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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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den Krug mit aller Kraft gegen die Wand. Scherben flogen umher, Wein spritzte. Dunkler Rebensaft rann an der Wand herunter und färbte die Wandbilder rot. Mit klopfendem Herzen und geweiteten Augen starrte Ajax die Wand an. Hinter ihm schwang knarrend die Tür auf.
    »General? Alles in Ordnung?«, fragte Chilo besorgt. Dann bemerkte er die Scherben und die Weinflecken an der Wand. »General?«
    Ajax schwieg einen Moment und bezähmte den Zorn, der in seinem Herzen brannte. Die Erinnerung an die Sklaverei war eine offene Wunde, und über all den Demütigungen und dem Schmerz schwebte das Bild des Centurios Macro, der mitverantwortlich dafür war, dass man seinen Vater gekreuzigt und ihn selbst in die Sklaverei verkauft hatte. Macro und der andere Kerl, der groß gewachsene, hagere Offizier in seinem Alter sowie Vespasian, der Legat, der sie befehligt hatte. Die anderen waren unerreichbar und dienten anderswo im verfluchten römischen Imperium, doch Macro war ihm ausgeliefert. Halblaut gelobte Ajax sämtlichen Göttern, die ihm heilig waren, dass Macro vor seinem Tod unaussprechliche Qualen erleiden würde.
    Chilo hüstelte. »General? Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    Ajax sog Luft durch die Zähne und wandte sich um. Chilo befehligte die besten Männer des Sklavenheeres. Ausgerüstet waren sie mit den erbeuteten Rüstungen und Waffen. »Ja. Ruf deine Männer zusammen. Lass sie antreten. Haben wir Leitern?«
    »Ja, General, ein paar, aber die sind auseinandergenommen, und die Einzelteile müssen erst zusammengebunden werden, bevor man damit die Stadtmauer von Gortyna entern kann.«
    »Dann kümmere dich darum. Wir greifen so bald wie möglich an.«
    »Angreifen?« Chilo vermochte seine Überraschung nicht zu verhehlen. Seine Offenheit war einer der Gründe, weshalb er Ajax’ engstem Umfeld angehörte. Er vermochte vor seinem General nichts zu verbergen, auch nicht Kritik oder Widerworte.
    »Aber, General, die Männer sind fast den ganzen Tag lang marschiert. Sie bereiten sich aufs Nachtlager vor.«
    »Sehr bedauerlich. Übrigens haben die Römer mitbekommen, dass wir lagern. So kurz nach unserer Ankunft werden sie nicht mit einem Angriff rechnen. Deshalb müssen wir versuchen, das Überraschungsmoment auszunutzen.« Ajax überlegte einen Moment. »Wir greifen neben dem Haupttor an. Der Mauerabschnitt wurde ausgebessert, wirkt aber schwach und ist nicht mehr so hoch wie der Rest der Mauer.« Er nickte. »Ja. Dort greifen wir im Dunkeln an.«
    Die Helme der Wachposten funkelten im Flammenschein, als Ajax die Kolonne mit erhobener Hand anhalten ließ. Auch Chilo hob die Hand, worauf die Männer lautlos wie Schatten zusammenrückten. Ajax hatte ihnen befohlen, jegliche überflüssige Ausrüstung und alles, was Lärm machen konnte, im Lager zurückzulassen. Eine halbe Meile hinter ihnen stand Kharims größerer Trupp für den Fall, dass sich eine Bresche auftun sollte, in Bereitschaft. Seine Männer waren mit verschiedenen Waffen ausgerüstet und gar nicht oder nur leicht gepanzert. In ihren Herzen aber brannte die Entschlossenheit, sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auf den Feind zu werfen.
    Chilos Männer waren barfuß, einige trugen Schuppenpanzer und Helme. Sie hatten Schilde und Speere dabei, hinter ihren Schwertgürteln steckten Dolche. Als Ajax das Zeichen gab, setzten die Männer behutsam ihre Schilde ab und gingen hinter ihm in die Hocke. Auch Ajax setzte Schild und Speer auf den Boden und nahm den Helm ab. Leise wies er Chilo an, es ihm nachzutun.
    Er bedeutete Chilo, ihn zu begleiten. Nebeneinander krochen sie auf die nur hundert Schritte entfernte Stadtmauer zu. Langsam näherten sie sich der von Fackeln erhellten Mauer. Das Pförtnerhaus lag zu ihrer Rechten, und auf dem gedrungenen Turm über dem Tor loderten die Flammen eines Kohlenbeckens in die Nacht empor. Hin und wieder stoben Funken, die rasch erloschen. Ajax wollte so dicht wie möglich an die Mauer herankommen, denn es galt, die Schwachstellen des ausgebesserten Mauerabschnitts ausfindig zu machen. Wenn es ihnen gelänge, die Mauer zu erstürmen und in die Stadt zu gelangen, könnten sie das Pförtnerhaus einnehmen und das Tor öffnen, worauf Kharim und dessen Männer den Rest erledigen würden. Er wollte noch ein Stück weiterkriechen, als Chilo ihn beim Arm packte.
    »Was ist?«, zischte Ajax und wandte den Kopf.
    »Sieh mal.« Chilo ließ seinen Arm los und deutete auf eine zwei Fuß vor ihnen befindliche Stelle im Gras. Zunächst

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