Cato 08 - Centurio
befestigen, aber vor allen Dingen aus Rache an jenen Einwohnern der Stadt, die Artaxes unterstützt oder zumindest nichts getan hatten, um ihm Widerstand zu leisten. Longinus hatte sich für das Angebot bedankt, aber abgelehnt, da er es sich nicht leisten konnte, seine Armee durch die Gelegenheit zum Saufen und Plündern in Unordnung zu bringen. Unmittelbar nach seinem Treffen mit dem König hatte Longinus die beiden Offiziere zu sich gerufen, die die Voraustruppe kommandiert hatten. Zusammen mit Sempronius und seinem Stab hatte er ihnen förmlich gratuliert, und nun war es an der Zeit, wieder mit der Arbeit zu beginnen.
»Eurem Bericht zufolge hat Prinz Artaxes die Stadt
gestern Abend verlassen. Er wird fünfzehn oder zwanzig Meilen Vorsprung vor uns haben. Ich beabsichtige, seine Verfolgung aufzunehmen, sobald meine Kolonne frisch mit Wasser und Proviant versorgt ist. Ich bin das Risiko eingegangen, den größten Teil des Trosses in Chalkis zurückzulassen, um so schnell wie möglich in Palmyra einzutreffen. Wir werden nur so viele Vorräte mitnehmen, wie wir tragen können. Wenn wir die Aufständischen einholen, werden wir sie auslöschen. Wir sollten Prinz Artaxes und seiner zusammengewürfelten Armee mehr als gewachsen sein.«
Daran hatte Cato wenig Zweifel. Longinus hatte zwei Legionen mitgebracht, die Zehnte und die Dritte, und außerdem mehrere Kohorten Hilfssoldaten. Die Sechste war zurückgeblieben, um die Provinz zu verteidigen. Nur eines störte Cato an der Zusammensetzung von Longinus’ Armee, und er räusperte sich.
»Herr?«
»Ja, Präfekt?«
»Prinz Artaxes hat gesagt, eine Partherarmee stünde zwei oder drei Tagesmärsche von Palmyra entfernt. Das war gestern. Wenn er die Wahrheit gesagt hat, riskieren wir, Artaxes erst einzuholen, wenn er sich mit den Parthern vereinigt hat.«
Longinus nickte. »Umso besser. Meine Spione melden mir, dass die Parther noch einige Monate brauchen, um eine große Armee aufstellen zu können. Wir werden die Aufständischen vernichten und den Parthern gleichzeitig eine Lektion erteilen. Nach ihrer Niederlage werden sie es viele Jahre lang nicht mehr wagen, sich in die Angelegenheiten Palmyras einzumischen.«
»Ich bin mir sicher, dass du Recht hast, Herr. Falls wir sie besiegen.«
»Falls?« Longinus lächelte. »Bezweifelst du etwa, dass wir die Parther besiegen werden?«
»Nein, Herr, natürlich nicht. Vorausgesetzt wir ergreifen die geeigneten Vorsichtsmaßnahmen.«
»Vorsichtsmaßnahmen? Von was für Vorsichtsmaßnahmen sprichst du, Präfekt?«
Cato schwieg einen Moment und überlegte, wie er seine Sorgen am besten darlegen sollte. Cassius Longinus trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Nun? Heraus mit der Sprache, Mann.«
»Herr, auch wenn du über zwei Legionen verfügst, brauchst du doch vor allen Dingen Kavallerie. Falls die Arme mit den Parthern zusammenstößt, ist es entscheidend, dass du ihnen Reiter für Reiter gewachsen bist.«
»Ah ja.« Longinus nickte. »Du musst mich für einen Dummkopf halten, dass du glaubst, ich wüsste nichts über die legendären berittenen parthischen Bogenschützen. Lass dir versichern, Präfekt: Die römischen Legionen sind jedweden Berittenen und jedweden Bogenschützen, die jemals das Licht der Welt erblickt haben, mehr als gewachsen. Die Tatsache, dass unsere parthischen Freunde sich dafür entschieden haben, beide Kampfweisen zu kombinieren, macht da wenig Unterschied.«
»Das würdest du nicht sagen, wenn du mit uns in der Wüste gewesen wärst, als wir mit einer kleinen Truppe berittener Bogenschützen zusammengestoßen sind, Herr. Wären nicht Prinz Balthus und seine Männer gewesen …«
»Dann ist es ja gut, dass der Prinz und seine Gefolgsleute
sich unserer Armee anschließen. Gerade besorgen sie sich frische Pferde.«
»Balthus begleitet uns?«, unterbrach ihn Macro. »Warum?«
»Sein Vater hat mir die Dienste seines Sohnes angeboten, und mir ist es nur recht, meine Kräfte um einige Mann zu verstärken. Seine Leute könnten sich als Kundschafter nützlich erweisen und unseren Männern diese Aufgabe abnehmen. Wir sollten genug Reiter haben, um jeder Gefahr durch berittene Bogenschützen zu trotzen. Beruhigt dich das?«
»Offen gesagt, nein«, erwiderte Cato. Longinus blickte finster. »Und warum nicht?«
»Die Wüste ist zum größten Teil für die Kavallerie geeignetes Gelände, Herr. Man kann seine Flanken nicht schützen. Man kann den Feind nicht daran hindern, dass er einen einkreist
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