Cato 08 - Centurio
einmal.«
»Jawohl, Herr.« Parmenion salutierte und schlich sich dann vorsichtig die Rinne entlang, immer darauf bedacht, nicht zu viel Sand aufzuwirbeln, der sie ebenso leicht verraten konnte wie ein Aufblitzen der Rüstung.
Cato sah ihm nach, wie er durch die Rinne zu den stumm in hundert Schritt Entfernung kauernden Soldaten eilte. Cato wusste, dass die Männer erschöpft sein mussten. Sie hatten die zweite Nacht ohne Schlaf hinter sich, und sie waren einen ganzen Tag unter Pfeilbeschuss marschiert. Wenn alles gutging, würden sie jedoch bald die Gelegenheit erhalten, am Feind Rache zu nehmen, und Cato wusste, dass sie in diesem Moment eine beeindruckende Kraftreserve in sich entdecken würden, die ihnen durch den Kampf helfen würde. Er hatte das schon oft erlebt, auch an sich selbst, und es überraschte ihn immer wieder, wie viel ein Mann ertragen konnte, wenn es nötig war. So wie jetzt.
Die Soldaten der Nachhut mussten den Feind nun
ebenfalls hinter dem aufgewirbelten Staubschleier entdeckt haben, und sie beschleunigten ihren Schritt. Cato blickte finster. Die Männer hatten strikten Befehl, nicht schneller zu gehen. Aber andererseits begriff er, dass es nur menschlich war, ein klein wenig rascher auszuschreiten, wenn Feinde wie die Parther einem im Rücken saßen. Außerdem würde das für den Feind ganz natürlich aussehen und die Täuschung überzeugender machen.
Nun ritten auch die vordersten Trupps der Parther plötzlich schneller, näherten sich der Nachhut und schossen Pfeile in die Luft, die aus dieser Entfernung wie winzige Splitter aussahen, aber die Opfer, die sie trafen, nur zu wirklich zu Boden rissen. Cato richtete seine Aufmerksamkeit auf die Spitze der römischen Kolonne. Vorläufig marschierte sie immer noch westwärts, und Cato überlegte einen Moment lang erschrocken, dass Longinus durchaus seine Meinung erneut ändern mochte. Vielleicht würde er den Plan aufgeben, direkt nach Palmyra weitermarschieren und Cato, Macro und die anderen ihrem Schicksal überlassen. Gleich darauf atmete Cato erleichtert auf, als er sah, dass die Kolonne haltmachte und quer zur Marschrichtung in Gefechtsstellung ging. Im Gegensatz zum Vortag würden ihre Flanken von dem zerklüfteten Gelände zu beiden Seiten gedeckt sein, und die Parther würden sie nur von vorn angreifen können. Die Nachhut würde zunächst die Hauptwucht des feindlichen Angriffs abbekommen und schwere Verluste erleiden. Cato verhärtete sein Herz gegenüber ihrer misslichen Lage. Sie würden ihren Kameraden die nötige Zeit erkaufen, um die Falle zu stellen, und falls der Plan funktionierte, wäre ihr Leiden nicht umsonst gewesen.
Sobald die Kampflinie stand, schritten die verbliebenen römischen Einheiten schneller aus und eilten durch die für sie offen gelassene Lücke. Dichte Reitermassen umschwärmten die Flanken und das Ende der römischen Kolonne und wurden so immer tiefer in die Lücke zwischen den beiden zerklüfteten Geländeabschnitten gelockt. Zum Schluss kamen der Kameltross mit den Ersatzpfeilen und Artaxes’ Aufständische an Catos Position vorbei. Cato drehte sich zu Parmenion um und beschrieb mit der Hand einen horizontalen Bogen zum Feind hin, das vorher vereinbarte Signal. Parmenion wandte sich der ersten Centurie der Zweiten Illyrischen zu und befahl ihr aufzustehen. Die Hilfssoldaten waren erpicht auf den Kampf, schnappten sich ihre Schilde und die leichten Wurfspeere, die für die Schlacht verteilt worden waren, und standen dann marschbereit da. Weiter hinten in der Aufstellung kamen die Männer, die die Körbe voller vierzackiger eiserner Fußangeln trugen, die dem Kriegsmaterialbestand der Armee entnommen waren. Nun kam es auf Schnelligkeit an, denn sie würden so viel Staub aufwirbeln, dass der Feind die Gefahr erkennen konnte, bevor sie überhaupt aus den Rinnen zu beiden Seiten herauskamen.
Vorsichtig kletterte er zum Grund der Rinne hinunter, setzte seinen Helm auf und band die Riemen fest, während Parmenion die Kohorte vorwärtsführte. Cato griff nach seinem Schild und marschierte neben dem Standartenführer los, als die Hilfssoldaten bei ihm ankamen.
»Zweite Illyrische! Im Sturmschritt … Marsch!«
Sie rannten den Boden der Rinne entlang und folgten ihr zu der offenen Fläche, die beinahe eine Meile entfernt
lag, weit genug, dass der Feind, der Longinus verfolgte, den Hinterhalt übersehen hatte. Irgendwo auf der anderen Seite des ebenen Streifens würde Macro seine Truppe vorwärtsführen und
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