Cato 10 - Die Legion
gezielten Speerstoß eines anderen Hilfssoldaten abzuwehren, der beim Schrei seines Kameraden herumgefahren war. Der Hilfssoldat schwang sein Speerende vor und stieß es gegen Ajax. Es glitt seitlich an seinem Kopf ab und schrammte über seine Kopfhaut. Der Schmerz machte den Gladiator erst richtig wütend. Er sprang vor, unterlief den Speer des Gegners, packte ihn mit der linken Hand bei der Kehle und krallte die Finger um die Luftröhre des Soldaten. Dieser ließ seinen Speer fallen und umklammerte Ajax’ Hand. Als Ajax ihm mehrmals das Schwert in den Bauch stieß, erzitterte er und sackte zusammen. Ajax schleuderte ihn zur Seite, blickte sich um und sah, dass seine Leibwächter im ganzen Lager die Oberhand über die Verteidiger gewonnen hatten. Die überrumpelten Soldaten standen Männern gegenüber, die die am besten ausgebildeten Mordbuben des ganzen Reiches waren. Sie hatten kaum eine Chance. Dann hörte man das Trappeln vieler Sandalen. Die Araber stürmten ins Lager und schlossen sich dem ungleichen Kampf an.
»Wir geben auf!«, rief jemand, der nicht weit von Ajax entfernt stand. »Wir ergeben uns! Legt die Waffen nieder, Männer!«
Die Soldaten, die gerade aus ihren Quartieren stürmten und noch nicht in den Kampf eingegriffen hatten, warfen ihre Waffen beiseite. Man hörte ein letztes Schwerterklirren und ein Stöhnen. Dann entstand eine Kampfpause.
»Keine Gnade!«, brüllte Ajax. Er sprang vor und hieb einen dürren Veteranen nieder. Als der tödlich verwundete Hilfssoldat zusammenbrach, stürzte Ajax sich auf den Kommandanten des Lagers, einen untersetzten Mann mit schütterem Haar. Der Centurio duckte sich unter dem Hieb weg und riss sein Schwert an sich. Er stürmte an Ajax vorbei und holte dabei zu einem seitlichen Schwertstreich aus. Der Schlag ging daneben, und Ajax wirbelte herum, stellte sich breitbeinig auf und sah den Römer an.
»Stirb!«, brüllte er und holte zu einem wilden Wirbel von Hieben aus. Der Centurio parierte verzweifelt und riss seine Klinge hoch, als Ajax nach seinem Kopf ausholte. Im letzten Moment führte Ajax sein Schwert noch weiter nach oben, und die scharf geschliffene Klinge durchtrennte das Handgelenk des Centurios und fuhr von dort auf seine Schulter herunter. Das Schwert fiel samt der Hand, die es noch immer umklammerte, zu Boden, und der Centurio wich mit einem Schmerzgeheul zurück. Ajax stellte sich mit triumphierendem Grinsen über ihn, beugte sich vor und schlitzte ihm die Kehle auf. Dann ließ er den zitternden Mann liegen, dessen Blut schwallweise aus der Wunde hervorschoss und sich zu einer Lache sammelte.
Ajax sah auf. Das Lager befand sich in seiner Hand. Kein einziger Römer war mehr auf den Beinen, und seine Männer standen schwer atmend über den Leichen, während ihr Kampfeszorn allmählich verebbte. Ortorix lachte nervös auf. »Wir haben es geschafft, Leute.« Er stieß sein Schwert in den Nachthimmel hinauf und brüllte den Kriegsschrei seiner gallischen Vorfahren. Die anderen folgten seinem Beispiel, und dann rief einer Ajax’ Namen. Seine Gefährten griffen den Sprechgesang auf. Rundum beugten die Araber sich über die Leichen der Römer und eilten auf der Suche nach Beute in die Baracken.
Ajax nickte seinen Männern zufrieden zu. »Gute Arbeit! Und jetzt lasst uns die Sache zu Ende bringen. Brennen wir das Lager nieder.«
Als die Kolonne das befestigte Lager hinter sich ließ und zum Tempel zurückmarschierte, drehte Ajax sich noch einmal um und betrachtete sein Werk. Helle Flammen leckten von innen an den Mauern empor, beleuchteten den kleinen Hügel, auf dem das Lager stand, und tauchten die Felder und Palmen in der näheren Umgebung in ihren flackernden Schein. Die Balken des Signalturms loderten in einem wilden Muster von Flammen auf. Dann fing das Dach aus Palmwedeln prasselnd Feuer, und die Flammen schossen in einer Stichflamme hoch empor. Gleich darauf brach der Turm auf einer Seite des Tors von unten weg und geriet ins Wanken. Dann kippte er langsam ins Lager hinein und stürzte in einer Funkenwolke zusammen. Einen Augenblick später erreichte das laute Krachen Ajax’ Ohr.
»Ein schöner Anblick«, brummte Ortorix, der neben ihm ging, glücklich. »Das wärmt einem das Herz, oder?«
Ajax musste bei dieser Bemerkung unwillkürlich lächeln und klopfte dem Hünen auf die Schulter.
»Das ist auf der anderen Seite des Nils wohl kaum zu übersehen«, fügte Ortorix schwärmerisch hinzu.
»Ja, ich denke, wir können ohne Übertreibung
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