Cato 05 - Beute des Adlers
war.
KAPITEL 31
D er wird uns noch alle umbringen.« Centurio Tullius deutete mit dem Kinn auf den Kohortenkommandanten. Maximius gab gerade den diensthabenden Optios ihre Einsatzbefehle. Jeder der Offiziere hatte zwanzig Männer unter sich und einen Einheimischen als Führer zugeteilt bekommen. Dabei handelte es sich um Gefangene mit Eisenringen um den Hals, die mit Ketten an dem Gürtel eines Legionärs befestigt waren. Da man ihre Kinder als Geiseln hielt, war es höchst unwahrscheinlich, dass sie versuchen würden zu fliehen oder ihre römischen Herren hinters Licht zu führen. Doch Maximius wollte kein Risiko eingehen. Er hatte sowieso schon viel zu wenige Männer. Tullius schlug den Rebholzstock immer wieder mit einem dumpfen Klappern gegen seine Beinschienen. Macro sah ihn gereizt an.
»Würde es dir was ausmachen?«
»Was? Oh, tut mir leid.« Tullius hob den Stock, klemmte ihn sich unter den Arm und sah wieder zum Kohortenkommandanten hinüber. »Ich dachte, wir sollten nach Cato und den anderen suchen. Stattdessen zetteln wir hier eine verdammte Revolte an. Das hätte er nicht besser hinbekommen, wenn er es drauf angelegt hätte … dieses Arschloch!«
»Vielleicht ist das ja genau sein Befehl«, spekulierte Macro laut.
»Wie meinst du das?«
Macro zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht genau. Noch nicht. Aber die Methoden, mit denen er die Einheimischen zur Mitarbeit bewegen will, kommen mir doch ziemlich komisch vor.«
»Komisch?« Der alte Centurio schüttelte den Kopf. »Du warst nicht dabei, als wir unten am Fluss über die Eingeborenen hergefallen sind. Da ist er völlig übergeschnappt.« Tullius senkte die Stimme. »Wie ein Besessener – er ist wild, gefährlich und grausam. Er hätte nie das Kommando übernehmen dürfen. Solange er die Dritte Kohorte anführt, stecken wir tief in der Scheiße. Er hat uns bereits entehrt. Meine Zeit ist fast um, Macro. Noch zwei Jahre bis zur Pension. Und die hab ich mir verdient. Bis jetzt war meine Laufbahn makellos. Selbst wenn er uns nicht umbringt, hat uns die Dezimation die Karriere gekostet. Du und die anderen Centurionen, ihr seid noch jung, ihr habt noch ein paar Jahre abzuleisten. Was glaubst du, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit so einem Schandfleck befördert wird? Ich sage dir, solange dieses Arschloch das Kommando hat, stecken wir ganz tief in der Scheiße.« Er wandte sich von Macro ab und starrte den Kohortenkommandanten in der Entfernung an. »Es sei denn, ihm würde was zustoßen«, sagte er leise.
Macro schluckte nervös und drückte den Rücken durch. »An deiner Stelle würde ich meine Zunge im Zaum halten. Er ist gefährlich, zweifellos. Aber das ist dein Gerede auch.«
Tullius betrachtete eingehend den anderen Centurio. »Also hältst du ihn auch für eine Gefahr?«
»Vielleicht. Aber du machst mir richtig Angst. Was schlägst du vor, Tullius? Sollen wir ihm in der Nacht den Dolch in den Rücken rammen?«
Tullius lachte gekünstelt. »Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.«
»O ja«, schnaubte Macro. »Ich weiß. Und ich weiß auch, was mit den Männern derjenigen Einheiten geschieht, die dafür verantwortlich gemacht werden. Ich jedenfalls will meinen Lebensabend nicht in den kaiserlichen Minen verbringen. Was, wenn er ermordet würde? Dann hättest du das Kommando.« Macro sah dem anderen Mann ernst ins Gesicht. »Und, um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass du das Zeug dazu hättest.«
Tullius wandte sich ab, bevor Macro den Schmerz in seiner Miene bemerkte. »Da hast du wahrscheinlich recht … vielleicht früher mal. Aber das hat sich nie ergeben.«
Zu Recht, dachte Macro und kräuselte verächtlich die Lippen.
Tullius sah auf. »Macro, du könntest doch das Kommando übernehmen.«
»Nein.«
»Warum denn nicht? Die Männer würden auf dich hören. Also ich schon.«
»Ich habe Nein gesagt.«
»Wir müssen nur dafür sorgen, dass Maximius ’ Tod keinen Verdacht erregt.«
Macros Hand schoss vor und packte den älteren Mann bei der Schulter. Er schüttelte Tullius ordentlich durch, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Ich hab Nein gesagt, kapiert? Noch ein Wort, und ich liefere dich höchstpersönlich an Maximius aus. Dann mach ’ ich sogar freiwillig den Henker.« Er zog die Hand wieder zurück. »Ich will nichts mehr davon hören.«
»Aber warum?«
»Weil er unser Kommandant ist. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihn anzuzweifeln. Wir befolgen nur seine Befehle.«
»Und
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