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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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junger Krieger war geopfert worden. Überall im Land vergossen die Familien bittere Tränen um ihre Söhne, die weit von ihrer Heimat entfernt getötet und begraben worden waren. Narcissus war zuversichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis auch Caratacus getötet oder gefangen genommen wurde. Dann blieb nur eine Handvoll Druiden, die aus der Sicherheit ihrer verborgenen Heiligtümer heraus ihre bizarren Philosophien und religiösen Praktiken verbreiteten, sonst war die Provinz so gut wie befriedet. Und das sollte die Kritiker des Kaisers für die nächste Zeit zum Schweigen bringen.
    Die Reiterkolonne trampelte durch die Furt und wühlte die vorher stille Wasseroberfläche auf. Zu beiden Seiten stieg dünner, milchiger Nebel über dem Fluss auf und trat über die Ufer. Der Trupp ritt über die Uferböschung und die Straße entlang, die nach Calleva führte. Seitdem die Atrebaten zum Königreich der Regni unter Führung des kriecherischen, Rom völlig hörigen Herrschers Cogidubnus gehörten, war ihre Hauptstadt sicher genug, um dort die Nacht zu verbringen.
    Narcissus lächelte. Cogidubnus würde ihnen nie im Leben Schwierigkeiten machen. Rom hatte ihn mit Leib und Seele gekauft, und die Begeisterung, mit der er die Kultur der Besatzer nachäffte, war außergewöhnlich. Dabei hatte man ihm lediglich vage einen Palast versprochen, sobald die Mittel für den Bau vorhanden wären.
    Als Narcissus am Marschlager der Zweiten Legion vorbeiritt, sah er, wie in der Nähe mehrere Hundertschaften eine Palisade errichteten. Die Dritte Kohorte, wie er mit einem leichten Lächeln der Befriedigung feststellte. Das strenge Urteil, das über diese Männer verhängt worden war, würde als lehrreiches Beispiel für ihre Kameraden in den anderen vier Legionen dienen, die hier an der Furt stationiert waren. Und was noch besser war: Auch die Sesselpupser in Rom, die sich Generäle schimpften, und nicht zuletzt der Senat würden sich hocherfreut darüber zeigen, dass die Legionen noch an der Tradition der Härte und Unbarmherzigkeit festhielt, die es dem Imperium ermöglicht hatte, sich bis an die Grenzen der bekannten Welt auszudehnen.
    Am Wegesrand saß eine bewachte Gruppe von Männern mit gefesselten Händen. Als die Reiter vorbeitrabten, sahen sie auf. Narcissus begriff, dass dies die Glücklosen waren, die morgen von ihrer eigenen Kohorte zu Tode geprügelt werden würden. Die meisten starrten ins Leere; manche brüteten trübsinnig vor sich hin. Dann erschrak Narcissus, als er in ein Gesicht blickte, das ihm einst in den Sälen und Gängen des kaiserlichen Palastes sehr vertraut gewesen war. Er zügelte das Pferd und lenkte es von der Straße. Seine Leibwächter gruppierten sich zu seinen Seiten und hinter ihm.
    »Cato … « Narcissus lächelte, doch der junge Centurio starrte nur mit wuterfülltem Blick zurück. »Sollst du etwa hingerichtet werden?«
    Cato schwieg, dann nickte er einmal knapp. Narcissus, der über Schicksale am Schreibpult entschied, wo Menschen nicht mehr als Namen oder Nummern waren, war durch die Begegnung mit diesem Mann, den er vom Kleinkind zum schlaksigen jungen Mann hatte heranwachsen sehen, sichtlich verstört. Es war der Sohn eines Mannes, den er einmal als seinen Freund bezeichnet hatte. Nun musste Cato sterben, um die Tradition der kompromisslosen Disziplin der Legionen aufrechtzuerhalten. Narcissus tröstete sich damit, dass der Junge wenigstens einen Märtyrertod vor sich hatte. Bedauerlich, aber nicht zu ändern.
    Narcissus hielt einige Abschiedsworte für angebracht, die dem jungen Mann Trost und Verständnis spenden sollten. Aber ihm kamen nur Floskeln in den Sinn, die sie beide beleidigt hätten.
    »Es tut mir leid, Cato. Es ging nicht anders.«
    »Wieso?«, antwortete Cato mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir haben unsere Pflicht getan. Sag das dem General. Sag ihm, er soll das Urteil aufheben.«
    Narcissus schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist unmöglich. Da sind mir die Hände gebunden.«
    Cato schaute ihn einen Augenblick lang an, dann lachte er bitter auf und hob die Hände, um Narcissus das Seil um seine Handgelenke zu zeigen. Narcissus errötete, fand aber keine weiteren Worte mehr, um diesen jungen Mann zu trösten oder die Notwendigkeit seines Todes zu rechtfertigen. Hier standen bedeutendere Schicksale auf dem Spiel, und obwohl Narcissus den Jungen ehrlich gemocht hatte, durfte er über ihm nicht seine Pflicht vergessen, die Interessen des Kaisers jederzeit zu wahren.

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