Cato 08 - Centurio
die Fackel hinter der Mauer hervor, gegen die Cato sich presste, und die düstere Gasse war hell erleuchtet. Der Offizier erblickte Carpex sofort und rannte mit einem triumphierenden Schrei auf den Sklaven zu. Der erste seiner Männer tauchte einen Moment später auf, gerade als der Offizier an Cato vorbeirannte. So laut brüllend, wie er nur konnte, sprang Cato vor, das Schwert hoch erhoben und die Spitze auf das Gesicht des Wächters gerichtet. Ohne zu zögern stieß er seinen Schwertarm vor und durchbohrte dem Mann unmittelbar unter dem linken Auge die Wange. Die Klinge durchschnitt das Fleisch, zerschmetterte den Knochen darunter und drang tief in den Schädel ein. Sofort riss Cato das Schwert mit einem wilden Ruck wieder heraus und wirbelte in derselben Bewegung herum, noch immer aus vollem Hals brüllend. Der aufständische Offizier hatte sich halb umgewandt, sein Gesicht im roten Schein der Fackel eine Maske aus Überraschung und Angst. Catos Schwertschneide biss sich zwischen dem Kettenhemd und dem Helmrand in seinen Hals. Cato hatte seine ganze Kraft in den Schlag gelegt, und das Schwert durchschnitt den Hals diagonal, zertrümmerte das Schlüsselbein und endete erst am Rückgrat des Offiziers. Dessen Beine gaben nach, er ging mit einem verwirrten Gesichtsausdruck in die Knie
und starb. Als Cato die Klinge wieder herauszog, hörte er einen dumpfen Aufprall hinter sich und drehte sich um. Der erste Wächter war zu Boden gegangen und trat in einem wilden Krampf um sich. Dann tauchte der zweite auf. Er wollte gerade um die Ecke biegen, doch der Anblick seiner beiden zu Boden gestreckten Kameraden und Catos, der leicht gebeugt über ihnen stand und nun die tropfende Klinge stoßbereit hob, war zu viel für ihn. Er wich entsetzt zurück, verschwand hinter der Ecke, und Cato hörte nur noch seine eiligen Schritte, als er, entsetzte Alarmrufe ausstoßend, wegrannte.
Cato hatte keine Zeit, sich seines kleinen Siegs zu erfreuen. Er wischte schnell sein blutiges Schwert am Umhang ab und winkte Carpex herbei.
»Zieh dein Gewand aus und leg die Ausrüstung des Offiziers an.«
»Was?« Im Licht der Fackel, die auf dem verdreckten Boden lag und flackerte, sah Carpex noch immer benommen aus.
»Zieh sie an«, befahl Cato barsch, warf sein Gewand zur Seite und beugte sich über die Leiche des Wächters. Er löste den Kinnriemen, zog dem Mann Helm und Helmpolster vom Kopf und nahm ihm den Schwertgürtel ab. Als er sich umblickte, sah er, dass Carpex sich hingekniet hatte und nach kurzem, widerstrebendem Zögern mit dem aufständischen Offizier genauso verfuhr. Der Wächter trug ein Kettenhemd, dessen Metallringe sich nur schwer über Brust, Schultern und Kopf ziehen ließen, und Cato musste heftig daran reißen, um es freizubekommen. Gleich darauf hob er es über den Kopf, stieß die Arme durch die Öffnungen und ließ den schweren
Panzer über seinen Körper gleiten. Er setzte sich das Helmpolster auf, dann den spitzen Helm, und band den Kinnriemen zu. Carpex kämpfte noch immer damit, in sein Kettenhemd zu kommen, und Cato half ihm eilig. Danach hob Cato die Fackel auf, reichte sie dem Sklaven und bückte sich nach dem Speer des Wächters.
»Nun dürften wir etwas weniger Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Und jetzt bring uns zu dem Tunnel, Carpex.«
Der Sklave machte kehrt und trabte die Gasse hinunter. Cato folgte seinem Gefährten dichtauf, so dass die Fackel ihm den Weg erhellte. Carpex führte ihn unbeirrbar durch das Gewirr alter Gassen. Von den Einwohnern der Stadt war nichts zu sehen, und Cato vermutete, dass sie sich ängstlich hinter verschlossenen Türen versteckten und beteten, dass die Aufständischen sie übersahen. Schließlich kamen sie auf eine etwas breitere Straße, die in einen Marktplatz mündete, auf dem nur die leeren Marktstände der Händler zu sehen waren. Aus der Dunkelheit heraus rief jemand, und als Cato und Carpex sich nach ihm umdrehten, sahen sie nicht allzu weit entfernt eine Gestalt. Bevor sie jedoch reagieren konnten, machte der Mann kehrt und verschwand. Das Geräusch seiner Schritte verklang in der Nacht.
»Das wird wohl ein Bettler gewesen sein«, meinte Carpex leise. »Die schlafen manchmal auf dem Markt. Wie dem auch sei, schau mal dorthin, Herr.« Carpex deutete auf ein steinernes Bauwerk in der Mitte des Platzes, das einen niedrigen Torbogen aufwies.
»Was ist das?«
»Einer der Eingänge zur Kanalisation. Die Bauleute
benutzen ihn von Zeit zu Zeit, aber er ist beinahe immer
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