Cato 09 - Gladiator
seinen Geschäften nachging, hatte er sich eine Wachstafel unter den Arm geklemmt.
Glabius sah ihm nach. »Wo will er hin?«
»Das geht dich nichts an«, sagte hinter ihm Macro. »Konzentrier dich auf deine Ansprache.«
Sie näherten sich den Menschen, die sich neben dem Tempel versammelt hatten. Deren Gesichter wandten sich erwartungsvoll Glabius und dessen Begleitern zu.
»Sehr schön«, sagte Sempronius und rückte näher. »Also los, jetzt bist du dran.«
Flankiert von Macro an der einen und Sempronius an der anderen Seite, holte Glabius stockend Luft und hob den Arm. »Meine Freunde! Meine treuen Gefolgsleute! Ich freue mich, euch verkünden zu können, dass Senator Sempronius und ich eine Übereinkunft hinsichtlich der Regierung der Provinz erzielt haben. Ich habe beschloss…«
»Nicht so eilig«, murmelte Sempronius. »Zieh’s in die Länge, wie ich’s dir gesagt habe.«
Als Glabius fortfuhr, blickte der Senator zum Tor. Cato hatte die Hälfte des Weges zurückgelegt. Glabius musste seine Leute noch eine Weile hinhalten.
»Ich habe beschlossen, äh, euch als Erstes für eure Freundschaft und eure guten Dienste zu danken. Die Götter haben unser geliebtes Gortyna mit ihrem Zorn heimgesucht, doch in diesen schweren Zeiten wart ihr mir eine große Hilfe …«
Cato blickte sich um und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass die versammelten Menschen gebannt Glabius’ Ansprache folgten. Niemand achtete auf den Sekretär, dem Senator Sempronius anscheinend einen Auftrag erteilt hatte. Im Vertrauen darauf, dass alle Glabius’ Aufforderung, sich vor dem Tempel zu versammeln, nachgekommen waren, ging Cato weiter. Vor ihm lag das Tor, Wachposten waren keine zu sehen. Der Riegel war vorgelegt, ein schwerer Holzbalken mit Schutzkappen aus Bronze an den Enden. Als er davor stand, blickte Cato sich um, doch in diesem Bereich der Akropolis war kein Mensch zu sehen. Er steckte die Wachstafel in die Schultertasche, nahm die Tasche ab und legte sie auf den Boden. Dann trat er vor den Balken, packte den Griff und drückte. Der Riegel bewegte sich ein Stück weit, dann ließ Cato los, suchte neuen Halt mit den Füßen und legte die Schulter an den Griff. Er holte tief Luft, biss die Zähne zusammen und stemmte sich ächzend dagegen. Der Balken rutschte ein Stück weiter, diesmal begleitet von einem dumpfen Knirschen.
Cato ruhte kurz aus, dann machte er weiter. Langsam rutschte der Balken durch die Eisenbänder, in denen er gelagert war. Schließlich war der linke Torflügel entriegelt, und der Balken glitt in die Halterinne. Cato schob ihn noch ein Stück weiter, vorbei an dem schmalen Spalt in der Mitte, durch den der Sonnenschein fiel, dann ließ er los, und der Balken sackte in die Lagerung.
Cato ergriff nun den leeren Eisenring, lehnte sich zurück und suchte mit den Stiefeln auf dem ausgetretenen Pflaster nach Halt. Mit einem Ächzen, das ihm in den Ohren dröhnte, schwang das Tor nach innen. Der Spalt hatte sich gerade mal auf Schrittweite vergrößert, als der Ledervorhang einer Latrine beiseite geschoben wurde. Ein Mann trat hervor und ließ seine hochgekrempelte Tunika herunter. Er hatte sich einen Dolch unter den Arm geklemmt, die Gürtelträger hingen ihm auf die Sandalen. Er blickte zum Tor und erstarrte, als er Cato bemerkte.
»Was zum Hades …?«
Cato zog mit aller Kraft am Torflügel.
»Schluss damit! Aufhören!«, rief der Mann, ließ den Saum der Tunika los, zog das Schwert und ließ mit einer flüssigen Bewegung die Scheide fallen. »Weg von dem verdammten Tor!«
Cato schlüpfte durch die Lücke, legte die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte die Straße hinunter: »Zehnte Mazedonische! Her zu mir!«
Als es hinter ihm knirschte, drehte er sich um und sah, dass der Mann sich gegen das Tor stemmte.
»Nichts da!«, knurrte Cato, langte durch den Schlitz in seiner Tunika und riss den dahinter befestigten Dolch hervor. Er packte den Griff und warf sich gegen das Tor. Der Mann auf der anderen Seite wurde durch die Wucht des Aufpralls einen Schritt zurückgedrängt, und Cato nutzte seinen Vorteil, warf sich erneut gegen das Tor, drückte es ein Stück weiter auf und sprang durch die Lücke. Der Wachsoldat machte einen Satz nach hinten, nahm eine geduckte Haltung ein und hob das Schwert. Er warf einen Blick auf Catos Dolch und grinste höhnisch.
»Lauf weg, Junge! Solange du noch Gelegenheit dazu hast.«
Cato wurde von Zorn erfasst. Dann vernahm er vom Hang einen Ruf; Centurio
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