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Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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müde bist, etwas Zeit für mich zu opfern.«

    Er war erschöpft, und der Gedanke an Schlaf war mehr als verführerisch, doch der bittende Ausdruck ihrer Augen ließ seine Entschlossenheit dahinschmelzen. »Es wäre mir ein Vergnügen, meine Dame.«
    »Weißt du, du könntest mich Julia nennen.«
    »Das könnte ich. Aber nur, wenn du mich Cato nennst.«
    »Aber das ist doch dein Familienname. Könnte ich deinen Vornamen erfahren?«
    »In der Armee nennen wir uns immer beim Familiennamen. Die Macht der Gewohnheit.«
    »Gut, dann also Cato.« Julia ging zu der Seite des Turms, die auf die Agora hinaussah. Sie blickte sich lächelnd nach ihm um, und Cato trat zu ihr. Er war sich ihrer Nähe bewusst, wagte aber keinen Körperkontakt. Zum ersten Mal fiel ihm ihr Duft auf, zitronig und gleichzeitig süß, und er genoss ihn, während er neben ihr stand und auf Palmyra sah.
    »Wie schön das ist«, sann Julia. »Eine Stadt bei Nacht. Ich habe als Kind immer auf der Dachterrasse unseres Hauses in Rom gesessen. Wir haben auf dem Janiculum gewohnt, von dem aus man das Forum und den kaiserlichen Palast sieht. Nachts funkelten Fackeln und Kohlebecken wie Diamanten und Bernsteine in der ganzen Stadt. In mondhellen Nächten konnte man über Meilen hinweg alle Einzelheiten erkennen, als wäre Rom ein Spielzeug aus blauem Stein. Manchmal stieg Nebel vom Tiber auf.«
    Cato lächelte. »Daran erinnere ich mich auch. Er war wie ein feiner Seidenschleier. Er sah so weich aus, dass ich am liebsten die Hand ausgestreckt und ihn berührt hätte.«

    Sie sah ihn überrascht an. »Du auch? Ich dachte, ich wäre die Einzige, die es so gesehen hat. Du hast in Rom gelebt?«
    »Ich bin im Palast aufgewachsen. Mein Vater war ein freigelassener Sklave des Kaisers.« Die Worte waren heraus, bevor Cato sie herunterschlucken konnte, und er fragte sich, ob sie nun seiner niedrigen Abstammung wegen gering von ihm denken würde.
    »Der Sohn eines freigelassenen Sklaven und nun Präfekt einer Hilfstruppe«, überlegte Julia. »Du bist weit gekommen.«
    »Stellvertretender Präfekt«, gestand Cato. »Wenn einmal ein neuer Kommandant gefunden ist, kehre ich in den Rang eines Centurios zurück. Und zwar eines untergeordneten Centurios.«
    Sie durchschaute seine Bescheidenheit sofort. »Die Tatsache, dass du überhaupt für dieses Kommando ausgewählt wurdest, muss bedeuten, dass jemand dich für vielversprechend hält, Cato.«
    »Es wäre schön, das zu glauben. Andernfalls wird es lange dauern, bis ich mich in irgendeine höhere Position der Legionen hochdienen kann.«
    »Und so ein Aufstieg würde dir gefallen?«
    »Welchem Soldaten ginge es anders?«
    »Vergib mir, Cato, aber du kommst mir nicht wie der typische Soldat vor.«
    Er sah sie an. »Nein?«
    »Oh, ich bin mir sicher, dass du ein guter Offizier bist, ich weiß, dass du tapfer bist, und meinem Vater zufolge kannst du sehr gut mit Worten umgehen.«
    »Aber?«

    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht recht. Du scheinst eine gewisse Empfindsamkeit zu besitzen, die mir bisher bei Soldaten noch nicht begegnet ist.«
    »Gib der Erziehung im Palast die Schuld.«
    Sie lachte, sah dann wieder über die Stadt hinaus, und beide schwiegen eine Weile, bis Cato das Wort ergriff. »Und was ist mit dir? Was ist mit dem Mädchen geschehen, das nachts auf Rom hinausgeblickt hat?«
    Julia lächelte schwach, umfing dann sanft ihr Handgelenk mit der anderen Hand und rieb es langsam. »Wie alle Mädchen aus guter Familie wurde ich, kaum dass ich vierzehn war, mit einem Mann verheiratet, der dreimal so alt war wie ich. Ich sollte eine Verbindung zwischen zwei Familien mit stolzer Abstammung stiften. Nur, dass mein Mann mich immer geschlagen hat.«
    »Das tut mir leid.«
    Sie sah ihn traurig an. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Alle Männer schlagen gelegentlich ihre Frau.«
    »Das wollte ich nicht …«
    »Na ja, vielleicht stimmt es ja. Aber Junius Porcinus hat mich beinahe täglich geschlagen. Für jeden Fehler, den er an mir finden konnte. Eine Zeit lang habe ich es hingenommen … Ich dachte, so sei das eben in der Ehe. Nachdem mir zwei Jahre lang jeden Morgen ein zerschlagenes Gesicht aus dem Spiegel entgegengeblickt hatte, bat ich meinen Vater um die Erlaubnis, mich von Porcinus scheiden zu lassen. Als er erfuhr, was geschehen war, stimmte er zu. Seitdem begleite ich ihn dorthin, wohin der Kaiser ihn schickt. Ich nehme an, ich führe seinen Haushalt anstelle meiner Mutter. Sie ist bei meiner Geburt

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