Cato 09 - Gladiator
konnte Ajax nichts Ungewöhnliches erkennen, dann bemerkte er auf einmal eine dunkle Spitze, die unnatürlich gerade wirkte und sich von den Grashalmen abhob. Vorsichtig streckte er die Hand aus und betastete den Gegenstand. Kühles Metall. Er hob ihn hoch und hielt ihn sich vors Gesicht. Er hatte vier fingerlange Zinken, die jeweils in einer scharfen Spitze ausliefen.
»Ausgesprochen schlau, unsere römischen Freunde«, flüsterte er. »Sie haben hier überall diese … Dinger ausgelegt. Die würden jeden Angriff zum Erliegen bringen.«
Er betrachtete den Gegenstand, dann warf er ihn beiseite. »Wir müssen den Weg freiräumen, bevor wir die Männer vorrücken lassen.«
Chilo nickte und erstarrte plötzlich, spitzte die Ohren. Er wandte den Kopf nach rechts und zeigte in die Richtung. »Da.«
Ajax spähte in die Dunkelheit und machte eine Gestalt aus, die sich von ihnen entfernte. Der Mann zog einen schweren Flechtkorb hinter sich her, neigte ihn hin und wieder und ließ etwas zu Boden fallen.
»Sollen wir warten, bis er weg ist, General?«
»Nein. Womöglich kommt er in unsere Richtung und entdeckt uns. Warte hier«, befahl er, zog den Dolch und schlug einen Bogen nach rechts. Der gegnerische Soldat hielt hin und wieder inne, hob den Kopf und blickte zum Aufständischenlager, worauf Ajax erstarrte und wartete, bis der Römer mit seiner Tätigkeit fortfuhr. Erst dann schlich er weiter. Als er im Rücken des Mannes angelangt war, näherte er sich ihm Schritt für Schritt; dann ballte er die Faust um den Dolchgriff und rannte die letzten Schritte. Der Römer hörte das Rascheln des Grases und blickte sich in dem Moment um, als Ajax gegen ihn prallte und ihn niederwarf. Er legte dem Mann die Hand auf den Mund, drückte seinen Kopf zu Boden und setzte ihm die Dolchspitze unters Kinn. Im schwachen Fackelschein sah er, dass sein Gegner alt und mager war, ein Soldat kurz vor dem Ruhestand.
»Eine Bewegung oder ein Mucks, und du bist tot.« Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, drückte er mit der Klinge fester zu. »Verstanden?«
Der Mann nickte schwach, die Augen vor Entsetzen geweitet. Als die Klinge seine Haut ritzte, zuckte er zusammen.
»Gut so«, flüsterte Ajax und nahm vorsichtig die Hand vom Mund des Mannes. »Bist du allein hier draußen?«
»N-nein. Töte mich nicht.«
»Wenn du mir wahrheitsgemäß antwortest, lasse ich dich am Leben.« Ajax nahm die Klinge ein Stück zurück. »Also, wie viele Soldaten sind hier draußen?«
»Vier. Wir sind zu viert. Zwei an der anderen Seite des Pförtnerhauses, ein weiterer auf meiner Seite.«
»Wird er wieder hier vorbeikommen?«
Nach kurzem Überlegen schüttelte der Römer den Kopf. »Erst mal nicht. Er hat ein größeres Gebiet zugeteilt bekommen.«
Ajax wies mit dem Kinn auf den Korb, den der Mann hinter sich hergezogen hatte. »Die Dinger, die du ausgelegt hast.«
»Die Fußangeln?«
Ajax lächelte – so nannte man die also. »Ja, die Fußangeln. Wie breit ist der Streifen, den ihr gesichert habt?«
»Zehn bis fünfzehn Fuß.«
»Verstehe.« Ohne Vorankündigung stieß Ajax dem Römer den Dolch durch den Hals bis in den Schädel, drehte die Klinge nach links und nach rechts und zerschnitt das Gehirn. Der Soldat zuckte heftig, gab außer einem leisen Keuchen aber keinen Laut von sich. Dann erschlaffte er. Ajax nahm die Hand vom Mund des Mannes und zog den Dolch heraus. Warmes Blut spritzte ihm auf die Hand. Er löste sich von dem Leichnam, wischte den Dolch an dessen Tunika ab, schob ihn hinter seinen Gürtel und ging zu Chilo zurück.
»Dort drüben links ist noch einer«, sagte er leise und kniete nieder. »Einer deiner Leute soll sich um ihn kümmern. Dann müssen wir beide eine Schneise bis zur Mauer freiräumen.«
Ajax kroch nach hinten, nahm vier seiner Männer die Speere ab und kehrte zur ersten Fußangel zurück. Zwei Speere rammte er in einem Abstand von zwanzig Schritten in den Boden, dann kroch er auf allen vieren durchs Gras und tastete umher, bis er die nächste Fußangel entdeckt hatte. Er schleuderte sie beiseite, tastete weiter umher und warf die nächste Fußangel in die Dunkelheit. Chilo tauchte mit einem weiteren Mann zu seiner Linken auf und arbeitete sich ebenfalls zur Mauer vor. Sie hatten die Strecke bereits zur Hälfte bewältigt, als zur Linken ein gedämpfter Schrei ertönte. Angespannt warteten sie ab, ob Alarm gegeben wurde. Ajax beobachtete die Wachposten auf der Mauer, doch die hatten anscheinend nichts gehört und
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