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Cato 08 - Centurio

Cato 08 - Centurio

Titel: Cato 08 - Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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drum, das ungenutzt zu lassen. Sie ist ohnehin bald tot.«
    »Halt den Mund«, knurrte Macro. »Geh mir aus den Augen, verdammt noch mal, und sucht den Nachbarhof ab.«
    »Jawohl, Herr.« Der Legionär nahm Haltung an, salutierte, machte kehrt und zog ab. Macro starrte ihm wütend nach und wusste dabei sehr genau, dass der Mann überzeugt sein würde, sein Kommandant habe beschlossen, das Mädchen für sich selbst aufzusparen. Ein anderer Offizier hätte die Situation vielleicht ausgenutzt, dachte er, aber seine Befehle waren ihm ohnehin schon widerwärtig genug, auch wenn ihm in der Angelegenheit keine andere Wahl blieb. Die Zivilisten würden sterben, um dem König und seinen Gefolgsleuten die Möglichkeit zu geben, die Zitadelle noch ein wenig länger zu halten. Es war hart, ergab aber Sinn, sagte sich Macro. Er blickte wieder auf das Mädchen und das Kind, und plötzlich war er sich da nicht mehr so sicher.
    »Wie heißt du?«
    »Jesmiah«, antwortete sie rasch, da sie den Wandel seiner Stimmung spürte. »Mein Bruder heißt Ayshel.«
    »Wo ist deine Familie, Jesmiah?«
    »Das weiß ich nicht, Herr. Wir wurden von ihr getrennt, als alle versucht haben, in die Zitadelle zu gelangen. Ayshel und ich gehörten zu den Letzten, die es nach drinnen geschafft haben, bevor die Tore geschlossen wurden.«
    »Wie habt ihr seit damals überlebt?«
    »Wir haben Rationen bekommen wie die anderen auch. Ich habe Ayshel den größten Teil von meiner gegeben, aber er ist trotzdem noch hungrig.«

    Macro sah sie an und bemerkte, wie schmal ihr Gesicht war. Unter den Falten ihrer Stola war sie wohl nur noch Haut und Knochen. »Vielleicht wirst du deine Familie in der Stadt finden.«
    Sie sah ihn erschreckt an. »Aber du kannst mich nicht rauswerfen. Sie werden mich umbringen. Sie werden den kleinen Ayshel umbringen.«
    Macro verhärtete sein Herz. »Komm schon, junge Dame, lass uns gehen.«
    Er lenkte sie am Arm aus den Trümmern des Getreidelagers und zum Tor. Jesmiah begann zu weinen und flehte ihn an, sie bleiben zu lassen. In ihrer Verzweiflung versprach sie ihm jede Art von sexueller Gefälligkeit, die ihr in ihrer Unschuld einfiel, doch Macro ging mit eiserner Entschlossenheit weiter zum Tor. Dann hörte Jesmiah die versammelte Menschenmenge und verstummte. Als sie um die Ecke bogen und die hinter den schwer bewaffneten Legionären zusammengedrängten Zivilisten sahen, gaben Jesmiahs Beine nach, und sie fiel hin, ihren Bruder an die Brust gedrückt.
    »Ich gehe nicht! Nein! Ich will nicht sterben! Ich gehe nicht!«
    »Doch, du gehst«, erklärte Macro fest. »Steh auf. Sofort!«
    »Nein … bitte. Ich flehe dich an.«
    »Auf die Beine!« Macro zerrte sie hoch und hielt sie fest.
    Die Augen des Mädchens schossen zu ihrem kleinen Bruder und dann zurück zu Macro. »Wenn ich gehen muss, dann nimm wenigstens meinen Bruder, und erhalte ihn am Leben.«

    »Das geht nicht.«
    »Bitte!«
    »Nein. Wie sollte ich mich um ein kleines Kind kümmern? Er ist dein Bruder. Er muss bei dir bleiben. Lass uns gehen.«
    Macro nahm sie auf den Arm und ging zum Tor. Jesmiah verstummte, schloss die Augen und murmelte etwas, das wie ein Gebet klang. Macro blickte einmal auf sie hinunter und richtete die Augen dann wieder starr geradeaus. Er schob sich zwischen dem Kordon der Legionäre hindurch, setzte sie grob ab, trat rasch einen Schritt von ihr zurück und zeigte auf die Menge. »So. Geh und schließ dich deinen Leuten an.«
    Sie warf ihm einen letzten Blick voll tödlicher Verachtung zu, drückte dann das Köpfchen ihres Bruders an ihre Schulter und ging langsam durch die jammernde Menge, bis sie unmittelbar vor dem verschlossenen Tor stand. Um die Erste zu sein, die hinausgeworfen wurde. Die Erste, die von den Aufständischen niedergemetzelt wurde. Sie drehte sich um und starrte Macro anklagend an. Er beobachtete, wie einer der Legionäre am Tor zu ihr trat, ihr den goldenen Anhänger vom Hals riss und ihn in seinen Beutel steckte, bevor er seinen Posten wieder einnahm. Einen Moment lang erwog Macro, den Mann zurechtzuweisen, aber welchen Sinn hätte das? Wenn der Legionär den Anhänger nicht nahm, würde einer der Aufständischen ihn von der Leiche des Mädchens plündern. Derselbe Aufständische, der ihn nun vielleicht in wenigen Tagen von der Leiche des Legionärs abnehmen würde. Macro schüttelte müde den Kopf und trat zurück, als die Letzten der Suchmannschaften die von ihnen
entdeckten Nachzügler durch den Kordon der Soldaten

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