Cato 09 - Gladiator
Kohorte hatte sich am Palisadenzaun verteilt, um zu verhindern, dass sich jemand unbemerkt dem Lager näherte. In Begleitung von Fulvius inspizierte Cato die Sicherheitsvorkehrungen, dann begab er sich zu den Kommandozelten in der Mitte des Lagers, die man auf einer kleinen Erhebung errichtet hatte, von der aus man über die Befestigungen hinweg freie Sicht auf den Gegner hatte. Die Lagerfeuer der Aufständischen fassten das dunkle Gewässer der Bucht in einem weiten Bogen ein, dem gegenüber die exakten Umgrenzungslinien des Römerlagers zwergenhaft klein erschienen. Draußen auf dem Meer leuchteten dort, wo die Kriegsschiffe den Eingang zur Bucht bewachten, drei Lampen. Der Rest der Flotte war ein paar Meilen weiter im Norden in einer kleinen Bucht angelandet, und Cato hatte den befehlshabenden Nauarch gebeten, ihm am nächsten Tag Bericht zu erstatten.
»Die Scheißkerle haben wirklich keinen Mangel an Männern«, brummte Fulvius, als er das gegnerische Lager musterte.
Cato zuckte mit den Schultern. »Zahlen sind nicht alles. Wir haben die besseren Kämpfer und die bessere Position. Sollten sie angreifen, müssen sie hügelan vorrücken, und dann müssen sie den Graben und den Palisadenzaun überwinden. Unsere Männer werden mit ihnen fertigwerden, solange sie nur nahe genug kommen, um ihnen das Fell zu gerben.«
»Ich hoffe, du behältst Recht, Herr«, murmelte Fulvius. »Aber wie geht es jetzt weiter? Sieht so aus, als befänden wir uns in einer Pattsituation. Wir können ihre Angriffe abwehren, aber wir verfügen nicht über genügend Leute, um ihr Lager einzunehmen.«
»Die Situation gereicht uns zum Vorteil. Wir lagern gegenüber der einzigen Straße, die Olous mit dem Rest der Insel verbindet. Die Marine blockiert den Zugang zum Meer, deshalb sitzen sie in der Falle. Das Hauptproblem für uns alle ist die Versorgung mit Wasser und Nahrung. Unsere Vorräte reichen noch für fünf Tage, dann muss ich eine Abteilung mit den Wagen nach Gortyna zurückschicken und Nachschub holen lassen. Die Aufständischen haben dieses Problem nicht, denn sie können auf die Getreideflotte zurückgreifen. Mit der Ladung könnten sie sich monatelang ernähren. Da von den Bergen zahlreiche Bäche gespeist werden, wird es ihnen auch nicht an Trinkwasser mangeln. Jetzt werden zur Abwechslung mal sie belagert.«
Fulvius deutete skeptisch auf die umliegenden Berge. »Wenn sie weg wollten, könnten sie leicht über die Berge entkommen.«
»Wenn sie das wollten. Aber das wollen sie nicht. Sie haben Karren und Wagen dabei, beladen mit schwerer Beute, und dann ist da noch die Getreideflotte. Die stellt ihre einzige Chance dar, mit Rom eine Abmachung zu erreichen. Deshalb wird Ajax die Schiffe auf keinen Fall aufgeben.« Cato blickte zu den Fackeln hinüber, die auf der zum Schutz der gestrandeten Schiffe errichteten Palisade aufgereiht waren. »Jetzt kommt es darauf an, die Aufständischen von den Schiffen zu trennen. Wir müssen rasch handeln. Die Getreideflotte hat sich bereits verspätet. Nicht mehr lange, und die kaiserlichen Proviantlager werden erschöpft sein, dann wird Rom Hunger leiden. Wenn es uns gelingt, die Schiffe rechtzeitig zu befreien …«
Cato wandte sich ab und ging zu seinem Zelt. Fulvius kratzte sich nachdenklich an der Wange, dann folgte er seinem Vorgesetzten. Im Zelt angelangt, löste Cato die Schließe seines Umhangs und warf ihn auf sein Nachtlager. Das Zelt wies nur wenige der Annehmlichkeiten auf, wie sie höheren Offizieren zustanden, denn in Gortyna hatten sie keine Zeit gehabt, das Nötige zu besorgen. Komfort war das Letzte, was Cato im Sinn hatte, als er sich an die Verfolgung der Aufständischen machte, deshalb bestand die Einrichtung aus einem kleinen Klapptisch und ein paar Truhen mit den Soldregistern, den Rekrutierungslisten und unbeschriebenen Wachstafeln. Gähnend löste er die Schnallen seines Harnischs und streifte sich ihn und das Kettenhemd über den Kopf; beides ließ er auf seine Schlafstatt fallen. Nach dem anstrengenden Marsch in der sengenden Sonne hatte er Kopfschmerzen, deshalb lehnte er den Weinkrug, den die Adjutanten ins Zelt gestellt hatten, ab, als Fulvius ihm zu trinken anbot.
Fulvius füllte achselzuckend einen Becher fast bis zum Rand und setzte sich seufzend auf eine Truhe. »Also, was sollen wir tun?«
»Heute Nacht können wir gar nichts tun. Morgen erkunden wir das gegnerische Lager auf Schwachpunkte, die wir uns bei einem Angriff zunutze machen könnten.«
»Dann
Weitere Kostenlose Bücher