Cato 10 - Die Legion
und dann verkündete ein mehrmaliges Krachen in der Ferne den Beginn des zweiten Angriffs auf den Tempel. Ajax quälte sich mit Schuldgefühlen herum, weil er Hepithus und die anderen Männer zurückgelassen hatte, um den Tempel zu verteidigen. Allerdings würde ihr Opfer ihm die Zeit erkaufen, seinen Kampf gegen Rom fortzusetzen. Mit etwas Glück würden die Männer ihr Leben teuer verkaufen. Und wenn die Zeit gekommen war, würde er sie rächen.
Karim zügelte sein Pferd und zeigte nach vorn. Eine Viertelmeile entfernt tauchten drei berittene Männer hinter einer niedrigen Düne auf. Sie ritten direkt auf Ajax und seine Kolonne zu. »Was sollen wir tun?«
»Nichts«, erwiderte Ajax ruhig. »Wir haben gute Chancen, dass sie uns für ihre eigenen Leute halten.«
Karim blickte auf die schwarzen Gewänder der acht Araber, die sie begleiteten. »Aber nur aus der Ferne.«
Ajax lenkte sein Pferd zur Seite, damit sie nicht zu nah an den Reitern vorbeikamen, aber bald sah er, dass ihre Feinde wieder unmittelbar auf sie zuhielten. »Verdammt.«
»Wir müssen etwas unternehmen«, drängte Karim ihn. »Wir müssen sie daran hindern, Alarm zu schlagen.«
Ajax dachte rasch nach, wandte sich dann um und erteilte seine Befehle. »Die Araber sollen ihre Bögen bereit machen. Wenn wir Gelegenheit dazu erhalten, strecken wir sie nieder, bevor sie etwas unternehmen können.«
Karim nickte, zügelte sein Pferd und ließ sich zu den Arabern zurückfallen, um den Befehl an ihren Offizier weiterzugeben.
Als die beiden Gruppen sich einander näherten, versuchte Ajax sich auszurechnen, wie groß ihre Chance auf ein Entkommen war. Sie hatten noch mindestens eine Meile vor sich, bis sich die Felsen zur Wüste hin öffneten. Wenn die Römer schnell genug reagierten, konnten sie ihn vom oberen Nil abschneiden. Die drei Reiter näherten sich ohne Anzeichen von Misstrauen. Ihr Anführer hob die Hand zum Gruß, als er im Dämmerlicht nur noch fünfzig Schritte entfernt war, zügelte sein Pferd mit einem Ruck und rief:
»Wer seid ihr?«
»Berittene Hilfstruppen!«, rief Ajax zurück und trieb sein Pferd zum Weitergehen an. Er spürte das Zögern des Römers und sah, wie er sich hastig mit den anderen beiden Männern besprach. Gleich würden sie sie durchschauen.
»Karim!«, rief Ajax. »Jetzt!«
Ein Befehl wurde gebrüllt, und ein leises Schwirren durchschnitt die Luft. Die Pfeile schossen im flachen Bogen auf die drei Römer zu. Der Anführer wurde in die Brust getroffen, sein Pferd erhielt einen Pfeil in den Hals. Es stieg und warf seinen Reiter ab. Ein weiterer Pfeil traf einen der Reiter in den Oberschenkel. Die anderen Schäfte verfehlten ihr Ziel. Der dritte Römer machte kehrt, trieb sein Pferd mit Fersenstößen an und galoppierte auf den Tempel zu. Sein überlebender Kamerad versuchte, sich den Pfeil aus dem Bein zu ziehen, was den Bogenschützen Zeit für eine zweite Salve verschaffte. Diesmal wurde er in Gesicht und Brust getroffen und stürzte aus dem Sattel in den Sand, von wo eine kleine Staubwolke aufstieg.
»Erschießt ihn!«, brüllte Karim und zeigte auf den Mann, der sich tief über den Hals seines Pferdes gebeugt im Galopp in Sicherheit zu bringen gedachte. Weitere Pfeile flogen ihm nach, aber der Mann ritt schnell und entfernte sich rasch. Karim zog sein Schwert und spornte sein Pferd an, um ihm nachzujagen.
»Lass ihn!«, befahl Ajax. »Dafür ist es jetzt zu spät. Wir müssen weiter!«
Karim steckte widerstrebend sein Schwert in die Scheide und befahl den Bogenschützen, den Beschuss einzustellen. Dann ritt die Kolonne im Galopp los und hielt auf die Lücke zwischen den Bergen und dem bestellten Land zu. Während des Ritts blickte Ajax sich häufig nach dem Tempel um und sah, dass der gegnerische Reiter einen Vorposten erreicht hatte. Aufgeregt gestikulierend erstattete er Bericht. Der schrille Ton eines Horns schallte durch die kühle Morgenluft, von einem zweiten Hornstoß gefolgt. Sie hatten noch eine Viertelmeile vor sich, bevor die Wüste sich gänzlich öffnete, da rief Karim Ajax etwas zu und deutete in Richtung Nil. Zwei Schwadronen feindlicher Kavallerie brachen aus den römischen Linien hervor. Die eine galoppierte direkt auf Ajax und seine Leute zu, die andere ritt im Bogen über den Wüstenstreifen, um ihnen den Weg abzuschneiden.
Ajax brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, dass sie die Lücke nicht rechtzeitig erreichen würden. Er brachte seine Männer mit erhobenem Arm zum Stehen. Sie
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