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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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kämpfte Macro mit der Versuchung, Cato anzulügen. Jeder Hoffnungsfunke würde ihm die Zeit, die ihm noch blieb, leichter machen. Andererseits war Macro ein schlechter Lügner. Für eine solche Täuschung fehlte ihm einfach die Begabung. Außerdem war er Cato die Wahrheit schuldig. Ihre Freundschaft verlangte es. »Nein. Noch nie.«
    »Verstehe.« Cato sah zu Boden. »Du hättest mich jetzt auch anlügen können.«
    Macro lachte und klopfte Cato auf den Rücken. »Dich nicht, Cato. Dich nicht. Du kannst alles von mir verlangen, aber das nicht.«
    »Ach so? Na, dann hol mich hier raus.«
    »Das geht nicht.« Macro blickte zum Fluss hinüber. »Soll ich dir was Anständiges zu essen holen? Oder Wein?«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Du musst was essen. Das beruhigt den Magen.«
    »Ich habe keinen Scheißhunger!«, blaffte Cato und bereute es sofort. Macro hatte ihm die Wartezeit bis zum nächsten Morgen nur so angenehm wie möglich machen wollen. Das Ganze war ja nicht Macros Schuld, und rein gefühlsmäßig begriff Cato, dass Macro allen Mut zusammengenommen hatte, als er hierhergekommen war, um mit seinem verurteilten Freund zu reden. Er hatte gewusst, dass es keine fröhliche Unterhaltung werden würde. »Aber ein bisschen Wein würde mir guttun.«
    »Freut mich zu hören!« Macro klopfte ihm noch mal auf den Rücken und stand müde auf. »Mal sehen, was ich tun kann.«
    Macro entfernte sich von den Verurteilten.
    »Macro!«, rief ihm Cato hinterher. Der Veteran wandte den Kopf. Cato sah ihn kurz an. Sein geplagter Verstand raste vor Todesangst. »Danke.«
    Zuerst runzelte Macro die Stirn, dann nickte er, drehte sich um und marschierte davon. Cato sah ihm nach, dann beobachtete er die Ablösung der Wachen am Eingang zum Lager der Zweiten Legion. Der Alltag in der Armee ging weiter wie zuvor. Ein harter, grausamer Alltag, den er nun schon seit zwei Jahren lebte und der ihn zum Mann gemacht hatte. Und nun hatte ihn dieselbe Armee verstoßen und würde ihn beim nächsten Sonnenaufgang hinrichten. Nachdem die Wachen gewechselt hatten, nahm der diensthabende Centurio die entsprechende Wachstafel entgegen. Cato beneidete sie um diese endlose Routine, die sie den lieben langen Tag über beschäftigte. Er dagegen konnte nichts anderes tun als auf den Boden starren. Ein Gefangener seiner eigenen Gedanken, der auf das Ende wartete.
    Plötzlich standen die Wachen stramm. Ein Reiter verließ das Lager. Als er den hellen orangefarbenen Schein der Morgensonne erreichte, sah Cato, dass es der Legat selbst war. Er ritt auf die Dritte Kohorte zu, die gerade einen Verteidigungsgraben aushob. Vespasian sah ihnen im Vorbeireiten dabei zu. Dann hatte er die zusammengekauerten und von zwei Legionären bewachten Verurteilten erreicht. Der Legat starrte geradeaus und spornte sein Pferd zu einem leichten Trab an. Ein paar Gefangene richteten sich auf, als sie ihren Befehlshaber erkannten. Da die Legion sie verstoßen hatte, waren sie nicht länger an die militärische Disziplin gebunden. Gestern noch wären sie aufgesprungen und hätten salutiert. Heute waren sie Kriminelle und so gut wie tot. Jede Respektsbezeugung hätte eine Beleidigung für den Legaten dargestellt.
    So schnell kann sich’s ändern, dachte Cato mit einem Anflug von Ironie. Für die Verurteilten zumindest. Vespasian konnte nach wie vor sein angenehmes Leben führen. In ein paar Tagen hatte er zweifellos vergessen, dass Cato und seine Kameraden je existiert hatten. Einen Augenblick lang suhlte sich Cato in der Verachtung für Vespasian, dem er einmal treu gedient und den er sogar bewundert hatte. So also wurde seine Loyalität belohnt. Vespasian war offenbar doch nicht so anders als die übrigen selbstsüchtigen Aristokraten, die die Legionen befehligten. Nachdem er bei der gestrigen Verhandlung so theatralisch Widerspruch eingelegt hatte, war er bei der leisesten Drohung gegen seine eigene Person eingeknickt und hatte der Dezimation seiner Männer kleinlaut zugestimmt.
    Vom Anblick des Legaten angewidert, spuckte Cato auf den Boden. Dann starrte er ihm hinterher, als dieser zum Lager des Generals auf der anderen Seite der Tamesis ritt.
    »Nun, Legat, was kann ich für dich tun?« Aulus Plautius sah vom Tisch auf und begrüßte ihn mit einem Lächeln. Mit Narcissus ’ Abreise war ihm ein schwerer Stein vom Herzen gefallen. Nun konnte er ohne Einmischung mit dem Feldzug fortfahren. Schon in wenigen Monaten würde er diese Ländereien mit ihren widerspenstigen

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