Cato 09 - Gladiator
Statthalter und fast alle seiner Lakaien sind tot. Wenn keine geordnete Nahrungsmittelausgabe erfolgt, werden die Menschen bald sehr hungrig werden. Auf der Insel haben nur eine Handvoll Soldaten überlebt, und jetzt treibt auch noch ein angehender Spartakus sein Unwesen – und du sprichst von einem Problem. Also, ich bin ja wirklich froh, dass die Legionen immer noch die hellsten und tüchtigsten Köpfe rekrutieren. Mehr fällt mir dazu nicht ein.«
Cato zuckte mit den Schultern. »Es hätte schlimmer kommen können.«
»Ach ja? Wie das?«
»Wir könnten jetzt auch in Britannien sein.«
Macro schwieg einen Moment, dann spitzte er die Lippen und räumte ein: »Da hast du wohl Recht.«
»Die Frage ist doch, was bezweckt unser Gladiatorenfreund mit dem Aufstand?«, fragte Cato. »Im Moment ist er frei und seine Gefolgsleute ebenso. Eigentlich sollte man annehmen, dass sie in die Hügel fliehen, um nicht wieder eingefangen und bestraft zu werden. Sie können sich doch eigentlich denken, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie von einer größeren Streitmacht überwältigt werden. Aber das Erdbeben hat alles verändert. Jetzt geht es um viel mehr.«
»Wie meinst du das?«
»Du hast es selbst gesagt, Macro. Wir können nur eine Handvoll Soldaten aufbieten. Wir müssen die zerstörten Städte schützen und haben alle Hände voll zu tun, um die Ordnung aufrechtzuerhalten und die Überlebenden zu ernähren. Wir sind nicht in der Lage, einen Sklavenaufstand niederzuschlagen, selbst wenn er im Moment noch örtlich begrenzt sein sollte. Wenn der Gladiator weitere entlaufene Sklaven dazu bewegen kann, sich ihm anzuschließen, von all den anderen Sklaven, die sich im Hintergrund gehalten haben, ganz zu schweigen, wer weiß dann schon, welche Ziele er verfolgen wird?«
Macro ließ sich das durch den Kopf gehen und blies die Wangen auf. »Willst du damit sagen, er könnte es auf die ganze Insel abgesehen haben?«
»Wer weiß? Möglich wär’s. Aber er könnte auch versuchen, mit Sempronius zu verhandeln und die Freiheit für sich selbst und seine Gefolgsleute zu erwirken.«
»Das kommt gar nicht infrage!«, schnaubte Macro. »Wer weiß, wo es enden würde, wenn Rom damit anfinge, kretischen Sklavenaufständischen die Freiheit zu schenken? Darauf würde Sempronius sich niemals einlassen.«
»Richtig. Und wenn er sich weigert, wird unser Gladiator vor schwierige Entscheidungen gestellt. Wenn er sich ergibt, werden die Rädelsführer gekreuzigt. Und das wäre nur der Anfang für weitere Vergeltungsmaßnahmen. Deshalb wird er entweder versuchen, von Kreta zu fliehen, oder er wird sich dem Kampf stellen. Das ist die eigentliche Gefahr. Solange wir keine Verstärkung bekommen, ist er im Vorteil. Wenn er uns niedermacht …«
»Blödsinn! Dazu wird es nicht kommen.« Macro lachte. »Sobald Rom erfährt, was hier los ist, wird es eine Armee herschicken, die den Aufstand im Handumdrehen erstickt.«
»Wahrscheinlich. Aber bis dahin kann alles Mögliche passieren. Es wird sich im ganzen Imperium herumsprechen, dass die kretischen Sklaven sich erhoben und die Herrschaft der Römer abgeschüttelt haben. Diesem Beispiel könnten die Sklaven in anderen Provinzen nacheifern. Das ist das Problem. Sempronius kann es sich nicht leisten, die Zügel aus der Hand zu geben. Wir übrigens auch nicht. Wenn hier alles den Bach runtergeht, wird der Kaiser nach Verantwortlichen Ausschau halten. Glaubst du wirklich, er würde vor dem höchstrangigen Politiker auf Kreta haltmachen? Sempronius wäre der Erste, der dran glauben müsste, und ich schätze, wir wären die Nächsten.«
»Mist … du hast Recht«, murmelte Macro und blickte zu einem fernen Hügel hinüber, von dem aus eine kleine Gruppe von Sklaven die Kolonne beobachtete. »Wieso landen eigentlich immer wir in der Scheiße? Immer wir.«
Cato lächelte seinen Freund an. »Das habe ich dich auch schon mal gefragt.«
»Tatsächlich? Und was habe ich darauf geantwortet?«
»Du hast mich angesehen, auf diese unnachsichtige Art, und hast gesagt …« Cato räusperte sich und imitierte den Tonfall, den Macro gegenüber ihm nahestehenden Rekruten anschlug: » Warum wir? Weil wir hier sind, Mann. Deshalb .«
Macro starrte Cato an. »Das habe ich gesagt?«
»Allerdings. Es war ein guter Ausspruch, fand ich damals. Ausgesprochen stoisch.«
»Eher wohl kompletter Scheißdreck. Wenn ich das noch mal sage, verpasst du mir einen Tritt in den Arsch.«
»Wenn du darauf bestehst.«
Auf dem
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