Cato 09 - Gladiator
für ihn. Aber entschuldige, woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst? Du steigst aus dem Meer und tischst mir eine fantasievolle Gruselgeschichte auf. Weshalb sollte ich dir glauben?«
Cato nahm den Ring aus dem Lederköcher, den er um den Hals trug, und reichte ihn Petronius. »Kennst du das Wappen?«
Petronius hielt den Ring hoch und betrachtete den Wolfskopf mit den überkreuzten Blitzstrahlen. Er nickte. »Das ist das Wappen des Sempronius. Also gut, weshalb hat er dich hergeschickt?«
Cato blickte vielsagend zu den Gästen hinüber, die der Unterhaltung mit gespitzten Ohren gefolgt waren. »Herr, ich muss darauf bestehen, dass wir uns unter vier Augen unterhalten.«
»Unter vier Augen, wie?« Petronius musterte Cato eine Weile, dann klatschte er in die Hände. »Raus mit euch! Verschwindet! Sofort.«
Seine Offiziere und die anderen Gäste stiegen eilig aus dem Becken, nahmen ihre Kleidung von den Bänken und Stühlen und entfernten sich zur gegenüberliegenden Gartenecke, wo eine Terrasse Ausblick auf den Hafen bot. Als der Letzte sich außer Hörweite befand, winkte der Legat den Optio fort. »Stell dich dort drüben hin, ans Ende des Beckens. Wenn ich rufe, kommst du her.«
»Ja, Herr.« Der Optio salutierte und entfernte sich.
Cato musste über die Vorsicht des Legaten lächeln. »Ich habe gar nicht gewusst, dass das Amt des Legaten von Ägypten so gefährlich ist.«
»Ein Mann in meiner Stellung muss immer vorsichtig sein.« Petronius seufzte. »Ägypten ist eine kaiserliche Provinz. Der Legat wird vom Kaiser persönlich ernannt. Daher ist er dem Neid der Senatoren ausgesetzt und riskiert es gleichzeitig, den Kaiser zu enttäuschen. Du weißt, was das bedeutet.«
»In der Tat.«
»Nun denn.« Petronius nahm die Leinentunika von der Massagebank und zog sie sich über den Kopf. »Was will Senator Sempronius von mir? Eine Nahrungslieferung oder Bauarbeiter, die bei den Aufräumarbeiten helfen?«
»Die wären sehr willkommen, Herr, aber die Lage ist noch viel ernster. Auf Kreta ist ein Sklavenaufstand im Gange. Gegenwärtig beschränkt er sich noch auf die Südhälfte der Insel, aber wir haben die Dinge nicht mehr unter Kontrolle. Die Sklaven haben die Streitmacht ausgelöscht, die ihrer Herr werden sollte, und die überlebenden Soldaten und Offiziere sind in einer Handvoll Städten und Siedlungen eingeschlossen.«
»Das klingt übel.« Petronius fuhr sich übers Kinn und musterte Cato schlau. »Ich nehme an, du willst mich um Soldaten bitten, die den Aufstand niederschlagen sollen.«
Cato nickte. Jetzt war der Moment gekommen, da er seine Überredungskünste ausspielen musste, doch nach den Tagen auf See fühlte er sich schwindelig und benommen. Er öffnete den Lederköcher und zog die zweite Schriftrolle hervor. »Das schickt dir der Statthalter.«
Er reichte das Schreiben Petronius, der das Siegel brach und das Dokument entrollte. Bevor er es durchlas, sah er Cato an. »Möchtest du etwas trinken? Und essen?«
»Ja, Herr.«
Petronius deutete auf die Tische, welche die Offiziere geräumt hatten. Darauf standen mehrere Tabletts mit Früchten und Delikatessen sowie silberne Weinkrüge. »Setz dich und greif zu, während ich das hier lese.«
»Danke.« Cato ging hinüber und steckte sich Pampelmusen- und Orangenstücke in den Mund. Nachdem er tagelang nur Dörrfisch und hartes Brot gekaut hatte, schwelgte er in dem Geschmack. Er nahm auf einem gepolsterten Hocker Platz, schenkte sich mit Wasser verdünnten Wein ein und trank, während Petronius Sempronius’ kurzen Bericht über die Lage auf Kreta durchlas. Schließlich rollte der Legat den Papyrus zusammen, kam herüber, nahm Cato gegenüber Platz und schenkte sich ebenfalls Wein ein.
»Neue Nachrichten machen mich immer durstig.« Er lächelte. »Genaugenommen macht einen in Ägypten alles durstig. Immerhin ist das Klima hier in Alexandria einigermaßen angenehm. Aber weiter den Nil hinauf wird es unerträglich heiß, und in der Wüste jenseits des Uferstreifens gibt es fast kein Leben. Ihr in Kreta habt es gut.« Er tippte auf die Schriftrolle. »Zumindest galt das bis jetzt.«
»Ich war nicht lange genug dort, um das bestätigen zu können«, erwiderte Cato. »Wir hatten das Pech, in dem Moment an der Insel vorbeizusegeln, als die Erde bebte.«
»Pech für euch. Ein Glück für Kreta, dass solch fähige Leute dort das Kommando übernommen haben.«
»Mag sein«, sagte Cato vorsichtig. Bislang hatte der Legat seinen Rang nicht
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