Cato 05 - Beute des Adlers
erinnerte sich an das erste Mal, als er als frisch beförderter Centurio vor ihnen gestanden hatte. Er erkannte viele der hartgesottenen Veteranen vor sich und war mit einem Mal sehr zuversichtlich, dass sie sich im Angesicht des Feindes tapfer halten würden.
»Rührt euch!«, befahl er. »Aber bleibt, wo ihr seid.«
Cato blinzelte in den grellen Himmel und spürte, wie ihm unter der schweren Militärtunika und unter der noch schwereren Rüstung der Schweiß ausbrach. Seine Kehle war wie angeschwollen, und seine Zunge fuhr über trockene Lippen.
»Nehmt einen kräftigen Schluck aus den Feldflaschen. Später werdet ihr wohl nicht mehr dazu kommen.«
Einige Männer kicherten, doch die meisten starrten stur geradeaus, bis Septimus den Befehl gab. Dann setzten die Männer Schilde und Speere ab und hockten sich auf den harten, trockenen Erdboden. Sie griffen nach ihren Feldflaschen oder lösten ihre Halstücher, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.
Septimus näherte sich Cato. »Dürfen die Männer die Helme abnehmen, Herr?«
Cato sah die Straße hinab. Alles wirkte ruhig, und die beiden Kundschafter hatten noch keinen Alarm geschlagen.
»Warum nicht.«
Septimus salutierte. »Also gut, Männer. Der Centurio sagt, ihr dürft die Helme abnehmen«, rief er den Ausruhenden zu. »Aber behaltet sie griffbereit.«
Mit einem Stöhnen der Erleichterung machten sich die Männer an den Lederriemen zu schaffen und setzten die schweren, sperrigen Helme ab. Das Haar darunter klebte den Männern am Schädel, als wären sie soeben einem Dampfbad entstiegen.
Cato sah sich noch einmal nach den Ausschau haltenden Männern um, dann ließ er sich in einiger Entfernung zu seinem Trupp ebenfalls auf der Straße nieder. Er löste die Lederriemen, setzte den Helm ab und legte ihn in den Schoß. Seine Fingerspitzen strichen über die dünne Staubschicht auf dem Metall. Er legte den Helm beiseite und griff nach der Feldflasche an seinem Schwertgurt. Cato hatte gerade den Korken herausgezogen und wollte die Flasche an die Lippen heben, als er einen Ruf hörte. Sofort wanderten alle Blicke die Straße hinauf. Einer der Aussichtsposten kam auf sie zugerannt, während der andere weiterhin etwas in der Entfernung beobachtete. Einen Augenblick später wirbelte er herum und folgte seinem Kameraden.
Während er lief, deutete der erste Aussichtsposten mit dem Speer über die Schulter. Nun konnte jeder Mann der Sechsten Centurie seine Schreie klar und deutlich hören. »Sie kommen!«
KAPITEL 38
C ato ließ die Feldflasche fallen und sprang auf. »Zu den Waffen! Zu den Waffen! Bewegt euch!«
Um ihn herum rappelten sich die Legionäre auf, griffen nach ihren Helmen, drückten sie sich hastig auf den Kopf und kämpften mit den Lederriemen, die sie gerade erst gelöst hatten. Alle Gedanken an die Hitze und den Durst waren wie weggeblasen. Derweil schrie der heranstürmende Aussichtsposten ohne Unterlass: »Sie kommen!«
Schilde und Speere wurden vom Boden gehoben, und die Männer brachten sich in Kampfposition. Cato zog das Schwert und stieß es in die Luft, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Sechste Centurie! Sechste Centurie, Wurfspeere bereit machen!«
Einige der Männer hatten instinktiv nach ihren Schwertern gegriffen. Sie nahmen die Hände von den Waffen, packten stattdessen die Speere und spähten ängstlich die Straße hinunter. Cato tat es ihnen gleich und trieb die beiden Legionäre in Gedanken zu größerer Eile an. Schon kam der erste, völlig außer Atem unter dem Gewicht seiner Rüstung und Waffen, bei ihnen an. Er blieb vor Cato stehen und beugte sich vor, um nach Luft zu schnappen.
»Dein Bericht?«, drängte Cato.
»Ja … Herr.« Der Aussichtsposten zwang sich, aufrecht zu stehen. Er schluckte den Schleim in seinem Mund herunter. »Melde gehorsamst … der Feind ist im Anmarsch, Herr. Noch etwa eine Viertel-, vielleicht auch eine Drittelmeile entfernt.«
»In welchen Verbänden?«
»Reiterei und Fußtruppen, Herr. Angeführt von acht bis zehn Kundschaftern. Sie haben uns bemerkt und sind zur Hauptstreitmacht zurückgekehrt.«
»Das werden sie natürlich berichten«, überlegte Cato laut. »Dann wird Caratacus weitere Späher losschicken, um uns in ein Gefecht zu verwickeln, während das Hauptheer weiter vorrückt.«
Septimus schnaubte verächtlich. »Das wäre Zeitverschwendung. Hier können sie nicht ausschwärmen. Sie müssen uns auf engstem Raum bekämpfen. Damit tun sie sich keinen Gefallen.«
Cato
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