zubewegte, doch dann blieb er stecken. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte Proculus nicht ans Ufer ziehen. Mit geschlossenen Augen unternahm er einen letzten verzweifelten Versuch. Vergeblich. Er entspannte die Muskeln.
    »So wird das nichts.« Cato sah sich schnell um und gab neue Befehle. »Wir brauchen eine Unterlage. Schneidet ein paar Zweige ab und werft sie auf den Schlamm. Los!«
    Während sie die Dolche zogen und auf die dünnen Ginsterzweige einhackten, sah sich Proculus in wachsendem Entsetzen um. Der Schlamm zog ihn gleichmäßig nach unten und hatte bereits seine Hüften umschlossen. Das Reh sank etwas langsamer, doch der Kopf des Tieres war bereits verschwunden. Nur ein Ohr ragte noch aus dem öligen Wasser.
    »Holt mich hier raus!« Proculus stemmte sich dem Sog entgegen, dann versuchte er, den Schlick von seiner Taille zu schöpfen.
    »Halt still, du Narr!«, zischte Cato. »Sonst sinkst du noch schneller ein. Stillhalten!«
    Die Ginsterzweige waren zäher als erwartet. Die Männer hatten es immer noch nicht geschafft, auch nur einen Ast abzutrennen. Cato nahm den Dolch zur Seite und trat auf das weiße, faserige Holz der Schnittstelle. Doch anstatt abzubrechen gab der Ast unter ihm nach.
    »Verflucht!«
    Cato schnitt mit wachsender Verzweiflung weiter. Proculus steckte inzwischen bis über die Hüften im Schlamm.
    »Hier!«, grunzte einer der Männer, warf einen Ast auf den Schlamm am Sumpfrand und machte sich sofort daran, den nächsten

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