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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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hatte. Vorausgesetzt, Cato war überhaupt noch am Leben, überlegte er grimmig.
    Ajax hatte ihre Qualen auf die Spitze getrieben. Sie durften weiterleben, waren aber jeglicher Würde beraubt und wurden behandelt wie Tiere – nein, schlechter als Tiere. Da eine Flucht so gut wie ausgeschlossen war und eine Befreiung ebenfalls unwahrscheinlich schien, blickten sie dem Tag entgegen, da Ajax ihrer Qualen überdrüssig wäre und sie abschlachten ließe. Doch bis es so weit war, hielt Macro unermüdlich Ausschau nach Fluchtgelegenheiten und trainierte seine Muskeln, soweit das in der Enge des Käfigs möglich war, damit er nicht steif umherhumpeln musste, wenn rasches Handeln gefragt wäre.
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Bald wird es Abend.«
    »Das ist noch lange hin«, flüsterte sie, lehnte den Kopf an die Gitterstäbe und blinzelte in den sengenden Sonnenschein, der durch die Deckenritzen fiel. Sie schloss die Augen und schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Wie viele Tage sind wir hier schon eingesperrt?«
    Macro überlegte. Er hatte zwar mitgezählt, vermochte die Zahl, die er sich gemerkt hatte, aber kaum zu glauben. Zur Sicherheit zählte er noch einmal die Tage ab. »Ich komme auf sechzehn. Ja, sechzehn. Ganz sicher.«
    »Sechzehn Tage.« Julia seufzte. »Kommt mir vor wie sechzehn Jahre … Ich wünschte, ich wäre tot.«
    »Sag nicht so was«, entgegnete Macro mitfühlend. »Solange wir noch leben, gibt es Hoffnung.«
    Sie lachte krächzend. »Leben? Das nennst du leben?«
    »Ja, das tue ich.« Macro versuchte, sich gerade aufzusetzen, und sah Julia an. »Wir kommen hier raus, Julia. Daran musst du fest glauben. Ich schwör’s, bei allen Göttern. Wir kommen hier raus.«
    Sie musterte ihn mit einem Anflug von Hoffnung, dann nickte sie und lächelte traurig. »Du hast schon Recht. Sie werden uns aus dem Käfig hervorzerren, um uns zu töten. Oder aber sie lassen uns hier drinnen sterben, und dann zieht man unsere Leichen heraus und wirft sie den Ratten, Hunden und Krähen zum Fraß vor.«
    »Hör auf!«, fauchte Macro und rang sich ein neuerliches Lächeln ab. »Davon krieg ich Hunger.«
    Julia musterte ihn entsetzt, dann brach sie in Gelächter aus. Macro stimmte darin ein und brüllte vor Freude und Erleichterung darüber, dass Julia noch immer einen Funken ihres alten Ichs in sich hatte. Einige in der Nähe befindliche Aufständische musterten neugierig die verdreckten Gestalten im Käfig, dann kam einer der Leibwächter des Gladiators herüber, steckte den Speer zwischen den Stäben hindurch und rammte Macro das Ende in den Rücken.
    »Halt’s Maul!«
    »Verpiss dich«, knurrte Macro, worauf der Mann erneut zustieß, was einen stechenden Schmerz im Brustkasten zur Folge hatte. Macro schnappte nach Luft und ertrug den Schmerz mit zusammengebissenen Zähnen. Der Mann brummte zufrieden, spuckte zwischen den Gitterstäben hindurch und begab sich wieder in den Schatten eines verkümmerten Olivenbaums.
    »Macro, alles in Ordnung?« Julia musterte ihn besorgt.
    »Ich werd’s überleben.« Er zuckte zusammen. »Aber dieses Schwein nicht. Ich brauche nur hier rauszukommen.«
    »Tapfer gesprochen.«
    »Ist mein voller Ernst. Dann nehme ich den Speer und ramme ihm das Ding so weit in den Arsch, dass ihm das Ende die Scheißzähne ausschlägt … Entschuldige meine Ausdrucksweise, Herrin.«
    Julia schüttelte den Kopf. »Schon gut. Ich glaube, wir haben’s nicht mehr nötig, besondere Rücksichtnahme walten zu lassen.«
    »Ich nehme an, für mich ist das alles ein wenig leichter als für dich.«
    »Ja …« Julia suchte stöhnend eine bequemere Haltung und lehnte den Rücken an die Stäbe.
    Macro wandte den Kopf und schaute wieder zur Bucht hinunter. Die Frachtschiffe waren große, unförmige Kähne, die den römischen Kriegsschiffen hoffnungslos unterlegen wären. Die Aufständischen aber waren vorgewarnt. Die Halbinsel erstreckte sich mindestens zwei Meilen weit bis zu dem schmalen Ausgang ins Meer. Ajax’ Männer würden es sogleich mitbekommen, wenn die römischen Kriegsschiffe sich der Mündung der Bucht näherten. Ihnen bliebe ausreichend Zeit, die Getreideschiffe zu versenken.
    Als er ein leises Schniefen hörte, wandte er den Kopf. Julia bemühte sich, ihre Tränen zu verbergen.
    Er wollte etwas Tröstendes sagen, doch es fiel ihm nichts ein. Nein, er konnte ihr keinen Trost spenden. Nicht den geringsten.
    »Macro?«
    »Ja, Herrin?«
    »Manchmal wünschte ich, du hättest mich getötet, als du noch

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