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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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starrte auf seine Stiefel. »Ich glaube, sie haben es mit der Angst bekommen. Der Kampfgeist hat sie verlassen. Also haben wir uns zurückfallen lassen und auf Verstärkung gewartet. Ich hatte keine Wahl. Es wäre widersinnig gewesen, eine Kohorte in die Schlacht zu werfen, die nicht kampfbereit ist.« Er sah trotzig auf. »In einer anderen Situation … «
    »Centurio!«, blaffte Plautius. »Es gibt nur eine Situation. Und zwar die, in der man sich gerade befindet. Du und deine Männer habt die Anforderungen nicht erfüllt, die an römische Legionäre gestellt werden.«
    Die Pause, die der General vor der Urteilsverkündung einlegte, war nicht nur ein billiger rhetorischer Kniff. Die Männer sollten einige Augenblicke Zeit haben, damit die Furcht vor dem Urteil weiter wachsen konnte.
    »Die Dritte Kohorte wird die nächsten sechs Monate des Lagers verwiesen. Alle Ehrenabzeichen sind von ihrer Standarte zu entfernen. Der Sold wird einbehalten und die Rationen werden auf Wasser und Gerste beschränkt. Das Urteil tritt sofort in Kraft.«
    Trotz der Aussicht auf ein halbes Jahr voller Unbequemlichkeiten war es doch vor allem die Scham, die Cato zu schaffen machte. Bald würde die ganze Armee wissen, dass er und die anderen Offiziere und Soldaten der Kohorte ihre Pflicht nicht erfüllt hatten. Ihre blanke Standarte würde sie als Zeichen der Ehrlosigkeit überallhin begleiten. Die Nachwirkungen dieses Urteilsspruchs würden ihm viel länger als sechs Monate zu schaffen machen. Die Erinnerung an eine Schandtat überlebte immer die Dauer der Strafe selbst.
    Der General klappte das Wachstafelbuch zu und wollte gerade aufstehen, als sich der kaiserliche Sekretär vorbeugte und eine Hand auf seine Schulter legte.
    »Auf ein Wort, General.«
    »Was ist?«
    Narcissus beugte sich noch weiter vor und sprach so leise, dass nur Plautius ihn hören konnte. Da alle anderen ebenfalls schwiegen und konzentriert den Worten der beiden lauschten, herrschte eine unnatürliche Stille im Zelt. Plautius hörte einen Augenblick lang zu, dann verzog sich sein Gesicht zu einer Miene des Entsetzens. Er schüttelte den Kopf. Narcissus sprach eindringlich auf ihn ein und richtete mehrmals den Finger auf den General, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Endlich schien der General nachzugeben. Er nickte ernst. Dann flüsterte er Vespasian etwas zu. Vespasian starrte die Offiziere der Dritten Kohorte an, die mit zusammengepressten Lippen vor ihm standen.
    General Plautius lehnte sich zurück und faltete die Hände, bevor er zu allen Anwesenden sprach. »In Anbetracht der Schwere der Pflichtverletzung, derer sich die Dritte Kohorte schuldig gemacht hat, und um für die Truppen in dieser Provinz und darüber hinaus ein Exempel zu statuieren, wird dem Urteil eine Dezimation durch Losverfahren hinzugefügt. Die Centurien haben die Lose sofort zu ziehen. Die Hinrichtungen werden übermorgen mit der Morgendämmerung im Beisein von Gesandten unbeteiligter Streitkräfte vollzogen. Tribun! Die Centurionen abführen!«
    Cato beobachtete die Gesichter der Centurionen, als sie das Hauptquartier verließen. Maximius starrte auf den Boden und vermied jeden Blickkontakt. Tullius war leichenblass. Macro, der immer noch vor Zorn bebte, drückte seine bittere Enttäuschung durch ein leichtes Kopfschütteln aus, als er an Cato vorbeiging. Felix und Antonius waren wie vor den Kopf geschlagen. Dann drehte sich Cato um und ging als Letzter vor der Eskorte aus dem Zelt. Er war wie betäubt und nahm die schreckliche Wirklichkeit um ihn herum nur undeutlich und wie aus großer Entfernung wahr.
    Dezimation. Darüber hatte er bisher nur gelesen: Es war die gefürchtetste Strafe, die über Legionäre im Feld verhängt werden konnte. Einer von zehn Männern, durch ein Losverfahren ausgewählt, wurde von seinen Kameraden zu Tode geprügelt. Allein bei der Vorstellung drehte sich ihm der Magen um.
    Die Centurionen kehrten an ihren Platz vor ihren Männern zurück und mussten schweigend im flackernden Licht der Riedfackeln warten, bis sechs Schreiber aus dem Hauptquartierszelt traten. Jeder ging auf eine Centurie der Dritten Kohorte zu. Sobald sie in Position waren, trat Tribun Plinius vor.
    »Jeder Mann aus jeder Centurie wird eine Kerbmünze aus dem Krug vor sich ziehen. Wer eine weiße Münze zieht, kehrt zu seiner Einheit zurück. Wer eine schwarze Münze zieht, wird zur Seite geführt.«
    Nun erst begriff die Dritte Kohorte die Art der Bestrafung, die über sie verhängt

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