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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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worden war, und stöhnte verzweifelt auf.
    »Ruhe!«, schrie der Tribun. »Wenn ein Offizier spricht, hat Ruhe zu herrschen!«
    Er starrte die Männer vor ihm wütend an. »Fangt an!«
    Abteilung für Abteilung näherten sich die Legionäre den Schreibern, um das Los zu ziehen. Neben jedem Schreiber standen zwei Männer der Ersten Kohorte. Einer hielt eine Fackel, damit das Los jedes Mannes deutlich sichtbar war. Der andere würde die Unglücklichen abführen. Cato wandte sich seinen Männern zu. »Erste Abteilung vortreten!«
    Die acht Männer traten zum Schreiber, der den Krug über Augenhöhe hielt, damit niemand hineinsehen konnte. Der erste Mann griff in den Krug. Ein rasselndes Geräusch ertönte, als seine Finger in den Kerbmünzen wühlten.
    »Beeil dich!«, knurrte der Legionär mit der Fackel.
    Der Mann zog die Hand aus dem Krug und zeigte dem Schreiber seine Kerbmünze, eine Holzscheibe von der Größe eines Denarius.
    »Weiß!«, rief der Schreiber. Der Mann vor ihm ging schnell davon und gesellte sich mit vor Erleichterung zitternden Händen zur Kohorte.
    »Weiß!«, rief der Schreiber beim nächsten Mann.
    »Schwarz!« Der dritte Mann starrte seine Handfläche an, als ob sich die Münze in seiner Hand jeden Augenblick weiß färben könnte.
    »Mitkommen!« Der Legionär packte ihn am Arm und schubste ihn auf die Wächter zu, die hinter dem Tribun warteten. »Da rüber. Geh schon!«
    Der Mann entfernte sich taumelnd von seinen Kameraden. Er warf einen Blick über die Schulter auf Cato. Der Hilfeschrei in seinen Augen war nicht zu übersehen, doch Cato konnte nichts für ihn tun. Hilflos schüttelte er den Kopf und wandte sich ab.
    So ging es weiter. Ein stetiger Strom Verurteilter wurde von der übrigen Kohorte getrennt. Als Maximius an der Reihe war, beobachtete Cato, wie er eine weiße Münze zog, sich umdrehte und die Holzscheibe wie einen Glücksbringer umklammerte. Vielleicht war das auch für ihn ein glückliches Omen, dachte Cato, und tippte seinem Optio auf die Schulter.
    »Los, Figulus. Wir ziehen mit der nächsten Abteilung.«
    Zwei der acht Männer vor ihm zogen schwarze Münzen. Cato rechnete schnell aus, dass sich nur noch eine schwarze Holzscheibe im Krug befinden konnte. Eine schwarze und sechsundzwanzig weiße. Die Chancen standen gut. Doch unter die Freude mischte sich das schlechte Gewissen, dass dieser Vorteil das Leben der Männer gekostet hatte, die er vorgelassen hatte.
    Nun war Figulus an der Reihe. Der hochgewachsene Gallier stand zögernd vor dem Krug.
    »Mach schon, Mann«, flüsterte der Fackelträger. »Sonst glauben sie, du hättest Angst.«
    »Hab ich nicht«, zischte Figulus. »Ich hab keine Angst, du Bastard!«
    Er trat vor, steckte die Hand in den Krug, nahm die erste Münze, die ihm zwischen die Finger kam und zog sie heraus.
    »Weiß!«, rief der Schreiber.
    Catos Herz klopfte ihm bis zum Hals, und er hörte das Blut in seinen Ohren pochen. Und doch war ihm kalt, obwohl die Nachtluft eigentlich sehr warm war. Der Schreiber hielt ihm den Krug hin.
    »Herr?«
    »Ja, natürlich.« Als die Worte seine Lippen verließen, klang es wie die Stimme eines anderen Mannes. Obwohl Cato am liebsten vor dem Krug davongelaufen wäre, blieb er wie angewurzelt stehen. Seine Hand hob sich, schob sich über den Rand und tauchte in den Krug. Cato ertastete einen winzigen Riss, der die Innenseite des Tonkrugs entlanglief. Dann strichen seine Fingerspitzen über den kleinen Münzhaufen auf dem Boden des Krugs. Erst zuckte er zurück, dann biss er die Zähne zusammen, schloss die Hand um eine der Holzscheiben und zog sie heraus. Cato sah den Schreiber unverwandt an, als er die Hand öffnete. Der Schreiber senkte den Blick, und mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck öffnete er den Mund.
    »Schwarz!«

KAPITEL 19
    K urz nach der Morgendämmerung verließ der kaiser- liche Sekretär in Begleitung seiner Leibwächter und vier kompletter Schwadronen der Hilfstruppenreiterei das Armeelager. Nach den Mordanschlägen auf der Hinreise war Narcissus nicht gewillt, weitere Risiken einzugehen. Er hatte dem General die aufrüttelnde Drohung des Kaisers überbracht und nahm gute Nachrichten mit nach Hause. Caratacus ’ Armee war zerschlagen, es blieb nur noch, die Überlebenden zur Strecke zu bringen. Die Befehlshaber der Aufständischen hatten das Wohlwollen der Stämme im Tiefland verspielt und konnten bei einer Fortsetzung des Kampfes nicht mehr mit ihrer Unterstützung rechnen. Eine ganze Generation

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