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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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bedauerlich«, entgegnete Sempronius. »Aber ich muss darauf bestehen, mit ihm zu sprechen. Sofort.«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich kann dich unmöglich vorlassen. Wenn Ihr wissen wollt, was hier los ist, solltet Ihr Euch an Marcus Glabius wenden.«
    »Wer ist das?«
    »Glabius führt jetzt das Kommando. Gestern hat er den Statthalter dazu gebracht, ihn zum Nachfolger zu ernennen.«
    »Welches Amt hatte Glabius zuvor inne?«, fragte Cato. »War er bei der Zivilverwaltung? Oder beim Militär?«
    »Weder noch. Er war Steuereintreiber.«
    »Steuereintreiber?« Sempronius vermochte seine Bestürzung nicht zu verhehlen. »Weshalb in aller Welt überträgt Hirtius die Macht ausgerechnet einem verdammten Steuereintreiber? Er hätte doch auch jemanden aus seinem Stab nehmen können?«
    »Nein, die waren alle gestern auf dem Bankett. Glabius hatte sich aus irgendeinem Grund verspätet. Sonst …« Der Arzt raufte sich müde das Haar. »Jedenfalls sind sie gut befreundet und zudem Geschäftspartner. Braucht Ihr noch weitere Erklärungen?«
    Cato konnte sich gut vorstellen, wie die Ernennung zustande gekommen war. Statthalter Hirtius hatte Glabius die Steuerkonzession zum Schleuderpreis verkauft. Zusätzlich hatten die beiden vereinbart, dass Hirtius einen bestimmten Anteil an den Steuern einbehalten durfte, die er den Inselbewohnern und den Kaufleuten abpresste, die Ein- und Ausfuhrzölle entrichten mussten. Das war im Imperium eine durchaus gängige Praxis, die es den Provinzstatthaltern ermöglichte, im Amt ein Vermögen anzuhäufen. Zwar war dies nicht rechtens, doch da die des Amtsmissbrauchs angeklagten Statthalter sich nur vor ihresgleichen oder denjenigen verantworten mussten, die ebenfalls das Statthalteramt anstrebten, bestand kaum Aussicht auf eine Bestrafung. Die Statthalter mussten allerdings darauf achten, nicht zu viel aus der Provinz herauszuholen, denn sonst hätte ihr Reichtum das gefährliche Interesse des Kaisers geweckt. Es kam immer wieder vor, dass der Kaiser sich eines reichen Römers entledigte und dessen Besitz konfiszierte.
    »Bring uns einfach zum Statthalter«, sagte Sempronius bestimmt. »Sofort.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Der Arzt neigte den Kopf. »Bitte folge mir, Herr.«
    Sempronius stützte Cato, als sie dem Arzt an den Stallungen entlang bis zur Sattelkammer folgten. Man hatte sie ausgeräumt, und an der Rückwand stand ein Bett, auf dem ein Mann lag. Er regte sich nicht, nur seine Brust hob und senkte sich. Sein Atem ging keuchend. Sempronius zeigte auf eine schlichte Bank an der anderen Wand und sagte zum Arzt: »Hilf mir mal.«
    Als sie die Bank zum Bett zogen, wandte Statthalter Hirtius den Kopf und musterte sie. Im Licht, das durch ein kleines, weit oben in die Wand eingelassenes Fenster fiel, konnte Cato erkennen, dass die eine Gesichtshälfte des Manns verbunden war. Körper und Beine waren mit einem Tuch bedeckt. Als Sempronius und Cato sich gesetzt hatten, zog der Arzt das Tuch bis zur Hüfte hinunter. Die linke Seite des Statthalters war von schwarzen und dunkelroten Quetschungen entstellt. Cato hatte den Eindruck, dass die Knochen und Muskeln unter der verfärbten Haut verformt waren. Der Arm war gebrochen und geschient.
    Sempronius neigte sich vor und sagte in tröstendem Ton: »Ich grüße dich, Aulus Hirtius. Wir sind uns zweimal im römischen Senat begegnet.«
    Der Statthalter leckte sich die Lippen, nickte kraftlos und flüsterte mit rauer Stimme: »Lucius Sempronius … Ich erinnere mich … Was tust du hier?«
    »Ich bin gekommen, die Verantwortung für die Provinz zu übernehmen.«
    Hirtius’ Augen weiteten sich. Er versuchte den Kopf zu heben und erwiderte scharf: »Wer hat dich geschickt?«
    Ein Krampf lief durch den Körper des Statthalters, und er sank stöhnend zurück und biss die Zähne zusammen. Der Arzt neigte sich besorgt über seinen Patienten.
    »Ganz still liegen, Herr. Du darfst dich nicht bewegen.«
    Sempronius wartete, bis der Krampf verebbt war und der Statthalter wieder leichter atmete.
    »Niemand hat mich geschickt. Mein Schiff kam gerade an der Insel vorbei, als die Erde bebte. Ich habe erfahren, dass du verletzt bist, mein Freund, und bin gekommen, um meine Dienste anzubieten. Jetzt sehe ich, dass deine Erholung Zeit brauchen wird. Aufgrund meiner Befugnisse sollte ich so lange, bis du dein Amt fortführen kannst, die Verantwortung übernehmen.«
    »Nicht nötig … Ich habe bereits jemanden ernannt …«
    »Das hat man mir gesagt. Aber,

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