Cato 09 - Gladiator
darauf ein. Im nächsten Moment waren alle seine Männer in Zweikämpfe verwickelt, blockierten Hiebe und wehrten sich mit Stichen, während sie sich dicht beim Wagen hielten. Macro bemerkte den Sklavenanführer zu seiner Rechten, im Zweikampf mit einem stämmigen Hilfssoldaten. Der Sklave suchte nach einer Lücke zwischen den Schilden, sein reich verziertes Gladiatorenschwert funkelte in der Nachmittagssonne. Der Soldat schlug zu, der Sklave wich geschickt aus, dann stieß er mit der Klinge nach seinem Gegner und verfehlte dessen Gesicht nur knapp; die Spitze glitt am Wangenschutz ab. Auf einmal schaute der Sklave hoch und erwiderte kurz Macros Blick.
Macro meinte, einen Funken von Wiedererkennen in dessen Augen wahrzunehmen.
Dann schlug der Sklave so heftig auf den Soldaten ein, dass sein Gegner bis zum Wagen zurückwich. Zu spät erkannte er die Gefahr, da warf ihn auch schon das schwere Holzrad um und überrollte ihn, zerquetschte ihm die Hüfte und brach ihm das Rückgrat. Mit einem verdutzten Ausdruck im Gesicht schlug er schreiend um sich und starb unter Qualen.
Der Umstand, dass hinter den Wagen zahlreiche gefallene Sklaven, aber nur drei Soldaten zurückgeblieben waren, war erneuter Beleg dafür, wie einseitig die Auseinandersetzung verlief. Der Sklavenanführer blies den Angriff ab. Die Sklaven stellten die Verfolgung ein und blickten der gen Gortyna rumpelnden Wagenkolonne hasserfüllt und schwer atmend nach. Macro wartete, bis sich eine etwa hundert Schritte breite Lücke gebildet hatte, dann steckte er das Schwert in die Scheide, ging an der Kolonne entlang und machte sich ein Bild von der Verfassung seiner Männer, der Pferde und Maultiere. Die Steinwürfe hatten bei Mensch und Tier zu zahlreichen kleineren Verletzungen geführt, doch die Kolonne bewegte sich weiter.
»Es ist nicht mehr weit bis zur Straße, Männer!«, rief Macro munter aus. »Diese Schweine haben ihre Lektion gelernt. Die werden die Zwölfte Hispania nicht länger ärgern.«
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Als der Abstand groß genug war, rückten die Sklaven erneut vor und folgten der Kolonne. Macro beobachtete sie besorgt, doch als sie darauf verzichteten, die Lücke zu schließen, tröstete er sich mit der Vorstellung, dass jeder Schritt sie Matala näher brachte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, sah er gute Chancen, die Kolonne sicher zurückzubringen, und dann hätten die Bewohner von Matala wieder ein paar Tage zu essen.
»Herr!«
Macro wandte den Kopf und erblickte auf einer kleinen Anhöhe vor der Kolonne einen seiner Männer. Der Soldat schwenkte den Speer, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Was gibt’s?«
Der vorderste Wagen kam auf der Anhöhe knirschend zum Stehen. Atticus richtete sich auf dem Kutschbock auf und blickte nach vorn. Macro trabte an den anderen Wagen vorbei.
»Verflucht, weshalb hast du angehalten? Was zum Hades soll das?«
»Schau!« Atticus streckte den Arm aus.
Als Macro den vordersten Wagen erreicht hatte, spähte er in die Richtung, in die Atticus zeigte. Von seiner erhöhten Position aus überblickte er die noch etwa hundert Schritte entfernte Straße nach Gortyna, wo der Weg bis auf Straßenhöhe anstieg. Auf der Kreuzung standen die Sklaven, die den Auftrag hatten, der Kolonne den Weg abzuschneiden. Sie hatten das Pflaster aufgerissen und mit den Steinen und ein paar eilig gefällten Bäumen eine Straßensperre errichtet. Macro schätzte, dass sie von über zweihundert Männern erwartet wurden. Weitere zweihundert Sklaven folgten der Kolonne. Es war eine schlaue Falle, das musste Macro widerwillig einräumen. Die Straßensperre würde seinen Soldaten kaum Deckung bieten, doch solange sie nicht weggeräumt war, kämen die Wagen nicht weiter. Aufgrund der hohen Straßenböschung konnten sie die Sperre auch nicht umfahren, denn es hätte die Gefahr bestanden, dass die Wagen dabei umkippten. Entweder gab Macro die Wagen auf und zog sich mit leeren Händen nach Matala zurück, oder aber er rückte weiter vor und versuchte, den Weg freizumachen, während die Kolonne gleichzeitig von hinten angegriffen wurde. Wenn die Wagen sich festfuhren, würden Macro und seine Männer umzingelt und niedergemacht werden.
»Macro, was sollen wir tun?«, fragte Atticus.
»Scheiße«, knurrte Macro. »Wir fahren weiter. Wir nehmen die Barrikade ein, räumen den Weg frei und kämpfen uns durch. Die Nahrungsmittel müssen Matala erreichen. Los!«
Atticus holte tief Luft und flappte mit den Zügeln. Der
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