Cato 09 - Gladiator
Sklaven aus den Städten fortgelaufen. Eigentlich nicht erstaunlich, dass sie die Gelegenheit nutzen. Es wurde gemeldet, dass sie kleinere Gehöfte und Siedlungen überfallen. Sie haben sogar einen Soldatentrupp angegriffen, der die Landgüter entlang der Straße nach Gortyna bewachen sollte.« Cato deutete auf die Kolonne. »Aber das hier? Ich schätze, das sind fast hundert Mann.« Er blickte zu der Olivenpflanzung hinüber, in der sich die Sklaven in Sicherheit gebracht hatten. Einige ließen sich bereits wieder blicken und beobachteten wachsam die Römer. »Die werden immer dreister. Wir sollten die Wagenkolonne so schnell wie möglich nach Matala bringen.«
Während einige Batavier auf der dem Olivenhain zugewandten Straßenseite Posten bezogen, saßen die anderen ab und halfen Macros Männern, den Weg freizuräumen. Kurz darauf setzte sich die Kolonne in Richtung Matala in Bewegung. Die Batavier ritten nebenher und schützten die Flanken vor einem Angriff. Cato hatte die Zügel seines Pferdes an einen Fußsoldaten übergeben und marschierte neben Macro her.
»Wie sieht es in Gortyna aus?«, erkundigte sich Macro.
»Gar nicht gut. Die Stadt wurde weniger stark in Mitleidenschaft gezogen als Matala, aber ausgerechnet die hohen Politiker und Offiziere wurden beim Einsturz des Bankettsaals entweder getötet oder verletzt.«
»Lebt der Statthalter noch?«
Cato schüttelte den Kopf. »Er ist einige Stunden nach unserer Ankunft verstorben. Wäre vielleicht besser gewesen, er wäre beim Beben umgekommen.«
»Wieso das?«
»Der arme Kerl hatte große Schmerzen, aber das Problem ist, dass er die Macht an Glabius, einen seiner Leute, übergeben hat.«
»Lass mich mal raten. Glabius will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und hat es darauf abgesehen, Sempronius kaltzustellen.«
Cato lächelte verkniffen. »Genau. Und da er sich mit Freunden und einer kleinen Armee von Leibwächtern umgeben hat, kann er die Bedingungen diktieren. Der Senator musste einen Kompromiss schließen. Im Moment teilt er sich die Macht mit Glabius. Glabius regiert in Gortyna, Sempronius kümmert sich um den Rest der Provinz.«
»Na großartig.« Macro runzelte die Stirn. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Ein Machtkampf zwischen zwei Politikern, während die Welt um sie herum vor die Hunde geht.«
»Stimmt, aber dieser Zustand wird nicht von Dauer sein«, fuhr Cato fort. »Sempronius hat Boten zu allen Kohorten und Garnisonen auf der Insel geschickt, sie über die Lage informiert und ihnen mitgeteilt, dass er vorübergehend den Befehl über sämtliche militärischen Kräfte übernommen hat. Wenn sie erst einmal hinter uns stehen, wird Glabius bestimmt keine Schwierigkeiten mehr machen. Dann befassen wir uns mit den Sklaven und stellen die Ordnung wieder her.«
»Das ist leichter gesagt als getan. Wenn sich die Sklaven andernorts ähnlich verhalten, stehen uns schwere Kämpfe bevor, Cato. Glaub mir. Selbst wenn wir gut bewaffnet wären und organisiert vorgehen, wäre das eine harte Nuss für uns.«
»Sempronius sieht das anders«, entgegnete Cato. »Er glaubt, dass sie ohne Anführer wenig zustande bringen werden.«
»Aber sie haben einen. Ich habe ihn selbst gesehen.« Macro vergegenwärtigte sich den Mann, der den Sklaven Befehle gegeben hatte. »Das ist ein harter Brocken. Wahrscheinlich ein Gladiator. Und da ist noch was.«
»Ja?«
»Er scheint mich zu kennen.«
»Ach, wirklich?« Cato wölbte die Brauen.
»Ja. Er hat mich angesehen. Er hat mich wiedererkannt, da gibt’s kein Vertun.«
Cato schwieg einen Moment. »Und? Kennst du ihn?«
»Ich glaube nicht.« Macro runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Vielleicht sind wir uns irgendwann mal begegnet, aber ich kann ihn nirgendwo einordnen. Jedenfalls hat er nicht bei der Legion gedient. Er war jung. Nicht älter als du. Den Narben in seinem Gesicht nach zu schließen hat er schon ein paar Kämpfe hinter sich.«
»Dann ist er wohl tatsächlich Berufskämpfer, wahrscheinlich Gladiator. Auf dieser Insel gibt es bestimmt nicht viele davon, deshalb sollten wir uns umhören, sobald wir wieder in Gortyna sind, und möglichst schnell herausfinden, wer das ist. Aber wenn er Gladiator ist und die Sklavenbande befehligt, die euch angegriffen hat, dann haben wir ein Problem.«
»Ein Problem?« Macro lachte trocken. »Wir befinden uns in einer Provinz, die von einem Erdbeben und der größten Flutwelle verwüstet wurde, die ich in meinem Scheißleben je gesehen habe. Der
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