Cato 05 - Beute des Adlers
wenn uns diese Befehle ins Verderben stürzen? Was dann?«
»Dann …« Macro zuckte mit den Schultern. »Dann sterben wir eben.«
Tullius sah ihn entsetzt an. »Du bist genauso verrückt wie er.«
»Vielleicht. Wir sind Soldaten, keine Senatoren. Wir tun, was man uns sagt, und kämpfen – ohne Diskussion. Dazu haben wir uns verpflichtet, als wir den Adlern beigetreten sind. Du und ich, wir haben einen Eid geschworen. Ende der Geschichte.«
Tullius starrte ihn an, dann bohrte er einen Finger in Macros Brust. »Du bist von Sinnen.«
»Meine Herren!«
Beim Klang von Maximius ’ Stimme drehten sich beide erschrocken um. Er hatte die Einsatzbesprechung beendet und sich den beiden Offizieren genähert, ohne dass sie es mitbekommen hatten. Beim Anblick ihrer entsetzten Mienen runzelte er die Stirn, lächelte aber schnell wieder freundlich. »Ihr seht ja aus, als würdet ihr gleich aufeinander losgehen!«
Tullius zwang sich zu einem kurzen Lachen. »Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, Herr. Mehr nicht.« Macro lächelte gequält.
»Ach so. Worum ging es denn?«
»Nicht so wichtig, Herr. Nicht der Rede wert.«
»Das überlass mal lieber mir.« Maximius grinste wieder. »Also, raus mit der Sprache.«
Tullius wedelte mit der Hand durch die Luft. »Eine Meinungsverschiedenheit, Herr. Eine soldatische Debatte. Ich bin der Ansicht, dass wir dem Feind schon viel früher den Garaus gemacht hätten, wenn uns die Prätorianer zur Seite stünden.«
»Verstehe.« Maximius beäugte seinen Untergebenen misstrauisch, dann wandte er sich an Macro. »Und Centurio Macro teilt diese Ansicht nicht?«
»Er glaubt, dass die Prätorianer faule Säcke sind, Herr«, warf Tullius ein, bevor Macro antworten konnte.
Maximius hob die Hand. »Ruhe. Ich glaube, Macro kann für sich selbst sprechen. Also, was meinst du dazu?«
Macro warf Tullius einen vernichtenden Blick zu, bevor er versuchte, sich aus der Lage herauszureden, in die dieser ihn gebracht hatte. »Es sind gute Soldaten, Herr. Gute Männer, aber, äh, ich glaube, dass die lange Zeit in Rom sie verweichlicht hat … Herr.«
»Also glaubst du, dass die Legionäre aus härterem Holz geschnitzt sind?«
Macro zuckte hilflos mit den Achseln. »Nun, ja, Herr. Ich denke schon … ja.«
»Quatsch!«, fauchte Maximius. »Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Der Prätorianer ist der beste Soldat des Imperiums. Punktum. Ich sollte das ja wohl wissen, schließlich war ich lange genug dabei. Tullius hat recht. Wenn Claudius ein paar Prätorianer hiergelassen hätte, als er sich letztes Jahr nach Rom verdünnisiert hat, dann wäre das alles schon längst vorbei. Die Garde hätte Caratacus im Nu erledigt.« Er funkelte Macro mit aufgeblähten Nasenflügeln an. »Ein Offizier mit deiner Erfahrung sollte das eigentlich wissen. Einen Prätorianer kann man mit einem durchschnittlichen Legionär überhaupt nicht vergleichen.«
»Ja, Herr.« Macro wurde rot. Er hätte sich nur zu gerne verteidigt und die Behauptungen, die ihm Tullius in den Mund gelegt hatte, richtiggestellt. Er hätte Maximius am liebsten erzählt, dass seine hochgerühmte Garde während der Schlacht vor Camulodunum im letzten Jahr fast draufgegangen wäre. Doch dieses Risiko konnte Macro nicht eingehen. Sobald er sich erst einmal in Rage geredet hatte, bestand die Gefahr, dass er sich verplapperte. Da war es besser, den Zorn seines Kommandanten über sich ergehen zu lassen wie die Wellen am Strand seiner Geburtsstadt Ostia. Macro stellte sich aufrecht hin und sah seinen Vorgesetzten an. »Wie du meinst, Herr. Gar kein Vergleich.«
Maximius bemerkte den ironischen Unterton sofort und scheuchte Tullius mit einem knappen Befehl davon. Sobald alle außer Hörweite waren, richtete er erneut das Wort an Macro.
»Über was habt ihr euch wirklich unterhalten?«
»Wie gesagt, Herr – eine soldatische Meinungsverschiedenheit.«
»Verstehe.« Maximius kaute ungläubig auf seiner Unterlippe. »Das Gespräch hatte doch nichts mit dem Verräter zu tun, nach dem wir immer noch suchen, oder?«
Macro spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er hoffte, dass ihm die Schuld nicht ins Gesicht geschrieben stand. »Nein, Herr«, antwortete er.
»Wie mir scheint, sind wir noch nicht besonders weit mit unseren Ermittlungen. Was meinst du, Macro?«
»Wir, Herr?«
»Natürlich.« Maximius sah sich argwöhnisch um, dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Macro, wem kann ich denn in dieser Angelegenheit sonst
Weitere Kostenlose Bücher