Cato 09 - Gladiator
rufst, wird Centurio Macro dich auf der Stelle töten. Also hör genau zu. Wir machen jetzt Folgendes …«
Kurz nachdem Sempronius und seine Begleiter Glabius’ Arbeitszimmer betreten hatten, kamen sie schon wieder heraus. Diesmal schritt der Steuereintreiber hinter dem Senator her, während Macro und Cato den Abschluss bildeten. Macro hielt den Dolch in der Rechten, die er in die Schultertasche geschoben hatte. Die Tasche hatte vorn einen kleinen Schlitz, aus der die Spitze der Klinge hervorschaute, gerade weit genug, um sie Glabius gegen die Seite zu drücken, als sie den Korridor entlangingen und über die Treppe zum Hof hinunterstiegen. Der Wachposten, der sie zur Amtsstube geleitet hatte, wartete im Schatten der Kolonnade. Bei ihrem Erscheinen sprang er eilig auf. Glabius hielt an und winkte den Mann näher.
»Komm her!«
Der Mann nahm vor der kleinen Gruppe Aufstellung und musterte sie neugierig, bis Glabius ihm Anweisungen gab. »Ich möchte, dass sich alle Männer unverzüglich am Jupitertempel versammeln.«
»Jawohl, Herr.«
Macro stupste Glabius mahnend mit der Klinge an.
»O ja«, setzte Glabius eilig hinzu. »Vergewissere dich, dass alle erscheinen, auch die Wachposten vom Tor und von der Mauer.«
»Alle?« Der Mann vermochte konnte sein Erstaunen nicht zu verhehlen.
»Ja, alle!«, erwiderte Glabius barsch. »Hast du verstanden? Ausnahmslos alle.«
»Aber Herr, das Tor? Wer soll es bewachen?«
»Das ist im Moment unwichtig. Ich möchte, dass alle beim Tempel erscheinen. Es geht um …« Glabius biss sich auf die Lippen und sprach eilig weiter, als Macro ihm das Messer in den Rücken drückte. »Eine Prämie! Ja, ich will euch belohnen. Für loyale Dienste. Für euer Bemühen, den Bewohnern von Gortyna durch diese finsteren Zeiten zu helfen!«
Macro neigte sich ein wenig vor und flüsterte: »Immer schön sachte. Wir wollen doch nicht übertreiben, oder?«
Glabius nickte kaum merklich und räusperte sich. »Ruf einfach die Leute zusammen. Sag ihnen, ich möchte zu ihnen sprechen, zu ihnen, meiner Familie und meinen Freunden in der Akropolis. Benachrichtige sie alle. Na los!«
Der Wachposten neigte den Kopf und marschierte davon.
»Nicht gehen, laufen!«, rief Glabius ihm nach einer weiteren unsanften Ermahnung hinterher. Der Mann sah sich noch einmal um, dann trabte er los, um die Anweisungen auszuführen. Als sich das Stiefelgepolter entfernte, schluckte Glabius nervös und sah Sempronius an. »Ob er mir geglaubt hat, was meinst du?«
»Das wollen wir um deinetwillen hoffen.«
Glabius starrte den Senator an. »Ich habe keine Ahnung, was du vorhast, aber du wirst damit nicht durchkommen.«
»Wir werden sehen. Spiele du nur deine Rolle, wir kümmern uns um den Rest.«
»Was habt ihr vor?«
»Wart’s ab. Und jetzt geh weiter. Bis zum Eingang. Dort warten wir, bis deine Leute sich versammelt haben.«
Macro behielt Glabius aufmerksam im Auge, als sie langsam zum Eingang zurückgingen und dahinter verharrten. Im Schatten verborgen beobachteten sie, wie die Leibwächter und die angeheuerten Schläger zur Akropolis strömten und sich an der Kolonnade des Jupitertempels versammelten. Sempronius kannte die Anlage von einem früheren Besuch und wusste daher, dass der Tempelbau die Sicht auf das Haupttor verdeckte. Sie beobachteten, wie eine Gruppe von Gästen des Steuereintreibers um die Ecke bog. Sie hatten eine Weinamphore dabei und plauderten angeregt, setzten sich in den Schatten nieder und warteten auf das Erscheinen ihres Gastgebers. Die ganze Zeit über drückte Macro Glabius die Dolchspitze ins Kreuz. Als er ein Stück nach vorn schwankte, packte Macro ihn bei der Tunika und zog.
»Denk nicht mal ans Weglaufen, sonst ist es um dich geschehen.«
»Ich habe nichts dergleichen gedacht, glaub mir! Ich … habe einfach nur Angst.«
Macro zwinkerte Cato zu und knurrte: »Gut. Wenn du Angst hast, bleibst du vielleicht am Leben.«
Glabius schluckte und nickte.
Sie warteten, bis Glabius’ Gefolgsleute offenbar vollzählig seiner Aufforderung nachgekommen waren, dann sagte Sempronius: »Weißt du, was du zu tun hast?«
»Ja.«
»Dann los.« Sempronius atmete tief durch, legte Glabius die Hand auf die Schulter, trat mit ihm aus dem Eingang und schritt über den gepflasterten Hof auf den Tempel zu. Im Gehen flüsterte er Cato zu: »Weiter im Plan, Centurio.«
»Jawohl, Herr.« Cato salutierte und wandte sich zum Haupttor. Zum Zeichen, dass er nur ein pflichtbewusster Schreiber war, der
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