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Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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eines Tages einen höheren Rang bekleiden würde als er selber. Dieser Gedanke verblüffte ihn, und einen Moment lang war er über diese Aussicht verstimmt. Dann schüttelte er das Gefühl ab, verärgert über sich selbst, dass er eine so wenig edelmütige Empfindung zulassen konnte.
    »Wie auch immer«, Cato nahm ein kleines Stück Fleisch und schob es sich in den Mund, »das ist jetzt nicht wichtig. Entscheidend ist nur, dass wir durchhalten, bis Longinus Palmyra erreicht. Wenn er länger braucht, als wir erwarten, wird das Schlachten der Pferde nicht genügen. Dann müssen wir Balthus’ Vorschlag folgen.«
    Macro brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte, und hob dann die Augenbrauen. »Ah, du meinst, die Zivilisten aus der Zitadelle zu werfen.«
    »Ja.«
    »Das klingt ganz schön hart aus deinem Mund, Junge.«
    »Was können wir denn sonst tun?« Cato seufzte müde. »Wenn sie in der Zitadelle bleiben und wir durch Hunger zur Aufgabe gezwungen werden, fällt Palmyra unter die Kontrolle des Partherreichs. Das wird der Kaiser nicht zulassen, es wird also einen Krieg geben, in dem Zehntausende sterben werden. Wenn wir die Zivilisten hier opfern müssen, ist das langfristig gesehen vielleicht gerechtfertigt.«

    »Vielleicht«, antwortete Macro. »Aber es gilt noch eine Frage zu bedenken, die uns unmittelbarer angeht.«
    »Ach ja?«
    »Vergessen wir lieber nicht, was Prinz Artaxes für uns bereithält, falls er die Zitadelle einnimmt.«
    »Das hatte ich nicht vergessen.«
    Macro zuckte mit den Schultern. »Wenn es zur Wahl zwischen uns und den Zivilisten kommt, nun, dann ist die Entscheidung meiner Meinung nach klar.«
    Cato antwortete nicht. Er dachte immer noch über die Drohung nach, alle Römer niederzumetzeln, die in der Zitadelle angetroffen wurden. Dies betraf auch Julia, die Tochter des Botschafters – und vorher würde man sie Artaxes’ Soldaten zu freiem Gebrauch überlassen. Bei dieser Aussicht spürte er Zorn in sich aufsteigen, und da war er wieder, der Funke der Zuneigung, wie ein warmer Schmerz in seinem Herzen. Cato griff nach dem Krug und trank mehrere Schlucke. Macro beobachtete ihn amüsiert.
    »Du trinkst, als hättest du den Wein gerade erst für dich entdeckt.«
    Cato setzte den Krug ab. »Das habe ich gebraucht. Es war ein langer Tag.«
    »Ein langer Tag.« Macro lachte. »Immer für eine Untertreibung zu haben, nicht wahr?«
    Cato schloss sich dem Gelächter an, und für einen Augenblick hob die Anspannung der vergangenen Tage sich von seinen Schultern, und er war froh, dass er in dem bevorstehenden Kampf an Macros Seite stehen würde. Wie immer ihre Chancen auch standen, wie wahrscheinlich Niederlage und Tod auch sein mochten, irgendwie hatte
Macro es immer geschafft, Cato das Gefühl zu geben, dass sie ihre Prüfungen lebend überstehen würden.
    Er stand auf und reckte sich mit einem müden Ächzen.
    »Gehst du noch wohin?«, fragte Macro.
    Cato nickte. »Ein letzter Kontrollgang zu den Wachtposten, bevor ich mich hinlege. Das ist alles.«
    »Das will ich hoffen. Du brauchst Ruhe, Junge. Wir alle brauchen sie.«
    »Wer bist du? Meine Mutter?«
    »Nein. Aber dein vorgesetzter Offizier. Und ich befehle dir, dich heute Nacht ordentlich auszuschlafen.«
    Cato lächelte und salutierte übertrieben zackig. »Jawohl, Herr!«
    Er verließ die Stallungen und stieg auf die Befestigungsmauer. Heute Nacht war die Zweite Illyrische für die Wache eingeteilt, und Cato ging von Posten zu Posten, um sicherzugehen, dass seine Männer wach waren und den Feind genau im Auge behielten. Die Wachtposten waren so müde wie die restlichen Männer, doch sie alle kannten die Strafe für das Einschlafen im Dienst – Tod durch Steinigung – und blieben in Bewegung. Ununterbrochen marschierten sie den Mauerabschnitt auf und ab, der ihnen zugeteilt worden war. Nachdem er alle seine Männer überprüft und sich vergewissert hatte, dass der wachhabende Centurio die Parolen richtig ausgegeben und die Wachwechsel organisiert hatte, stieg Cato in den Signalturm hinauf, um einen letzten Blick auf die Stadt zu werfen, bevor er sich auf den Weg ins Bett machte und sich den dringend benötigten Schlaf gönnte.
    Oben auf der Treppe angekommen, blieb er stehen, um zu Atem zu kommen, trat dann auf die Plattform hinaus
und erwiderte mit einem Nicken den Gruß des Hilfssoldaten, der den Holzstoß für das Signalfeuer bewachte. In einem schweren Eisengestell lagen Palmholzscheite auf einem Stapel getrockneter Palmwedel, die

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