Cato 10 - Die Legion
damit?«
»Fangen wir mit den jüngsten Ereignissen an. Ajax’ Flucht aus dem Tempel. Du erinnerst dich doch an den Bericht des Kavalleriepräfekten über das Massaker an einer seiner Patrouillen. Er sagte, die Angreifer hätten die richtige Parole verwendet, um nahe genug heranzukommen. Woher aber kannten sie die?«
»Könnten sie nicht mit angehört haben, wie jemand sie benutzte? So wie Junius gesagt hat?«
»Möglich, aber die Männer verstehen sich ziemlich gut darauf, nur so laut wie nötig zu sprechen, wenn sie angerufen werden. Und wie dem auch sei, der Mann, der die Parole nannte, hatte römische Ausrüstung bei sich.«
»Sie könnten doch die Leiche eines der Männer entkleidet haben, die wir beim ersten Angriff verloren haben.«
Cato nickte. »Das habe ich auch geglaubt. Also habe ich mich vor unserem Aufbruch zum Tal der Gräber bei einem unserer Optios erkundigt. Es fehlt keine Leiche, und die Ausrüstung ist vollständig.«
Macro blickte seinen Kameraden scharfsinnig an. »Das ist kein Gedanke, der dir gerade eben erst gekommen ist, oder?«
»Ich hatte einen Verdacht. Als wir dann ins Tal kamen, war da diese Sache mit dem falschen Grab, und dann ist noch der Legat von der Rampe gestürzt.«
Macro schüttelte den Kopf. »Das war ein Unfall.«
»Hast du gesehen, wie es passiert ist?«
Macro war erschöpft und musste sich sehr konzentrieren, um sich an die Einzelheiten der Vorgänge im Grab zu erinnern. »Wir befanden uns auf der Rampe … und wurden mit Pfeilen beschossen. Ich hörte einen Schrei … drehte mich um und sah den Legaten nach unten stürzen. Ja, es war ein Unfall.«
»Sag mir, wer dem Legaten am nächsten gestanden hat, als es geschehen ist.«
»Hamedes war da«, antwortete Macro und sah Cato plötzlich gespannt an.
»Hamedes.« Cato nickte. »Genau.«
Macro brauchte einen Moment, um diese Beschuldigung zu verarbeiten. »Willst du damit sagen, dass er ein Verräter ist?«
»Dies würde voraussetzen, dass er die Seiten gewechselt hat. Aber ich glaube, dass er von Anfang an unser Gegner war. Denk einmal darüber nach, Macro. Wie lautet denn seine Geschichte? Er war der einzige Überlebende von Ajax’ Überfall auf seinen Tempel.«
»Ja, aber er wurde von Ajax verschont, damit er berichten konnte, wer die Verantwortung dafür trug. Ajax hat ja immer wieder Zeugen am Leben gelassen.«
»Das stimmt«, erwiderte Cato. »Deshalb waren wir ja geneigt, ihm zu glauben.«
Macro schüttelte den Kopf. »Das ist zu weit hergeholt, Cato. Wenn wir einen Verräter unter uns haben, dann ist es nicht Hamedes. Ich kenne den Jungen gut genug. Er war stets aufrichtig. Er hat sich doch jeder Gefahr an unserer Seite gestellt. All das, was du da erwähnst, ist einfach nur Zufall.«
»Wie die Kobra in unserem Zelt? Hast du dich je gefragt, wo die hergekommen ist? Ist dir aufgefallen, dass Hamedes einen großen Seesack dabeihatte, als er den Prahm in Alexandria bestieg? Als wir von Bord gingen, war er wesentlich kleiner. Dann waren da die Bruchstücke eines zerbrochenen Krugs in der Nähe unseres Zeltes. Was mag wohl in dem Krug gewesen sein und wo ist er hergekommen? Immer nur Zufall? Sag mir, hast du nie Veranlassung gehabt, Zweifel an ihm zu hegen?«
Macro dachte an seine Zeit mit dem jungen Priester zurück. Er erinnerte sich an den Überfall auf Ajax’ Stützpunkt und das Feuer in dem Wachturm, das den Aufständischen ihre Anwesenheit verraten hatte. Hamedes könnte das Feuer ohne Weiteres entzündet haben, während alle Soldaten beschäftigt waren. Die Erinnerung an dieses Ereignis verstärkte das Misstrauen, das Cato gesät hatte.
Jemand klopfte am Türrahmen, und ein Optio trat in den Raum.
Cato blickte zu ihm hoch. »Ja?«
»Ich habe dir den Priester gebracht, Herr. Wie befohlen.«
Cato warf einen Blick auf Macro. »Dann schauen wir einmal, was Hamedes zu seiner Verteidigung zu sagen hat. Schick ihn rein und bleib hier.«
»Jawohl, Herr.« Der Optio winkte jemanden hinter dem Türrahmen herbei. »In Ordnung, Gypo, hier entlang. Zack, zack!«
Hamedes betrat mit einer Tunika bekleidet den Raum. Er sah benommen aus, als wäre er gerade geweckt worden. Als er Macro und Cato erblickte, lächelte er. »Wie kann ich euch helfen, Herr?«
Cato sah ihn ausdruckslos an und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Zunächst könntest du mir einmal sagen, wie du wirklich heißt.«
Hamedes’ Lächeln verblasste. »Entschuldigung? Was hast du gesagt, Herr?«
»Du hast mich sehr wohl gehört.
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