Cato 09 - Gladiator
seinem gegenwärtigen Posten zu verabschieden. Ich habe nicht die Absicht, Marcellus mit zu knappem Proviant auf das südliche Gebiet der Provinz loszulassen. Deshalb müssen wir uns so schnell wie möglich Zugang zu den in der Akropolis lagernden Vorräten verschaffen.«
Macro zwinkerte Cato zu. »Das klingt so ähnlich wie mein eigener Vorschlag.«
Cato sah Sempronius an. »Was hast du vor, Herr?«
»Eine kleine List, die wir in Szene setzen werden, sobald Marcellus sich in sicherer Entfernung von Gortyna befindet. Morgen Nachmittag wäre der passende Zeitpunkt.« Sempronius konnte sich ein leises Auflachen nicht verkneifen. »Dann wird sich herausstellen, ob Glabius Rückgrat hat oder nur große Töne spuckt. Das wäre im Moment alles, meine Herren.«
Macro und Cato waren schon an der Tür angelangt, als Sempronius ihnen nachrief: »Noch etwas. Ich habe herausgefunden, was es mit dem Gladiator auf sich hat. Offenbar hat ihn die Frau des Statthalters vor ein paar Monaten in Rom gekauft. Er hatte es dort zu einiger Berühmtheit gebracht, und Antonia hat ein kleines Vermögen für ihn gezahlt.«
»Weshalb?«, fragte Cato. »Ich meine, was kann eine römische Ehefrau schon mit einem Gladiator anfangen?«
Macro und Sempronius wechselten einen Blick, und Macro rollte mit den Augen.
»Oh.« Cato errötete. »Verstehe. Und wie heißt er?«
»Seinen wahren Namen habe ich nicht erfahren«, sagte Sempronius. »Nur den Namen, unter dem er gekämpft hat – ›Der Eiserne Thraker‹. Ich fürchte, das hilft uns nicht viel weiter. Aber wenn er das Erdbeben überlebt hat, dann ist das wahrscheinlich der Mann, der den Sklavenaufstand anführt.«
Als die Sonne hinter der Akropolis versank, stieg Sempronius mit zwei Männern in den schlichten Tuniken von Schreibern, die Taschen mit Schreibutensilien geschultert hatten, zum Haupttor der Akropolis hoch. Zuvor hatte er Glabius durch einen Boten mitteilen lassen, dass er mit ihm über den Proviantbedarf seiner Truppen sprechen wolle. Glabius hatte dem von Sempronius vorgeschlagenen Zeitpunkt des Treffens zugestimmt.
Die Schatten am Hang wurden länger und verdüsterten die verwinkelten Gassen. Auf der Mauer, welche die Akropolis umgab, patrouillierten einige von Glabius’ Männern, die sich als dunkle Silhouetten vor dem wolkenlosen Himmel abzeichneten. Sempronius trug eine weiße Tunika, die zum Zeichen seiner sozialen Stellung mit einem breiten roten Saum geschmückt war. Er hatte einen Schwertgürtel mit reich verzierter Scheide geschultert – die Waffe darin gehörte schon seit Generationen seiner Familie und hatte das Kentern der Horus überstanden.
Als der Weg steiler wurde und sich in Serpentinen den Hang hochschlängelte, blickte Macro sich zu Cato um und brummte: »Das wird niemals gutgehen. Wir hätten uns nicht dazu überreden lassen sollen.«
»Wenn wir den Mund halten, wird es klappen.« Cato legte den Finger an die Lippen.
Macro biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. Wegen des Messers, das er am Rücken unter der Tunika versteckt hatte, bewegte er sich ein wenig unbeholfen. Auch Cato wirkte schwerfällig und humpelte leicht, denn er hatte sich noch immer nicht so recht von der Beinverletzung erholt. Er trug ein Scheitelkäppchen für den Fall, dass sie Soldaten begegneten, die bereits im Hauptquartier des Senators gewesen waren. Er selbst war Glabius einmal begegnet, und der würde ihn sicherlich wiedererkennen, wenn er vor ihm stand, doch dann wäre es für den Steuereintreiber bereits zu spät.
Macro fiel eine Bewegung ins Auge. Eine Kolonne von Hilfssoldaten schlich durch die schmalen Gassen zwischen den Häusern und Läden, die sich unterhalb der dräuenden Akropolis drängten. Dieser Stadtteil hatte weit weniger Zerstörungen zu verzeichnen als der Rest der Stadt, dennoch mussten Centurio Plotius und seine Männer immer wieder über Trümmerhaufen hinwegklettern und dabei besonders leise sein, damit die Wachposten auf der Mauer sie nicht bemerkten.
Die beiden Torwachen erhoben sich und richteten ihre Speere auf den Senator und dessen Begleiter. Sie waren groß und stämmig und hatten Boxernasen, vielleicht ihrer Zeit in einer der Straßenbanden geschuldet, die es in jeder größeren Stadt des Imperiums gab. Sie versperrten den Weg zum geschlossenen Tor, und einer hob die Hand.
»Was wollt ihr?«, fragte er unfreundlich.
»Ich möchte Marcus Glabius sprechen. Er erwartet mich.«
Mit einem schwachen Lächeln erwiderte der Wachposten: »
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